„Dürfen uns nicht erpressen lassen“Das sagt die Politik zum dunklen Kölner Dom – SPD plädiert für Ausnahme

Blick auf den Kölner Dom nach 20.30 Uhr am 26. März 2022. Anlässlich der Earth Hour wurde die Beleuchtung für eine Stunde ausgeschaltet.

Der Kölner Dom, hier am 26. März 2022 zu sehen, wird nachts nichts mehr angeleuchtet, um Energiekosten zu sparen.

Der Kölner Dom bleibt in der Nacht dunkel: Die Beleuchtung wird ab 23 Uhr abgestellt, um Energiekosten zu sparen. EXPRESS.de hat die großen Parteien nach ihrer Meinung zu der Maßnahme befragt.

von Niklas Brühl  (nb)

Mit zahlreichen eingeleiteten Maßnahmen möchte die Stadt Köln den steigenden Energiekosten entgegentreten. So wurde unter anderem beschlossen, dass die Beleuchtung des Kölner Doms ab 23 Uhr ausgeschaltet wird – im Herbst sogar schon ab 22 Uhr.

Genauso ergeht es den Pylonen am RheinEnergie-Stadion. Auch die Straßenbeleuchtung soll nur noch auf 50 Prozent der eigentlichen Leistungsstärke laufen.

Die Kölner Bürger und Bürgerinnen diskutieren eifrig über die Entscheidungen, es stellen sich Fragen wie: Geht der Stadt so ein Stück weit die Identifikation mit dem hellerleuchteten Kölner Dom verloren? Werden durch die Dunkelheit neue Räume für mehr Kriminalität geschaffen? Oder sind die Maßnahmen in dieser Form genau richtig?

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EXPRESS.de hat bei den politischen Vertretern der großen Parteien nachgefragt, wie diese die weitreichenden Maßnahmen beurteilen.

SPD wünscht sich Ausnahme beim dunklen Kölner Dom

Christiane Jäger, die Vorsitzende der Kölner SPD, hat eine klare Meinung zu den Energiesparmaßnahmen der Stadt: „Den Energieverbrauch zu senken ist das Gebot der Stunde! Hier muss die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen, damit auch private Haushalte mitziehen. Hier hilft jede eingesparte Kilowattstunde, damit wir gemeinsam besser durch den Winter kommen. Angesichts der Dimension der Herausforderungen ist jetzt entschlossenes Handeln notwendig und da sind die gemachten Vorschläge ein guter Anfang.“

SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Joisten betont, dass eine genaue Prüfung der Maßnahmen notwendig sei, um die Kriminalität in der Stadt nicht zu befeuern: „Bei allen notwendigen Einsparungen dürfen keine neuen Angsträume entstehen. Deshalb fordern wir genau zu prüfen, ob 50 Prozent des Restlichts für ein positives Sicherheitsempfinden ausreichen. Hier müssen auch die Seniorenvertretungen und Seniorennetzwerke einbezogen werden.“

Joisten würde sich darüber hinaus auch noch wünschen, dass der Kölner Dom nicht an allen Tagen in der Woche in der Dunkelheit verschwindet: „Wir schlagen allerdings vor, dass für die Kölnerinnen und Kölner und die Gäste aus aller Welt zumindest samstags für drei Stunden nach Sonnenuntergang der Dom wie bisher beleuchtet werden sollte. So kann er gerade in diesen Zeiten den Menschen Zuversicht spenden.“

FDP über den Dom in der Dunkelheit: „Es geht wohl um die Symbolik“

Ulrich Breite, Fraktionsgeschäftsführer der FDP, sieht die Maßnahmen der Stadt positiv: „Sicherlich besteht aufgrund der Versorgungskrise durch Russland und des andauernden Krieges in der Ukraine großer Handlungsbedarf im Bereich der Energiesicherheit. Wir dürfen uns von Putin nicht erpressen lassen. Deswegen ist es nur richtig, dass auch wir als Stadt Köln unsere Konsequenzen aus dem Geschehenen ziehen und handeln.“

Bei dem Ausstellen der Beleuchtung des Domes und anderen bedeutsamen Gebäuden gehe es wohl mehr um Symbolik, sagt Breite weiter. Ob durch das Ausstellen der Beleuchtung des Domes bedeutsam Energie eingespart werde, wage er zu bezweifeln. Deswegen müsse man sich tatsächlich die Frage stellen, inwieweit dieser Symbolcharakter einen Einschnitt in die Identifikation der Stadt rechtfertigt.

„Sicherlich entsteht bei Nichtbeleuchtung des Doms kein neuer Angstraum. Doch Unterführungen, die Umgebung des Hauptbahnhofes und der KVB-Haltestellen von Bahnhöfen müssen weiterhin gut beleuchtet sein, damit sich jede Kölnerin oder jeder Kölner in unserer Stadt wohl und sicher fühlt“, gibt der FDP-Fraktionsgeschäftsführer zu bedenken.

Kölner Dom: Die Grünen unterstützen Energiesparmaßnahmen der Stadt

Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Köln, zeigt sich über die Entscheidungen der Stadt erfreut: „Wir unterstützen es sehr, dass die Verwaltung angesichts der Energiekrise den städtischen Verbrauch mit solchen Maßnahmen senken wird. Das ist einer der Schritte, die wir brauchen, um als Stadtgesellschaft gut durch Herbst und Winter zu kommen und es kann Vorbildcharakter haben für Privathaushalte, Unternehmen und Institutionen.“

Sie halte die Maßnahmen für angemessen und vertraue auf eine gut bedachte Umsetzung durch die Verwaltung. „Der Dom wacht selbstverständlich auch im Dunkeln über unsere Stadt“, sagt Martin.

In der Politik herrscht also größtenteils Einigkeit über die Energiesparmaßnahmen der Stadt. Bei den Sicherheitsbedenken gibt es jedoch nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern Bedenken.