Vor dem Kölner Landgericht muss sich seit Mittwoch der Angeklagte Michael K. (Name geändert) wegen schwerer Vergewaltigung verantworten. Am Ebertplatz soll er das mutmaßliche Opfer kennengelernt haben.
„Sex oder ich töte dich“Vergewaltigung in Köln? Angeklagter mit Vorstrafen und dreister Aktion vor Gericht
Köln. Am Kölner Landgericht hat sich am Mittwoch (15. September) die 13. große Strafkammer versammelt, um den Tatvorwurf der schweren Vergewaltigung zu verhandeln. Der Angeklagte Michael K. (23) soll eine Frau gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.
Köln: Vergewaltigungsprozess – wo ist der Angeklagte?
Doch zunächst bleibt es ruhig im voll versammelten Gerichtssaal. Alle sind da – nur der Angeklagte nicht. Auch seinem Rechtsanwalt Harald Nuß ist nicht klar, wo sein Mandant gerade steckt.
Also veranlasst der Richter, dass Michael K. polizeilich vorgeführt werden soll. Mehr als eine Stunde später bringt die Polizei den Angeklagten in den Gerichtssaal. „Wo sind Sie denn gewesen?“, fragt der Richter den Angeklagten. „Er hat sich ein bisschen krank gefühlt und gedacht, dass der Termin am nächsten Tag stattfindet“, antwortet seine Dolmetscherin.
Köln: Richter fassungslos über Nichterscheinen des Angeklagten (23)
Rechtsanwalt Nuß versucht zu beschwichtigen und gibt an, dass sein Mandant zu den nächsten Terminen erscheinen wird.
„Wir überlegen, ihn jetzt in Haft zu nehmen“, entgegnet der Richter sichtlich genervt. „Mir fehlt dafür jedes Verständnis“, sagt der Richter fassungslos. Erst mit extremer Verspätung bekommt die Staatsanwaltschaft die Gelegenheit, die Anklageschrift zu verlesen.
Kölner Landgericht: Mann wegen schwerer Vergewaltigung vor Gericht
In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 2020 soll Michael K. am Ebertplatz eine Frau kennengelernt haben. Dann habe man sich auf den Weg zu einem Freund des Angeklagten machen wollen.
Doch an der KVB-Haltestelle Nüssenberger Straße habe der 23-Jährige die Frau dann plötzlich am Kopf festgehalten und zum Oralverkehr gezwungen. „Als die Frau ihren Unwillen deutlich machte, soll der Angeklagte eine Bierflasche angeschlagen und gesagt haben: 'Entweder Sex – oder ich bringe dich mit der Flasche um'“, so die Staatsanwältin. Danach soll der Angeklagte die Frau auf den Boden geworfen, sie auf der Grünfläche in der Nähe der Bahnstation ausgezogen und sich dann auf sie gelegt haben, so die Anklageschrift.
Köln: Vergewaltigungsprozess – Angeklagter (23) ausreisepflichtig?
Zu den Vorwürfen will sich der Angeklagte vor Gericht nicht äußern. Doch Angaben zu seiner Person macht der 23-Jährige mit seiner Dolmetscherin. Als Geflüchteter sei er 2017 nach Deutschland gekommen.
In Essen habe er Asyl beantragt und sei dann in Köln untergebracht worden. Zeitweise habe er in Leverkusen eine Ausbildung begonnen, die aber aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen.
Auf Nachfrage bestätigt Michael K., dass er 2017 aus Deutschland habe ausreisen müssen. Doch daraufhin habe er sich einen Anwalt genommen und Widerspruch eingelegt. Seitdem habe er eine beschränkte Aufenthaltserlaubnis.
Vergewaltigungsprozess in Köln: Fünf Verhandlungstage geplant
Nach Abschluss seiner persönlichen Angaben fragt ihn der Richter nach seiner langen Vorstrafenliste. Der Angeklagte sei schon wegen Diebstahls, Beleidigung, unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln und Körperverletzung belangt worden. Er sei bereits zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, die aber zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem seien diverse Geldstrafen aus anderen Verfahren noch offen.
„Ein Ermittlungsverfahren wurde gerade eingestellt und ein weiteres wegen Vergewaltigung läuft noch“, ergänzt die Staatsanwältin zum Schluss. Der nächste Verhandlungstag soll am Freitag (17. September) stattfinden. Für den Prozess vor dem Kölner Landgericht sind insgesamt fünf Verhandlungstage bis zum 24. September geplant.