Aufruhr in KölnNeue Bande sorgt am Ebertplatz für Angst – „die wollen den Platz übernehmen“

Einsatzkräfte der Polizei stehen um mehreren Verdächtige herum.

Am Ebertplatz stellten die Einsatzkräfte der Polizei am Mittwoch (10. Juli) mehrere Verdächtige.

Die Fälle gleichen sich: Mit Raubüberfällen verbreitet eine Bande Jugendlicher in Köln Angst und Schrecken.

von Chris Merting  (mert)

Wieder einmal rasen mehrere Streifenwagen zum Ebertplatz und über den Eigelstein. Wieder einmal sind Halsketten-Räuber der Anlass, die es auf ältere Opfer abgesehen haben. In den Fokus rückt eine Gruppe von Jugendlichen, die aus Nordafrika stammen sollen. Die machen sich seit einiger Zeit im Veedel breit und sorgen wegen ihres äußerst aggressiven Auftretens für große Sorge und Unverständnis.

Der jüngste Vorfall einer ganzen Raubserie ereignete sich am Mittwoch (10. Juli 2024). In einem Geschäft am Ebertplatz soll ein mutmaßlich 13 Jahre alter „Junge“ einem 67 Jahre alten Senior die Goldkette vom Hals gerissen und den Mann körperlich angegriffen haben.

Mehrere Raube in kurzer Zeit halten die Polizei in Köln in Atem

Zeugen hielten den Jugendlichen bis zum Eintreffen der Polizei fest. Der 67-Jährige Mann erlitt laut Polizei leichte Verletzungen und wird nun durch den polizeilichen Opferschutz betreut.

Alles zum Thema Ebertplatz

„Da der Angreifer deutlich älter wirkt als 13 Jahre, haben die Ermittler nun ein Altersgutachten beantragt“, teilte die Polizei am Freitag (12. Juli) weiter dazu mit.

Nach bisherigem Stand soll der junge Mann gegen 15 Uhr sein späteres Opfer vor der Tat auf einem Gehweg am Eigelstein angerempelt haben und ihm anschließend in das Geschäft gefolgt sein. Dort habe er dem älteren Herrn gewaltsam von hinten die Kette entrissen. „Derzeit werden Zusammenhänge zu ähnlich gelagerten Taten geprüft“, so die Polizei.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Es war bereits der dritte Halskettenraub am Ebertplatz innerhalb weniger Tage. Ein 62-Jähriger ist am Dienstagabend (9. Juli) Opfer eines Überfalls geworden. Wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte, haben Einsatzkräfte nach dem Raub einen 14-Jährigen in Tatortnähe angetroffen, der in Verdacht steht, dem 62-Jährigen seine Kette vom Hals gerissen zu haben.

Wenige Stunden zuvor hatte ein Jugendlicher eine 70-jährige Frau attackiert. Der Überfall ereignete sich, als die Seniorin vom Theodor-Heuss-Park kommend in Richtung Ebertplatz unterwegs war. Ein junger Mann folgte ihr, bevor er auf sie zulief und ihr die Kette gewaltsam entriss. Der Tatverdächtige ist nach Angaben der Polizei etwa 17 Jahre alt, schlank und schwarzhaarig.

Auch Touristin aus England beklaut – Tasche war weg

Am Sonntagnachmittag (7. Juli) hatte ein als 15 bis 18 Jahre alt beschriebener Unbekannter im Agnesviertel am Krefelder Wall/Prälat-Otto-Müller-Platz einer Seniorin (78) die Goldkette vom Hals gerissen.

Einer Touristin aus England wurde die Handtasche von einem Jugendlichen geklaut, die Tasche war über den Stuhl der Außengastronomie gehängt. Der Jugendliche entkam am Ebertplatz.

Im Zusammenhang mit dem jüngsten Halskettenraub stellte die Polizei am Eigelstein auch weitere Jugendliche und kontrollierte sie. Im Veedel kennt man sie, obwohl sie erst seit einiger Zeit am Ebertplatz auftreten. Und zwar derart aggressiv, dass selbst „alteingesessene“ Dealer einen großen Bogen um sie machen. Einer sagt zu EXPRESS: „Die werfen manchmal alles ein, was billig ist und dröhnt. Dann gibt es immer Ärger.“

Kölner Plätze und ihre Namensgeber

Plätze in Köln: Nach diesen Personen sind sie benannt

Blick über den Chlodwigplatz in Köln.

Der Verkehrsknotenpunkt in der Altstadt-Süd am Severinstorburg trägt den Namen des Merowingerkönigs Chlodwig (466-511). Er besiegte im Jahr 481 den letzten römischen Statthalter in Nordgallien und setzte so der römischen Herrschaft ein Ende. (Foto: 27. Mai 2020)

Der Erzbergerplatz in Köln.

