Vielen Menschen sei gar nicht klar, wie viel Platz ein Drehleiterwagen brauche, sagt der Kölner Feuerwehrchef. Erst kürzlich gab es einen schlimmen Vorfall, weil ein Einsatzfahrzeug nicht durchkam.
Mann (†64) tot wegen FalschparkerFeuerwehren schlagen Alarm: „Bis man die nächste Wasserkiste schleppen muss“

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Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr wird im April 2025 von einem Feuerwehrmann in einer engen Straße eingewiesen.
Der Rettungswagen muss hin und her manövrieren und über den Bürgersteig fahren, ehe er es um die Ecke schafft, das große Feuerwehrfahrzeug kommt gar nicht erst in die Straße: In einem Kölner Wohngebiet parken Autos am Fahrbahnrand und so nah an der Kurve, dass für Einsatzwagen nicht genug Platz bleibt.
Bei einem Ortstermin handelt es sich zum Glück nur um eine Probefahrt der Feuerwehr – aber im Notfall können Behinderungen durch falsch parkende Autos schlimme Folgen haben.
64-Jähriger stirbt nach Brand in Humboldt-Gremberg
So geschehen vor wenigen Wochen in Humboldt-Gremberg. Auf dem Weg zu einem Wohnungsbrand konnte der Drehleiterwagen wegen eines im Halteverbot geparkten Autos nicht in eine Straße einbiegen. Deswegen konnte die Feuerwehr einen Mann (†64) nicht mit der Drehleiter aus dem zweiten Stock retten. Mit schwersten Verbrennungen sprang er schließlich in ein Sprungtuch, starb aber zwei Wochen später.
„Die Feuerwehr hätte ihn auf jeden Fall schneller retten können, wenn sie nicht behindert worden wäre“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Gegen den Falschparker ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung.
Immer wieder bereiten falsch parkende Autos den Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen Sorgen – wenn auch eher selten mit derart gravierenden Folgen. „In den letzten Jahren haben die Probleme tendenziell deutlich zugenommen“, sagt der Geschäftsführer des Verbands der Feuerwehren in NRW, Christoph Schöneborn. Hauptgrund sei der knappe Parkraum vor allem in Großstädten, aber auch in kleineren Gemeinden.
In Wohnvierteln seien es oft die Anwohner und Anwohnerinnen, die ihr Auto nach Feierabend illegal abstellten. „Dabei gefährden sie so ja ihre eigene Sicherheit“, warnt Schöneborn. Viele Städte hätten das Thema auf dem Schirm und versuchten, die Menschen zu sensibilisieren und Parkverstöße verstärkt zu sanktionieren. „Aber man kann natürlich nicht alle Bereiche gleichzeitig kontrollieren.“
Wie sieht es mit dem Parken in eurem Veedel aus? Gibt es dort auch viele Falschparker? Dann meldet euch bei uns!
In Düsseldorf etwa hat das Ordnungsamt im vergangenen Jahr fast 3.700 Verwarnungen für das Halten und Parken auf Feuerwehrflächen ausgesprochen, 1.200 Autos wurden deswegen abgeschleppt. In Köln seien rund 20.000 Knöllchen an Parksünder und Parksünderinnen verteilt worden, die etwa den vorgeschriebenen Fünf-Meter-Abstand zu Kreuzungen nicht eingehalten oder in zu engen Straßen gestanden hätten, berichtet Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer.
„Vielen Autofahrern ist im Alltag gar nicht bewusst, wie viel Platz unsere Fahrzeuge brauchen“, sagt der Kölner Feuerwehrchef Christian Miller. Der Drehleiterwagen habe einen Wendekreis von 21 Metern. „Vor allem, wenn Fahrzeuge in Kreuzungs- oder Kurvenbereichen parken, bekommen wir Probleme.“
„Wollen Verständnis wecken“
Bei gemeinsamen Erkundungsfahrten fahren Feuerwehr und Ordnungsamt in Städten wie Köln und Düsseldorf regelmäßig neuralgische Bereiche ab. „Wir wollen dadurch bei den Bürgern Verständnis wecken für die Erfordernisse der Feuerwehr“, sagt Miller.
Bei den Probefahrten werden manchmal auch noch andere Hindernisse festgestellt, etwa zu breite Baustellenabsperrungen oder Verkehrsschilder an Einmündungen. Dies werde an die zuständigen Stellen weitergeleitet, versichert Ordnungsamtschef Mayer.
Diejenigen, die die Feuerwehrautos steuern, erhalten laut Miller spezielle Trainings für das Rangieren an Engstellen und die Personen der einzelnen Wachen würden ihren Bereich gut kennen. „Teilweise fahren sie einen Einsatzort zusätzlich von einer anderen Seite her an, wenn sie wissen, dass es sonst schwierig werden könnte“, schildert Miller.
Dass die Feuerwehr bei einem Einsatz Anzeigen stelle, komme eher selten vor und für das Abschleppen sei keine Zeit. Wenn es gar nicht anders gehe, werde das störende Fahrzeug „weggedrückt“ – auch wenn es dabei beschädigt werden könnte, teilt die Düsseldorfer Feuerwehr mit.
Die Essener Feuerwehr verzichtet auf Erkundungsfahrten oder Aktionswochen. Denn leider habe das keinen nachhaltigen Effekt, genauso wenig wie Verwarnungen des Ordnungsamtes. „Das hält dann so lange vor, bis man die nächste Wasserkiste schleppen muss“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Ein paar Stunden später stünden wieder Autos an derselben Stelle. Denn das Grundproblem des knappen Parkraums bleibe nun mal bestehen.
„Viel mehr, als an die Vernunft der Menschen zu appellieren, bleibt uns nicht“, sagt auch Miller. „Dabei müsste doch eigentlich jeder verstehen, dass es im Notfall oft um Menschenleben geht.“ (dpa)