Klare WorteDeutscher Politiker wird nach CSD in Köln deutlich – „müsst euch mit vielen anlegen“

Viele Menschen stehen auf einer Brücke in Köln und feiern bei der CSD-Parade die queeren Rechte.

Nicht nur die 60.000 Menschen, die bei der Parade unterwegs waren, machten den CSD-Abschluss am Sonntag (21. Juli) zum Highlight, insgesamt kamen ca. 1,4 Millionen Menschen.

Grünen-Politiker Tim Achtermeyer hat auch auf der CSD-Parade in Köln gefeiert. Und schrieb danach emotionale Zeilen bei Facebook.

von Thomas Werner  (tw)

Deutlicher hätte sich Köln nicht positionieren können! Gut 1,4 Millionen Menschen haben am Sonntag (21. Juli 2024) bei der großen CSD-Parade in der Innenstadt für die Rechte und die Sichtbarkeit der queeren Community demonstriert. So bunt und stimmungsvoll ist Köln sonst nur an Karneval.

Bei so viel positiver Energie und Vielfalt kann man sentimental werden – selbst während der Parade flossen bei einigen Teilnehmenden die Tränen.

Kölner CSD mit 1,4 Millionen Menschen der größte in Deutschland

Aber auch am Tag danach ist der Kölner CSD – der größte in Europa – ein großes Thema in der Stadt. Und er hat Emotionen geweckt. Zum Beispiel bei Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der Grünen in Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Landtags.

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Der 30-Jährige ist längst geoutet, geht offen mit seiner Sexualität um. Aber das war nicht immer so, daran wird Achtermeyer auch beim CSD erinnert.

„Als ich erkannte, dass ich anders liebe als die meisten in meiner Klasse, war ich tief verunsichert, verschämt und ein wenig verloren“, schreibt er bei Facebook über seine Schulzeit. „Wenig später stand ich zum ersten Mal beim Kölner CSD – mindestens genau so verschämt – und spürte aber sofort, dass ich nicht allein bin und meine Liebe kein Grund zur Scham ist.“

Hier den Facebook-Post von Tim Achtermeyer ansehen:

Ein Wendepunkt, das weiß der Politiker. „In diesem Moment fühlte ich, dass ich mit meiner Art zu lieben weder allein bin, noch mich dafür schämen muss. Im Gegenteil: Ich kann laut sein und war fortan stolz darauf.“

Und jedes Jahr beim Kölner CSD kommt das Gefühl zurück. „Jeder CSD erinnert mich an diesen Augenblick, aber dieses Jahr besonders“, so Achtermeyer. Denn: „Die hart erkämpfte Toleranz ist fragil, das wurde in den letzten Jahren immer deutlicher. Doch sie ist auch stark, denn sie ist das Ergebnis vieler Menschen und ihrer Verbündeten.“

Nach Jahrzehnten der Aufarbeitung und der schrittweisen Akzeptanz in der Gesellschaft sind Homo- oder Transsexuelle wieder vermehrt Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt, auch beim CSD in Köln machten sich insgesamt 13 Personen mit unfassbaren Aktionen einen Namen.

Doch der CSD hat wieder gezeigt, wie groß die Zahl der Menschen ist, die der Community helfen wollen, ihr offen gegenüberstehen. Eine Botschaft, die der Grünen-Politiker direkt weiterleitet: „Wer immer das abschaffen will, was diese Menschen gemeinsam erkämpft haben. Ihr müsst euch mit ganz schön vielen anlegen.“

Tim Achtermeyer kam 1993 in Mönchengladbach zur Welt, wuchs in Bonn auf und machte auch dort sein Abitur. Von 2014 bis 2022 war er Mitglied des Bonner Stadtrats, seit 2022 ist er gemeinsam mit Yazgülü Zeybek Landesvorsitzender der Grünen in NRW.