Der Erzbergerplatz in Köln trägt seinen Namen seit 1923 in Anlehnung an Matthias Erzberger. Er war Politiker in der katholischen Zentrumspartei zu Zeiten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. 1918 unterzeichnete Matthias Erzberger das Waffenstillstandsabkommen im französischen Compiegne, welches die militärischen Auseinandersetzungen im Ersten Weltkrieg faktisch beendete. 1921 wurde Erzberger im Alter von 45 Jahren ermordet. Die Täter: Deutschnationale Gegner der Demokratie.(Foto: 8. September 2022)

Übersicht über den Verkehr auf dem Barbarossaplatz in der Kölner Innenstadt.

Der Barbarossaplatz trägt seinen Namen seit 1883 und leitet sich von Friedrich I. (1122-1190) ab, der zwischen 1155 und 1190 Kaiser des römisch-deutschen Reiches war und gemeinhin als Barbarossa (Italienisch: Rotbart) bezeichnet wurde.(Foto: 19. Juni 2020)

Neuehrenfeld
Lenauplatz mit am Brunnen spielenden Kind. (Erlaubnis eingeholt) Foto: Martina Goyert

Der 1.500 qm große Lenauplatz in Neuehrenfeld ist nach Nikolaus Lenau (1802-1850), einem österreichischen Schriftsteller der Spätromantik, benannt. Er gilt als größter Lyriker Österreichs im 19. Jahrhundert. In anderen deutschen Großstädten wie München, Hamburg, Berlin und Frankfurt sind Straßen nach Lenau benannt. (Foto: 30. Juli 2020)

Der Kurt-Hackenberg-Platz in Köln im Herbst.

Der Kölner Kurt-Hackenberg-Platz im Herbst. Aber wer steckt eigentlich hinter dem Namen? Kurt Hackenberg (1914-81) war als Kulturdezernent der Stadt Köln (1955-79) maßgeblich am Bau von Museen (Römisch-Germanisches, Ludwig und Wallraf-Richartz) beteiligt, förderte das Tanztheater und den Kölner Kunstmarkt. Seit 1986 trägt der Platz diesen Namen. (Foto: 14. November 2021)

Der Ebertplatz in Köln bei Nacht.

Der Ebertplatz verdankt seinen heutigen Namen dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik: dem gebürtigen Heidelberger SPD-Politiker Friedrich Ebert (1871-1925). Ab 1887 wurde der Platz in der Kölner Neustadt-Nord als Deutscher Platz bezeichnet. Nach dem Ersten Weltkrieg hieß er Platz der Republik, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Adolf-Hitler-Platz. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekam er erneut den Namen Deutscher Platz. Erst 1950 erfolgte die Umbenennung in Erinnerung an Friedrich Ebert.(Foto: 10. März 2021)

Der Kölner Opernbrunnen ist ein Brunnen auf dem Offenbachplatz vor der Kölner Oper.

Der Offenbachplatz vor dem Opernhaus wurde bei der Neugestaltung der Innenstadt nach dem Krieg geschaffen. Den Namen verdankt er nicht etwa der hessischen Stadt Offenbach, sondern dem Komponisten Jacques Offenbach (1819-1880). Der Franzose wurde in Köln geboren: im Haus Großer Griechenmarkt 1. (Foto: 10. August 2020)

Das DGB Gewerkschaftshaus auf dem Hans Böckler Platz in der Kölner Innenstadt.

Der Platz beim Stadtgarten und dem Bahnhof Köln-West ist nach dem Gewerkschafter Hans Böckler (1875-1951) benannt. Böckler war von 1949 an der erste Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Er lebte nach dem Zweiten Weltkrieg im Akazienweg 125 in Bickendorf und wurde 1951 sechs Wochen vor seinem Tod Ehrenbürger der Stadt Köln. (Foto: 24. August 2020)

Bläck Fööss spielen das Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bandbestehen auf dem Roncalliplatz vor dem Dom in Köln.

Bläck Fööss spielen ihr Jubiläumskonzert auf dem gut gefüllten Roncalli-Platz. Der Platz vor dem Dom trug über 100 Jahre lang gar keinen Namen. Erst seit 1971 heißt er Roncalliplatz, benannt nach dem Italiener Angelo Giuseppe Roncalli (1881-1963). Roncalli wurde 1958 zum Papst Johannes XXIII. ernannt. (Foto: 19. August 2022)

Der Rathenauplatz im Rathenau-Viertel in Köln.

