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Jagd nach ParksündernKölner Anwalt engagiert 18-jährigen „Anzeigenhauptmeister“

Niclas Matthei macht Fotos.

So dreht Niclas Matthei als selbsternannter „Anzeigenhauptmeister“ seine Kontrollrunden, um Verkehrsverstöße zu überführen.

Niclas Matthei ist als selbst ernannter „Anzeigenhauptmeister“ unterwegs und zeigt Falschparker an. Ein Kölner Anwalt will die Bekanntheit des Knöllchenjägers nun für eine andere Firma nutzen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Er sorgt derzeit in ganz Deutschland für Diskussionen. Niclas Matthei hat es als selbst ernannter „Anzeigenhauptmeister“ zu einem großen Bekanntheitsgrad gebracht. Der 18-Jährige ist Anschwärzer vom Dienst und geht in seiner Freizeit auf Knöllchenjagd.

Im leuchtenden Signal-Outfit radelt der informelle Mitarbeiter des Ordnungsamtes durch die Gegend und hält Ausschau nach Autos, die auf dem Gehweg parken, Einfahrten blockieren oder andere Verkehrssünden begehen. Mit dem Handy schießt er Beweisfotos und übermittelt die Vergehen ans Ordnungsamt.

Niclas Matthei hat im vergangenen Jahr 4247 Anzeigen erstattet

Die Videos, die das Fernsehteam von „Spiegel TV“ mit dem Hobby-Sheriff gemacht hat, gehen im Netz viral und sorgen für hitzige Debatten. „Gesetz ist Gesetz. Ich will die Straßenverkehrsordnung durchsetzen“, begründet die Nervensäge vom Dienst gegenüber EXPRESS.de seine Motivation.

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2023 war er in 84 Städten aktiv und hat dabei 4247 Anzeigen erstattet. Die Meldungen brachten durch Buß- und Verwarngelder mehr als 140.000 Euro ein. „Es wäre nicht verkehrt, mich als Denunziant zu bezeichnen. Aber das kommt alles der Allgemeinheit zugute“, sagt er. Beim heimischen Karnevalsumzug in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) hing an einem Wagen das Plakat: „Der Maler hat den Kleister. Hänichen den Anzeigenhauptmeister. Ojeh!“

Niclas Matthei macht ein Foto von einem Auto.

Immer auf der Suche nach Verkehrsverstößen. Niclas Matthei dokumentiert mit seinem Handy alles.

Das Treiben des 18-Jährigen mit dem Fahrrad und dem „Polizfi“-Schild beschäftigt inzwischen echte Szenegrößen. Rapper Finch war im Studio, um einen „Diss-Track“ aufzunehmen, weil er selbst von Matthei angezeigt wurde. „Der Anzeigenhauptmeister macht den Staat immer reicher. Ganz egal in welcher Stadt, Anzeigen ist es, was er macht. Hast du mal falsch geparkt, dann kommt er an tatütata“, heißt es im Song.

Hier die Hörprobe des Finch-Songs über den „Anzeigenhauptmeister“ sehen:

Auch Streamer Montana Black ist auf 180. In dessen Heimatstadt Buxtehude hat Matthei auch schon Knöllchen verteilt. „Menschen, die so etwas machen, sind ungeliebte, ungef***e, in der Schule gemobbte Außenseiter. Am Ende haben sie sich dazu entschlossen, weil das Leben so unfair zu denen ist, uns alle zu bestrafen und uns auf den Sack zu gehen“, tobt der Twitch-Star. „Der wird irgendwann eine vorn Latz bekommen, da könnt ihr die Uhr nach stellen“.

Rechtsanwalt Oliver Lüsgens aus Köln.

Der Kölner Oliver Lüsgens wurde jüngst bei der Wiener Rechtsanwaltskammer als Europäischer Anwalt vereidigt und unterstützt nun auch die Firma „Zupf Di“ bei der Verfolgung von Falschparkern.

Dem Kölner Anwalt Oliver Lüsgens ist der Hype um den Falschparker-Jäger nicht entgangen. „Wir wollen ihn moralisch auf die richtige Seite ziehen, damit er vom Denunziantentum wegkommt“, sagt er.

Ab Mitte März soll Matthei für die App falschparkermelden.de auf 510-Euro-Basis arbeiten. Lüsgens wird von dem Unternehmen oft als Anwalt beauftragt, um das Recht von Privatpersonen oder Firmen, die unter Falschparkern auf ihrem Grundstück leiden, durchzusetzen.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Über 25.000 Nutzer haben sich bereits bei der App registriert, um Parkvergehen zu melden. Neuerdings kooperiert das Unternehmen auch mit der Firma „Zupf di“ aus Österreich. „Stellplätze sind rares Gut in der Großstadt. Wir sind Problemlöser, die eingeschaltet werden, wenn beispielsweise vor Steuerberater- oder Arztpraxen unrechtmäßig geparkt wird“, sagt Lüsgens zu EXPRESS.de.

„Niclas Matthei ist wie ein laufendes Parkverbotsschild. Er ist ein idealer Außendienstmitarbeiter, der entweder werbewirksam melden oder Privatleute sensibilisieren kann, damit die ihre Rechte durchsetzen können“. Aktuell macht der 18-Jährige eine Ausbildung im medizinischen Bereich. Gut möglich, dass er künftig mit seinem Hobby den Blutdruck von noch mehr Menschen hochtreiben wird.