Lage am EbertplatzKölner Politiker schlägt Alarm: „Noch skrupelloser als die Drogendealer“

Mehrere Personen sitzen oder liegen auf Steinbänken, andere stehen davor, teilweise haben sie eine Bierflasche dabei.

Die Goldketten-Räuber seien noch skrupelloser als die aggressiven Drogendealer am Ebertplatz (hier die Szene am 25. April 2024), meint der Kölner CDU-Politiker Florian Weber.

Erst die Drogenszene, jetzt noch die Goldketten-Bande: Am Ebertplatz kehrt keine Ruhe ein. Der Kölner CDU-Ratsherr Florian Weber spricht von einer neuen Qualität der Gewalt.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Der Bereich Ebertplatz gilt schon lange als Drogen-Hotspot. Doch seit Wochen treibt dort jetzt auch noch die brutale Goldketten-Bande ihr Unwesen.

„Die Situation ist angespannt“, sagt CDU-Ratsherr Florian Weber (43) am Mittwoch (31. Juli 2024) im Gespräch mit EXPRESS.de. Überfälle auf offener Straße, bei denen Unbeteiligten der Schmuck vom Hals gerissen wird – das, so Weber, habe eine neue Qualität.

Kölner CDU-Politiker: Es bleibt nicht beim Raub von Goldketten

Die jugendlichen Halsketten-Räuber halten sich auch am Ebertplatz auf. „Sie gehen mit noch größerer Skrupellosigkeit vor als die Personen aus der aggressiven Dealerszene, die wir bislang kannten“, erzählt der Politiker, der selbst in der Nähe des Platzes wohnt.

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Die Bande würde nahezu täglich am Ebertplatz und am Eigelstein zuschlagen. Und dabei bliebe es nicht beim Raub von Goldketten.

Florian Weber: „Wir kriegen aus den Wohngebieten am Eigelstein und im Kunibertsviertel sowie von dortigen Geschäftsleuten mit, dass die Zahl der Einbrüche gestiegen ist – in Keller sowie in Geschäftsräume.“ Das Problem, so der CDUler sei also noch größer, als die bedrohlichen Raube auf offener Straße.

Goldketten vom Hals gerissen: Polizei Köln durchsucht Jugendeinrichtung

Seit mehreren Monaten sorgt die Goldkettenbande in Köln für Angst und Schrecken. Die Polizei hat bereits mehrere Tatverdächtige festgenommen und eine Jugendeinrichtung durchsucht. Dabei wurde mutmaßliches Diebesgut (neben Goldketten unter anderem auch Smartphones, Basecaps mit Etiketten, teure Kopfhörer) sichergestellt.

Zuletzt wurde am Montag (29. Juli) einer Kölnerin (49) in der Zwischenebene der U-Bahnhaltestelle am Ebertplatz die Goldkette vom Hals gerissen, nachdem ein Jugendlicher sie angesprochen hatte.

Auch Supermarkt am Eigelstein kriegt laut Kölner Politiker täglich „Besuch“

„Die lassen sich nichts sagen! Die klassischen Dealer lassen sich vom KVB-Sicherheitsdienst verscheuchen, ‚die Neuen‘ sind deutlich rücksichtsloser“, so Florian Weber. So würde ein Teil der Bande dealen (in der KVB-Zwischenebene), ein Teil klauen, ein Teil rauben.

Ein Tatverdächtiger mit Krücken, der in der Nacht zum 24. Juli auf der Weidengasse sein späteres Opfer erst um eine Zigarette bat, sei wenig später munter am Eigelstein und auf dem Ebertplatz aufgetaucht. Weber: „Die Gruppe, die da ihr Unwesen treibt, kann man gut zuordnen.“ Die Polizei sei zwar hochaktiv, so der Politiker: „Es ist aber eine neue Herausforderung.“

Auch ein Supermarkt am Eigelstein würde laut Florian Weber nahezu täglich „Besuch“ von einer Gruppe Jugendlicher kriegen. „Die versuchen, zu klauen. Indem sie zu mehreren auftauchen, kann der Sicherheitsmann des Marktes nicht die ganze Gruppe im Auge behalten und dingfest machen“, erklärt der 43-Jährige.

Kölner Politiker: Standpunkt für Jugendeinrichtung nicht gut gewählt

Der Politiker kritisiert, dass besagte Jugendeinrichtung, in der seit Februar alleinreisende, geflüchtete Jugendliche untergebracht und betreut werden, genau zwischen den Brennpunkten Breslauer Platz und Ebertplatz liege. „Aus meiner Sicht, ist der Standpunkt nicht gut gewählt“, so Florian Weber.

Der CDUler beklagt: „Die Beeinträchtigung der Menschen im und am Ebertplatz ist schlimmer geworden.“ Vor nicht allzu langer Zeit habe ein Galerist aus der Ebertplatz-Passage mit Blick auf die aggressive Dealerszene gesagt, dass es so schlimm wie noch nie sei. Weber: „Jetzt merken wir, dass es doch noch schlimmer geht.“

Dass Leute auf offener Straße brutal überfallen werden, sei bis vor Kurzem noch selten gewesen. Der Politiker: „Da ging es eher um Trickdiebstähle – das war die Welt vorher.“