Unser Reporter sprach mit Schauspielerin Lisa Maria Potthoff darüber, wie Mütter sich für ihre Kinder ins Zeug legen, wie sie selbst zum Kickboxen kam, die schräge Geburt eines ihrer Kinder und wo sie in Köln am liebsten ist.
Lisa Maria PotthoffVerrückte Geburt: Ihre Tochter kam im Auto zur Welt
Starker Auftritt für Lisa Maria Potthoff (43), Deutschlands Frau für starke Rollen. In „Eine riskante Entscheidung“ musste sie zuletzt als Chefin eines Pharma-Unternehmens entscheiden, ob ein noch nicht zugelassenes Arzneimittel freigegeben wird, um ein Kind zu retten – auf Gefahr hin, dass dadurch die Versuchsreihe und viele andere Kinder gefährdet sind.
Ein Fall, der gerade in Corona-Zeiten sehr aktuell ist. Im EXPRESS-Interview sagt sie, wie sie persönlich handeln würde.
Lisa Maria Potthoff im EXPRESS-Interview
Die Pharma-Chefin oder die Mutter, die um das Leben Ihres Kindes kämpft. Wen verstehen Sie besser?
Lisa Maria Potthoff: Ich kann beide verstehen: Die Eltern, die sagen, es ist mir egal, was sonst noch passiert: Wenn es eine Chance gibt, mein Kind zu retten, möchte ich, dass es die Chance bekommt. Und ich verstehe die Chefin, die dem einen Kind nicht helfen will, um ihre Studie nicht zu gefährden und möglichst vielen Menschen zu helfen.
Wenn Sie das als Mutter privat beträfe – auf welcher Seite wären Sie zu finden?
Lisa Maria Potthoff: Als Mutter hätte ich natürlich als erstes die Gesundheit meines eigenen Kindes im Blick. Ich würde wie eine Löwin um sein Leben kämpfen. Ich kann jede Mutter verstehen, die in diesem Fall nicht daran denkt, was dadurch vielleicht anderen passieren könnte.
Das Thema wirkt durch Corona sehr aktuell – wie sehr war die Produktion von der Pandemie beeinflusst?
Lisa Maria Potthoff: Das Drehbuch war fertig, ehe Corona kam. Aber dann haben wir zu Pandemie-Zeiten im Spätsommer 2020 gedreht und gespürt, wie ungewollt aktuell es durch die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe wurde. Das war in der Drehbuchentwicklung nicht zu ahnen.
Hat Sie das beim Drehen berührt?
Lisa Maria Potthoff: Der Dreh war sehr von den Sicherheitsvorkehrungen beeinflusst, schon deswegen konnte ich das Thema im Kopf nicht ausschalten. Ein Dreh ist ein sehr emotionaler, sinnlicher und intensiver Prozess. Das wurde durch Corona natürlich nicht gefördert, da waren nur Menschen mit Masken um einen rum. Es war unvermeidlich und richtig, dass die Masken getragen wurden, aber das machte die Arbeit unpersönlicher.
Sie sind die Susi in den „Eberhofer“-Krimis, die „Sarah Kohr“, die Kommissarin Julia-Thiel im „Usedom-Krimi“, die Kommissarin Maria Klee in der „Jan-Fabel“-Reihe und jetzt die Pharma-Chefin – alles starke, ungewöhnliche Frauen. Welche kommt Ihnen am nächsten?
Lisa Maria Potthoff: Ich packe in jede Rolle was von mir rein. Viel von mir ist aber in der Susi, obwohl man das auf den ersten Blick vielleicht kaum glauben mag. Komischerweise vermuten immer viele, dass es Sarah Kohr ist…
...das hätten wir auch vermutet…
Lisa Maria Potthoff: ...doch wir sind auch sehr verschieden. Sarah ist Einzelgängerin, sehr schweigsam und wortkarg. Sie traut anderen Menschen nicht, lässt die nur ungern nah an sich ran. Ich bin da anders. Allerdings ist uns der Kampfsport gemeinsam – sie treibt ihn im Job, ich brenne dafür privat extrem.
Haben Sie schon als Kind mit Kampfsport begonnen?
