Mit Trommeln und Plakaten zogen 40.000 Menschen durch Köln, um gegen Rechts zu demonstrieren. Der Protest richtete sich nicht nur gegen die AfD, sondern auch gegen CDU-Chef Merz.
Demo gegen Rechts in Köln40.000 setzen ein starkes Zeichen: Neben AfD auch CDU-Chef Merz Ziel der Kritik
Zum Finale nahmen sich noch einmal viele in den Arm. „Da steht 'ne bunte Brücke, mitten in der Stadt. Dort findet jede Farbe sicher einen Platz. Wir halten sie und sie hält uns ganz fest zusamm'n. Die bunte Brücke ist das Herz unsrer Stadt“, sangen Eko Fresh sowie die drei Brings-Mitglieder Stephan Brings, Harry Alfter und Kai Engel.
Mit dem emotionalen Song wurde ein passender Schlusspunkt nach vier bewegenden Stunden gesetzt. Das Bündnis „Köln stellt sich quer“, das von zahlreichen Vereinen, Parteien, Gewerkschaften und Initiativen unterstützt wird, hatte am Samstag (25. Januar 2025) zur Demonstration unter dem Motto „#5vor12. Laut für Demokratie“ gerufen – dabei wurden alle Erwartungen übertroffen.
Etwa 40.000 Menschen protestieren in Köln gegen Rechts
Dass die zuvor angemeldete Teilnehmerzahl von 5000 viel zu niedrig gegriffen war, hatte die Polizei schon im Vorfeld schnell erkannt. Statt nach dem Demonstrationszug die Abschlusskundgebung auf dem Heumarkt durchzuführen, wurde deshalb als Ziel der Hohenzollernring gewählt. Und der war zwischen Rudolf- und Friesenplatz komplett gefüllt.
Die Polizei sprach von rund 40.000 Menschen, die dort versammelt waren. Gewerkschafter Witich Roßmann gingen vor lauter Begeisterung die Gefühle durch: „Die Polizei zählt jetzt mithilfe einer Drohne. Wir akzeptieren keine Zahl unter 75.000“, rief er der Menge zu. Hintergrund: Im Januar 2024 hatten 70.000 auf der Deutzer Werft gegen die AfD und rechte Strömungen in Politik und Gesellschaft demonstriert.
Vom Heumarkt startete der Demonstrationszug am Samstag über den Neumarkt Richtung Ringe. In der Richmodstraße sang der Kölner Klima-Chor. Ganz vorne marschierten unter anderem Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Zugleiter Marc Michelske mit. Auch viele andere Karnevalisten – beispielsweise von der StattGarde Colonia Ahoj und den Kippa Köpp – waren dabei.
„Das ist ein Aufstand der Zukunft gegen die Vergangenheit“, nannte Roßmann den bunten Zug durch Köln. „Wir haben euch nur ein Datum gegeben, ihr habt ein Zeichen gesetzt. So bunt wie der Karneval ist unsere Stadt. Und unsere Stadt braucht kein braun. Wir haben in Köln von der braunen Vergangenheit gelernt“.
Hier die Fotogalerie von der Demo gegen Rechts in Köln anschauen:
Viele Familien zogen mit ihren Kindern durch die Stadt. Wie schon vor einem Jahr waren zahlreiche selbst gebastelte Schilder zu sehen. „Es ist nicht nur 5 vor 12, sondern auch 5 vor 1933“ stand auf einem. „Menschenrechte statt rechte Menschen“ auf einem anderen. Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Töpfen zog die Menge durch die Innenstadt. Auch Politiker wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ließen sich blicken.
Kölns Oberbürgermeisterin hielt eine Ansprache. „Ich bin so stolz, dass alle hier hingekommen sind. Denn es ist wichtig, dass wir heute für Demokratie demonstrieren“, sagte Henriette Reker. „Natürlich: Das Entsetzen über die schrecklichen Taten in Mannheim, Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg ist groß. Wir sind verunsichert dadurch, dass diese Taten von Menschen verübt worden sind, die in unserem Land Schutz suchen. Aber das darf uns auf keinen Fall dazu bewegen, in die Arme von Rechtspopulisten zu laufen“.
