Zoff bei der CDU„Lächerlich“ Brinkhaus und Merz geraten bei Treffen heftig aneinander

Friedrich Merz (hier im Januar 2021) geriet bei einem Partei-Treffen der CDU mit Ralph Brinkhaus heftig aneinander.

Friedrich Merz (hier im Januar 2021) geriet bei einem Partei-Treffen der CDU mit Ralph Brinkhaus heftig aneinander.

Die Wahlniederlage hängt der Union weiter hinterher. Die Stimmung ist spürbar angespannt. In einer vertraulichen Runde gerieten nun Wirtschaftsexperte Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus heftig aneinander.

Berlin. Der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (beide CDU) sind nach der schweren Niederlage der Union bei der Bundestagswahl heftig aneinandergeraten. Wie der „Spiegel“ am Donnerstagabend berichtete, war Anlass der Plan von Brinkhaus, sich erneut zum Fraktionsvorsitzenden wählen zu lassen, statt zunächst temporär im Amt zu bleiben.

Merz warf Brinkhaus dem Bericht zufolge in einer vertraulichen Runde am Dienstagnachmittag vor, mit seinem Vorhaben der Partei zu schaden.Die Union habe gerade größere Probleme, als sich tagelang mit einer Wiederwahl von Brinkhaus zu beschäftigen. Auch Brinkhaus soll demnach emotional geworden sein. Er wolle sich nicht einschüchtern lassen, soll Brinkhaus entgegnet haben – die Kritik sei „lächerlich“.

Union: Friedrich Merz und Ralph Brinkhaus geraten aneinander

Daraufhin knallte Merz dem Bericht zufolge ein mit Orangensaft gefülltes Glas auf den Tisch. An der Runde nahmen demnach auch Parteichef Armin Laschet, der Außenpolitiker Norbert Röttgen, Gesundheitsminister Jens Spahn und der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Landesgruppe in der Unionsfraktion, Günter Krings, teil. Der Deutschen Presse-Agentur wurde der Ablauf im Wesentlichen bestätigt.

Brinkhaus war am Dienstagabend mit 85 Prozent der Stimmen in der Unionsfraktion wiedergewählt worden - allerdings nur bis Ende April und nicht wie üblich für ein Jahr. Die Vorsitzfrage hatte sich zuvor zur Zerreißprobe entwickelt. Laschet hatte nach Beratungen der Spitzengremien seiner Partei erklärt, er habe vorgeschlagen, dass Brinkhaus „in der Phase dieser Koalitionsverhandlungen“ Fraktionschef sein solle.

Bundestagswahl: Union muss bittere Pleite einstecken

In der Unionsfraktion war befürchtet worden, dass es Gegenkandidaturen geben könnte und die Union so nur zwei Tage nach ihrer desaströsen Niederlage bei der Bundestagswahl ein Bild der Zerrissenheit abgeben könnte.

NRW-Ministerpräsident und Unionskanzlerkandidat Laschet hatte erklärt, er gehe „ohne Rückfahrkarte“ nach Berlin - auch, wenn er nicht Kanzler werde. Sollte die Union auf der Oppositionsbank landen, wäre der Fraktionsvorsitz der bedeutendste Posten, der übrig bliebe. Die CDU/CSU war bei der Bundestagswahl auf den historischen Tiefpunkt von 24,1 Prozent gestürzt. (dpa)