Lisa Maria Potthoff: Nein, ich habe keinen Kampfsport-Background, ich bin da eine Spät-Berufene. Ich habe damit in Köln begonnen, als wir hier den Film „Carneval“ für die Jan-Fabel-Reihe gedreht haben. Da musste ich einen langen Kampf bestreiten, der nicht gedoubelt werden sollte. Ich habe hier mit einem dreimonatigen Kickbox- und Krav Maga-Training begonnen, und meine Ernährung umgestellt. Dann wurde mir „Sarah Kohr“ angeboten, da passte das gut zur Rolle, und ich habe das auch privat weitergemacht.
Proben Sie zu Hause auch mal mit Ihrem Mann?
Lisa Maria Potthoff: Nein, zu Hause würde ich ja eh immer gewinnen. Diese Schmach möchte ich meinem Mann ersparen (lacht). Ich trainiere nur mit meinem Trainer und Meister Yi-Chung Chen.
Stimmt es, dass Sie alle Stunts selber machen?
Lisa Maria Potthoff: Fast alle. Ich selbst führe alle Zweikämpfe, Faustkämpfe und Auseinandersetzungen mit Waffen aus. Doubles kommen ins Spiel, wenn es versicherungstechnische Bedenken gibt – zum Beispiel, wenn sich ein Auto während rasender Fahrt überschlägt oder um 360 Grad drehen muss.
Lassen Sie uns doch bitte mal zurückschauen: Warum sind Sie Schauspielerin geworden?
Lisa Maria Potthoff: Wann genau der Wunsch aufkam, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich schon als Kind gern in andere Rollen geschlüpft bin. Später habe ich an der Schule Theater gespielt und mich dann eines Tages um eine Komparsenrolle beworben. Ich wurde genommen und dann von einer Jugendagentin entdeckt. Alles ganz unspektakulär.
Sie stammen aus einem Mediziner-Haushalt. Hätte doch nahegelegen, wenn Sie Ärztin geworden wären...
Lisa Maria Potthoff: Der Gedanke tauchte kurz auf, ich war sogar für ein Semester eingeschrieben. Aber da war ich schon am Theater, drehte Filme. Es war eine Illusion zu glauben, ich könne nebenher Medizin studieren. Anfang meiner 20er gab es noch mal die Sorge, dass ich nicht mein Leben lang von der Schauspielerei leben könnte. Aber Gott sei Dank habe ich immer genug arbeiten können...
Es gibt eine verrückte Geschichte über sie: Ihre jetzt siebenjährige Tochter ist in Ihrem Auto zur Welt gekommen. Ist das wahr oder Legende?
Lisa Maria Potthoff: Es stimmt tatsächlich. Ich dachte bis dahin auch immer: „Wer ist denn so blöd und schafft es zur Entbindung nicht rechtzeitig ins Krankenhaus?“ Und schwupps – war ich eine von ihnen.
So was gibt’s sonst ja eigentlich nur im Film…
Lisa Maria Potthoff: Und wenn man das sieht, denkt man ja: „Du meine Güte! Geht’s auch eine Nummer kleiner?“ Aber bei der Geburt war vieles filmreif, teilweise sehr nah an einer Komödie. Wenn ich die Geschichte heute erzähle, finde ich sie immer noch irrsinnig komisch.
Haben Sie Drähte ins Rheinland?
Lisa Maria Potthoff: Klar, zwei meiner engsten Freundinnen kommen aus Köln. Ich würde hier gern viel öfter drehen. Ich mag Köln, ich mag das Rheinland, die offene Art der Menschen, die hier leben. Und ich liebe die Atmosphäre im Hotel Savoy, in dem wir meist untergebracht werden. Das alles findet man sonst nur sehr selten in Deutschland...
Das ist Lisa Maria Potthoff: Zuhause in TV und Kino
Lisa Maria Potthoff (geboren am 25. Juli 1978) wuchs in München auf und absolvierte dort von 1997 bis 1999 auch ihre Schauspielausbildung.
Ab 1995 erste Rollen in verschiedenen Fernsehserien wie „Polizeiruf 110“ und „SOKO 5113“. Es folgten Hauptrollen in „Bittere Unschuld“, „Ein Weihnachtsmärchen“ und „Blond: Eva Blond!“ und an der Seite von Kollege Herbert Knaup in „Die Tochter des Kommissars“.
Auch aus dem Kino kennt man Potthoff aus „Soloalbum“, „Männer wie wir“ und „Sommer der Gaukler“. Seit 2014 ist sie die Polizistin „Sarah Kohr“ in der gleichnamigen ZDF-Krimireihe. Lisa Maria Potthoff wohnt in Berlin und hat zwei Kinder.