Seid ihr bei der Demo auch dabei gewesen? Schickt uns eure Fotos oder Videos:
Reker verwies darauf, dass im vergangenen Jahr 34.000 rechts motivierte Straftaten in Deutschland begangen worden seien. „Diese Zahl zeigt uns, dass wir nicht vergessen dürfen, dass es wichtig ist, dass wir uns eine Rechtsordnung erhalten, die auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Wir wollen alle in einem Land leben, das sicher und verlässlich ist. Wir wollen alle, dass wir stolz sein können auf das Land, in dem wir leben“.
Daher sei es die Aufgabe aller, klarzumachen, wohin der Weg von Rechtsextremen und Rechtspopulisten führe. „Wir wollen kein Deutschland, das Millionen von Menschen mit Deportation droht und in Deutsche und Fast-Deutsche spaltet.“ Der große Zulauf bei dieser Demonstration sei eine große Motivation, für die Demokratie zu kämpfen. „Wenn jeder von uns im Februar zwei Leute mit ins Wahllokal nimmt und dafür sorgt, dass demokratisch gewählt wird, dann können wir gemeinsam alles erreichen“.
Bei der Kundgebung gab es noch zahlreiche weitere Wort- und Musikbeiträge. Jakob Kindler von Cologne Pride klagte beispielsweise: „Die Würde des Menschen ist schon lange nicht mehr unantastbar. Sie wird regelmäßig mit Füßen getreten.“ Amadeo Kaus (Studis gegen rechts) forderte: „Es ist Zeit, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und sie nicht dem Hass und der Hetze der AfD zu überlassen“.
Pfarrerin Miriam Haseleu wurde deutlich: „Wir dulden keine Form von Antisemitismus und Rassismus. Wir brauchen Mut, um zu widersprechen – im Supermarkt, in der KVB. Es braucht Mut, wenn Menschen ausgegrenzt werden und Mut, die verschiedenen Meinungen auszuhalten. Das Leben ist vielfältig. Das kann man nicht steuern und kontrollieren.“
Viele Plakate richteten sich bei der Demo nicht nur gegen die AfD, sondern ausdrücklich auch gegen CDU-Chef Friedrich Merz. „Kein Fraktionsgeklüngel mit der AfD!“ und „Niemand mag Nazis außer Merz“ stand auf Pappschildern. „Für alle demokratischen Parteien muss gelten: keine Annäherung an die Rechtsextremen. Spielen Sie nicht mit dem Feuer, Herr Merz, durchlöchern Sie nicht weiter die Brandmauer – Österreich soll uns eine Warnung sein“, erklärte Reiner Hammelrath von „Köln stellt sich quer“.
Neben vielen Reden blieb auch Zeit für Musik. Die Samba-Truppe Maracatu Colonia begleitete die ganze Demo, das Kunstorchester Kwaggawerk spielte, der Rapper Kurt Tallert alias „Retrogott“ war dabei, Trompeter Matthias Schriefl ebenso. Das Brings-Trio spielte auch „Kölsche Jung“, „Jeck Yeah“ und „Su lang mer noch am lääve sin“. Stephan Brings ergänzte den Songtitel mit dem Zusatz: „So lange halten wir die Stadt sauber“.
So lief die Demo: Der EXPRESS.de-Ticker zum Nachlesen
EXPRESS.de berichtete von der Demo im Ticker. Hier alle Infos zum Nachlesen:
- 15.57 Uhr: Das Veranstalter-Team hatte zunächst 5000 Teilnehmende angemeldet. Etwa 40.000 nahmen schließlich nach Schätzungen der Polizei an dem lautstarken Protestzug teil.
- 15.41 Uhr: So langsam geht die Demo zu Ende. Der Hohenzollernring leert sich, die Menschen strömen zu den Bahnen.
- 15.17 Uhr: Jetzt hat es auch Eko Fresh zur Bühne geschafft. Mit Brings singen sie nun „Bunte Brücke“.
- 15.09 Uhr: Das Brings-Trio spielt „Su lang mer noch am lääve sin“. Stephan ergänzt: „…halten wir die Stadt sauber.“ Es folgt „Jeck Yeah!“. „Denn mir sin all all all nur Minsche“, heißt es ja darin. Und es wird auch „Kölsche Jung“ gespielt.
