Gastgeber Julian zeigt sich am zweiten Tag von „Das perfekte Dinner“ in Stuttgart überzeugt von seinen Kochkünsten – nur seine Getränkeauswahl könnte zum Problem werden.
„Das perfekte Dinner“Bier-Mangel verdirbt Gast die Laune: „Fühle mich im Stich gelassen“
Man sieht es ihm an: Die stylish-minimalistische Küche seiner neuen Eigentumswohnung ist Julians ganzer Stolz. „Es war toll, sie von Anfang an mitplanen zu können“, verrät der 29-jährige Marketingexperte. Auch, wenn er sich beim Termin im Küchenstudio erstmal deplatziert fühlte. „Der Berater hatte eine konservative Haltung und sich ausschließlich an meine Frau gewandt.“ Und nicht geahnt, wer im Hause Julian eigentlich den Löffel schwingt: „Ich koche absolut jeden Tag.“
Seine Frau übernimmt das Tasting: „Wenn es ihr schmeckt, ist es für den Durchschnitt schon gehobene Küche.“ Ausgerechnet an Julians Dinner-Auftritt ist sie in Urlaub. Kann sein ebenfalls Urlaubsgefühle weckendes Menü die Ambitionen einlösen?
Motto: „Eine kleine Reise durch Italien“
- Vorspeise: Sardinien – Pasta / Kartoffeln / Minze / Pecorino / Tomate
- Hauptspeise: Toskana – Wildschwein / Polenta / Fenchel
- Nachspeise: Sizilien & Piemonto – Pistazie / Mascarpone / weiße Schokolade / Keks / beschwipste Haselnuss
Babs kümmert sich um schweißnassen Gastgeber
„Schön, es gibt Paschta“, freut sich Ur-Stuttgarterin Babs (66) auf die Gaumenfreuden beim „Schwaben durch und durch“ (Julian über Julian). Beim Fleisch im Hauptgang lässt sie sich überraschen: „Ein Wildschwein bietet ja verschiedene Körperteile.“
Und dabei hat sich Julian längst zum größten Teil der fleischlosen Ernährung verschrieben: „Ich habe mir überlegt, nur noch ein- bis zweimal die Woche tierische Produkte zu essen.“ Als Flexitarier die Welt bewusster zu gestalten – oder, wie das Motto seines Koch-Blogs besagt: „Get flexi. Be sexy!“
Flexibel kocht Julian auf jeden Fall weitgehend ohne Rezept („Das macht mich aggressiv“), aber nicht ohne Stress. Trotz Thomas' (44) Einschätzung „In der Küche ist Julian eine Maschine, die einfach durchläuft“ muss er sich mehrfach Schweißperlen von der Stirn wischen, was auch die besorgte Babs streckenweise übernimmt.
Der Grund: „Ich gehe ein hohes Risiko ein.“ Wird die Polenta nicht zu trocken? Wird die weiße Schokomousse im Dessert schaumig genug ("Ich hoffe, das Ding steht")? Können auch die sardischen Culurgiones (Ravioli mit Kartoffel-Minz-Pecorino-Füllung) ihre Form halten?
„Nur ein Löffel Soße“ ist für Anja beim Gulasch ein No-Go
Wie sich zeigt, besteht das Hauptrisiko jedoch in Anjas Getränkepräferenz. Die 52-jährige Hebamme hasst Wein – was Julian vergaß und kein Bier bereithält. „Alles gut“, betont Anja in etwas schriller Tonlage und verweist auf den Aperitif: „Ich kann ja weiter Sekt oder Limoncello trinken.“ Wasser scheint sie nicht zu interessieren: „Bei der Auswahl fühle ich mich im Stich gelassen.“
Und auch nicht genug genährt: „Zum Wildschweingulasch hat er mir nur einen Löffel Soße gegeben – das ist mir bei Gulasch zu wenig.“ Als Julian sie im Eifer des Gefechts auch noch „Tanja“ nennt, ist der Ofen fast aus. Nur Hochprozentiges kann den Fauxpas retten: „Im Ländle braucht man ein Schnäpsle.“
„Bin übel geschafft“, gesteht Julian am Schluss, und Benimm-Expertin Babs („Magst du die Schürze abnehmen, bevor du zu Tisch kommst“) pflichtet bei: „Beim Würzen ist er kein Powertyp.“ 33 Punkte gibt es trotzdem – und Julian zieht mit der sträflich vernachlässigten Auftaktgastgeberin Anja gleich. (tsch)