Die historischen Teppiche der Stadt Köln sind versteigert. Daran konnten auch zwei Kölner Bürgermeister (bisher) nichts ändern.
Kölner HistorieUnerwartet hohe Summe: Queen-Teppiche der Stadt sind versteigert
Alle öffentliche Empörung, bitterböse Kritik an der Verwaltung und sogar ein letzter Brief an OB Henriette Reker halfen nichts: Im Auftrag der Stadt versteigerte am Donnerstag (17. November 2022) das Kunsthaus Lempertz vier kostbare und historisch wertvolle Teppiche aus dem Rathaus, auf denen auch schon die Queen und US-Präsident John F. Kennedy standen.
Das Ergebnis: Am Ende stand die unerwartet hohe Summe von 177.000 Euro!
Stadt Köln versteigert historische Teppiche für 177.000 Euro
Um 16.17 Uhr war es so weit. Die Nummern 481 bis 484 aus dem Lempertz-Katalog wurden aufgerufen: Vier einzigartige Perserteppiche, vor über 80 Jahren im Nordiran gefertigt.
Der Größte, der bei einem Aufruf von 22.000 Euro startete, hat 87 Quadratmeter Fläche und 400 Kilo Gewicht. Und ging für satte 80.000 Euro über den Tisch. Lempertz-Chef Prof. Henrik Rolf Hanstein kommentierte das Ergebnis mit den Worten: „Da wird sich die Oberbürgermeisterin freuen.“
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Der Kleinste (44 Quadratmeter) kletterte von anfangs 7500 Euro am Ende auf 46.000 Euro. Zwei weitere Teppiche erzielten 40.000 und 11.000 Euro. „Das internationale Interesse ist sehr groß“, hatte Lempertz-Sprecherin Dr. Ingrid Gilgenmann vor der Auktion gesagt.
Aber ebenso groß war der Aufschrei aus der Politik. Nach der Kritik von Bürgermeister Dr. Ralph Elster (EXPRESS berichtete) hatte sich auch Andreas Hupke (Bürgermeister Innenstadt, Grüne) eingeschaltet und schrieb noch vor der Auktion an OB Reker, dass die Mehrheit der Bezirksvertretung die Versteigerung stoppen will.
Hupke empörte sich zudem über „eine skandalöse Nichtbeachtung demokratischer Gremien, die vom Volke gewählt worden sind.“
Aber nicht nur das. Der Grüne wollte den Verkauf auch verhindern, weil die Teppiche eng mit der dunklen Nazi-Historie verknüpft sind. Denn die überdimensionalen Stücke wurden von 1937 bis 1942 für die Reichskanzlei und somit für den Kriegsverbrecher Hermann Göring gefertigt.
Hupke: „Für uns ist das Thema noch lange nicht durch“
Mit dem Verkauf, so Hupke, würde die Stadt „ die Möglichkeit geben, ein Originalstück von Nazi-Größen kaufen zu können. Vielleicht an Sammler, die sich dann diese Teppiche in ihre Schlösser legen. Das wäre dann wie in diesem Hitler-Streifen Schtonk!“
Für reichlich Stunk will Hupke auch nach der Auktion sorgen. „Für uns ist das Thema noch lange nicht durch.“ Am Ende gingen die Teppiche für insgesamt 177.000 Euro weg. Abzüglich Provision für Lempertz dürften so mehr als 130 000 Euro in die Stadtkassen fließen.