Der kleine Park an der Roonstraße gegenüber der Synagoge zwischen Linden- und Zülpicher Straße heißt Rathenauplatz. Walther Rathenau (1867-1922) war Politiker (Deutsche Demokratische Partei), Industrieller und Schriftsteller. 1922 wurde Rathenau Reichsaußenminister der Weimarer Republik. Nach nur knapp fünf Monaten Amtszeit wurde er von zwei rechtsextremen Offizieren ermordet. (Foto: 8. September 2022)

Die Hahnentorburg am Rudolfplatz in Köln.

König Rudolf I. von Habsburg (1218-91) ist der Namenspate des Rudolfplatz an der Hahnentorburg. Kurfürsten wählten ihn im Oktober 1273 zum König. Er wurde vom Kölner Erzbischof Engelbert in Aachen gekrönt. Drei Jahre vor Rudolfs Tod fand die berühmte Schlacht bei Worringen statt. Dabei wurde Erzbischof Siegfried besiegt und die erzbischöfliche Stadtherrschaft abgeschüttelt. (Foto: 27. Mai 2022)

Bezirksbürgermeisterin Dr. Diane Siebert (in Grün gekleidet) übergibt symbolisch den Schlüssel des Bezirksrathauses an Michael Gerold, Vorsitzender der Nippeser-Bürgerwehr (Appelsinefunke) auf dem Wilhelmplatz in Nippes.

Weiberfastnacht auf dem Wilhelmsplatz, der seinen Namen von Wilhelm I. (1797-1888) bekommen hat. Wilhelm wurde 1861 zum König von Preußen erhoben und im Jahr 1871 in Versailles zum Kaiser des neu geschaffenen Deutschen Reiches ausgerufen. Der Platz wurde nach ihm benannt, nachdem der Kaiser als Ehrengast zur Fertigstellung des Doms im Oktober 1880 nach Köln gekommen war. (Foto: 11. Februar 2021)


31.03.2020  Köln  Wallrafplatz  Köln City

Foto: Csaba Peter Rakoczy

Im Jahr 1830 gab die Stadt Köln dem südwestlich vom Dom gelegenen Platz den Namen Wallrafplatz. Grund für die Namensgebung war das Gedenken an Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824), dem letztem Rektor der alten Kölner Universität und Stifter einer umfangreichen Kunstsammlung. (Foto: 31. März 2020)

Die Wasserskulptur des Künstlers Rainer Gross auf dem Ottoplatz in Köln Deutz.

Der Platz vor dem Bahnhof in Köln-Deutz trägt den Namen von Nicolaus August Otto (1832-1891). Der Maschinenbauer und Unternehmer gründete 1864 mit Eugen Langen die Gasmotorenfabrik Deutz. Gemeinsam entwickelten Otto und Langen 1876 den Ottomotor, das Vorbild für alle weiteren Verbrennungsmotoren. Otto starb in Köln, ein Gedenkstein befindet sich auf dem Friedhof Melaten.

Der Platz an der Riehler Straße zwischen Ebert- und Riehler Platz trägt den Namen von August Reichensperger.

Der Platz an der Riehler Straße zwischen Ebert- und Riehler Platz trägt den Namen von August Reichensperger (1808-95). Der Politiker und Jurist war 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und rief eine Fraktion ins Leben, aus der später die Zentrumspartei hervorging. Reichensperger gründete den Kölner Zentral-Dombauverein mit und starb im Jahr 1895 in Köln.

1/15

Anwohnende berichten von einer handgreiflichen Auseinandersetzung innerhalb der Szene zu später Stunde, bei der auch ein Messer gezückt wurde. Als einer der Jugendbande einen Mülleimer aus der Fassung treten wollten – so aus Spaß – wurden sie von einem Unbeteiligten angesprochen. Sofort sollen mehrere Jugendliche auf ihn zugestürmt sein. Nur mit Mühe soll es mit Unterstützung anderer gelungen sein, Schlimmeres zu verhindern.

Ein Anwohner, der die „Pappenheimer“ am Ebertplatz alle kennt, sagt: „Ich habe die Befürchtung, dass diese Bande den Platz übernehmen möchte.“

Die Polizei bittet weitere Zeuginnen und Zeugen, die Hinweise zum Halskettenraub geben können, sich telefonisch unter 0221/229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de beim Kriminalkommissariat 14 zu melden.

Und die Kölner Polizei hat für alle noch den Rat parat: „Tragen Sie Ihren Schmuck und Wertgegenstände körpernah. Nehmen Sie Ihr Umfeld bewusst wahr, verdecken Sie ggf. Wertgegenstände und lassen Sie sich nicht ablenken.“

Nur wenige Stunden nach dem letzten Überfall tauchten die zuvor von der Polizei festgesetzten Jugendlichen wieder auf dem Ebertplatz auf. Gerade so, als ob sie ihr Revier abschritten.