- 15.06 Uhr: Stephan Brings zur Tatsache, dass sie nur zu dritt auf der Bühne stehen: „Der Karneval fordert auch bei uns die ersten Opfer.“ Bruder Peter war gestern Nacht in der Lanxess-Arena bereits gesundheitlich angeschlagen. Auch Schlagzeuger Christian Blüm musste bereits pausieren.
- 14.46 Uhr: Die Polizei lässt eine Drohne steigen, um die Menschen besser schätzen zu können. Immer noch ziehen Demonstranten und Demonstrantinnen vom Heumarkt Richtung Hohenzollernring.
- 14.32 Uhr: Pfarrerin und stellv. Superintendentin Miriam
Haseleu: „Wir dulden keine Form von Antisemitismus und Rassismus. Wir brauchen Mut zu widersprechen – im Supermarkt, in der KVB. Wir brauchen Mut, wenn Menschen ausgegrenzt werden.“ - 14.09 Uhr: Der Ring und die Seitenstraßen sind komplett verstopft. Trotz der großen Menschenmenge laufe bislang alles störungsfrei, sagte eine Polizeisprecherin.
- 13.55 Uhr: Inzwischen gehen die Veranstalter und Veranstalterinnen von 30.000 Teilnehmenden aus.
- 13.51 Uhr: Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Ich bin so stolz. Es ist so richtig, dass wir heute für Demokratie demonstrieren. Natürlich ist das Entsetzen über Taten wie in Magdeburg und Aschaffenburg groß. Das darf uns auf keinen Fall dazu bewegen, in die Arme von Rechtspopulisten zu laufen.“
- 13.44 Uhr: Kwaggawerk spielen auf der Bühne. Danach wird OB Reker sprechen.
- 13.36 Uhr: Es strömen immer noch Menschen auf den Ring. Der Andrang ist enorm.
- 13.27 Uhr: Während die ersten am Ziel sind, stehen auf dem Heumarkt immer noch Menschen.
- 13.08 Uhr: Die ersten Gruppen haben bereits das Ziel am Rudolfplatz erreicht. Die Rednerinnen, Redner und Bands sind erst für 13.30 Uhr bestellt. Die Samba-Gruppe Maracatu Colonia überbrückt.
- 13.07 Uhr: Mit-Organisator Witich Roßmann: „Das ist ein Aufstand der Zukunft gegen die Vergangenheit. Wir haben der Polizei nicht geglaubt, dass so viele kommen. Danke, dass die Polizei uns eines Besseren belehrt hat.“
- 13.05 Uhr: Das Orga-Team schätzt inzwischen, dass ca. 20.000 Menschen an der Demo teilnehmen.
- 12.51 Uhr: Starkes Statement von den FC-Fans, der Klub spielt zeitgleich zur Demo im Rhein-Energie-Stadion gegen Elversberg. Die Anhänger und Anhängerinnen haben im Stadion ein Banner aufgehängt.
- 12.44 Uhr: Inzwischen ist der Polizeieinsatz im Bereich der Haltestelle Deutzer Freiheit beendet. Betroffen waren die KVB-Linien 1, 7 und 9. Die Bahnen fahren zurzeit noch in unregelmäßigen Zeitabständen, teilt die KVB mit. Offenbar war eine Person von einer Brücke auf die Gleise gestürzt. Zu den Hintergründen äußerte sich die Polizei nicht. Aufgrund des Einsatzes war die Anfahrt zum Heumarkt zeitweise nicht möglich.
- 12.33 Uhr: Vom Festkomitee Kölner Karneval haben sich bei der Demo Zugleiter Marc Michelske, Vizepräsidentin Christine Flock und Vorstandsmitglied Michael Kramp eingereiht. Auch Festkomitee-Chef Christoph Kuckelkorn ist dabei.
- 12.20 Uhr: Die Spitze des Demozugs hat bereits den Neumarkt erreicht.
- 12.10 Uhr: Leider hat es jetzt doch angefangen zu regnen. Aber der Demozug hat sich Richtung Neumarkt in Bewegung gesetzt.
- 11.58 Uhr: Ein Vorfall überschattet die Anfahrt zum Heumarkt. Aktuell gibt es einen Polizeieinsatz im Bereich der Haltestelle Deutzer Freiheit. Die Linien 1 und 9 sind betroffen. Die Hintergründe des Einsatzes sind noch unklar. Offenbar ist eine Person von einer Brücke auf die Gleise gestürzt. Die Bahnen können die Deutzer Brücke nicht überfahren.
- 11.54 Uhr: Auch viele Karnevalisten und Karnevalistinnen sind bei der Demo dabei. Unter anderem von der StattGarde und von den Kippa Köpp.
- 11.46 Uhr: Jörg Detjen von „Köln stellt sich quer“: „Es gibt bisher keine Hinweise von rechten Gruppierungen, dass diese die Veranstaltung stören wollen.“
- 11.44 Uhr: Die KVB kündigt an, die Fahrgeschwindigkeit zwischen Heumarkt und Rudolfplatz zu reduzieren, weil die Demo gleich entlang der Fahrstrecke verläuft.
- 11.42 Uhr: Inzwischen strömen aus allen Richtungen Hunderte zum Platz. Der Veranstalter hat aktuell 100 Ordner und Ordnerinnen, bittet aber Freiwillige noch mitzuhelfen.
- 11.36 Uhr: Star-Rapper Ski Aggu auf der Demo gegen Rechts auf dem Heumarkt? Und dann noch Freibier? Danach sieht es derzeit nicht aus. Bierbuden gibt es am Heumarkt nicht – auch eine Bühne hat das Veranstalter-Team hier nicht aufgestellt.
- 11.25 Uhr: Die Polizei ist mit einem Großaufgebot in der Stadt unterwegs. Am Heumarkt stehen zahlreiche Einsatzfahrzeuge.
- 11.23 Uhr: Das benachbarte Brauhaus Malzmühle am hat ein großes Transparent am Heumarkt aufgehängt. Die Botschaft ist eindeutig: Kein Kölsch für Nazis!
- 11.15 Uhr: Aktuell ist es auf dem Heumarkt noch ziemlich leer. Aber unser EXPRESS.de-Reporter hat in der Bahn schon einige Demonstranten mit Trommeln, Trompeten und Rasseln gesehen.
- 11 Uhr: Auf TikTok macht vor dem Start der Demo das Gerücht die Runde, der deutsche Star-Rapper Ski Aggu würde auf dem Heumarkt auftreten. Zudem soll es Freibier geben. Aktuell ist das nicht bestätigt. Bisher ist bekannt, dass unter anderem die Kölsch-Band Brings und Eko Fresh später am Rudolfplatz auftreten werden. Zudem sind weitere Gruppemn vor Ort.
- 10.53 Uhr: Bisher war nicht ganz klar, wie sich das Wetter am Demotag gestaltet. Aktuell sind in Köln 11 Grad und Regen scheint erstmal nicht aufzuziehen. Also perfekte Bedingungen.
- Ziel der Demo ist, dass von Köln ein im Wortsinn lautstarkes Signal ausgeht. Das Motto lautet „Mit Pauken und Trompeten gegen die AfD“. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen Instrumente oder Küchenutensilien mitbringen: Pauken und Trompeten, Trillerpfeifen, Kochtöpfe mit Löffeln, Rasseln, Glockenspiele oder Tubas. Willkommen sind auch Musikgruppen und Musikwagen.
- „Wir wollen so laut sein, dass ganz Köln es hört“, so das Veranstalterteam, das mit mehr als 10.000 Teilnehmenden rechnet. Laut Polizei sind 5000 Teilnehmende angemeldet.
- Aufgrund der erwarteten Teilnehmerzahl geht die Polizei Köln von erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen in der Innenstadt bis in die späten Nachmittagsstunden aus.
Das Ende der Kundgebung ist für 16 Uhr angemeldet. Einsatzkräfte der Polizei sperren ab 7 Uhr den Hohenzollernring zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz für den Fahrzeugverkehr.
Die Straßen rund um den Demoweg werden ebenfalls sukzessive für den Verkehr gesperrt. Die Polizei empfiehlt Autofahrenden, die Innenstadt zu umfahren oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.