Jonas Hector hängt seine Fußballschuhe am Ende der Saison an den Nagel. Das gab der Kapitän des 1. FC Köln nach dem Sieg gegen Hoffenheim bekannt. Es ist das Ende einer ganz besonderen Karriere.
FC-Kapitän macht SchlussDas waren Hectors unvergesslichste Karriere-Momente
Jonas Hector (32) verlässt die Fußball-Bühne. Der langjährige Kapitän des 1. FC Köln macht nach der Saison Schluss. Nach 13 Jahren mit dem Geißbock auf der Brust schlägt der gebürtige Saarländer im Sommer ein neues Kapitel auf.
Raus aus dem Rampenlicht – was ihm ohnehin nie geheuer war – rein in die Familien-Idylle. Hector will vor allem mehr Zeit mit seinem kleinen Sohn Anton (2) und Frau Anika (Hochzeit 2018) verbringen.
Die größten Karriere-Momente von Jonas Hector
Noch bleiben ihm fünf Spiele auf seiner Abschieds-Tour. Ausgerechnet an seinem 33. Geburtstag (27. Mai 2023) endet dann mit dem Knaller gegen die Bayern seine einzigartige Karriere mit vielen unvergesslichen Szenen.
Wir blicken auf Hectors größte Momente zurück.
Jonas Hector schreibt EM-Geschichte
Jonas Hector absolvierte in seiner Karriere 43 Spiele für die Deutsche Nationalmannschaft. Seinen persönlichen DFB-Höhepunkt erlebte der Kölner Kapitän bei der EM 2016 in Frankreich. Im Viertelfinale gegen Italien gab es eine echte Zitter-Partie, die mit einem unfassbaren Elfmeterschießen endete (6:5). Als 18. (!) Schütze erzielte Hector den entscheidenden Elfmeter gegen Gianluigi Buffon und verewigte sich damit in den Geschichtsbüchern der EM-Historie. Es war das erste Mal, dass Deutschland Italien bei einem großen Turnier bezwang. Dank Hector.
Das schönste Tor seiner Karriere
Es war ein echtes Traumtor, das Jonas Hector an jenem 12. Mai 2018 erzielte. Der FC-Kapitän dribbelte sich in feinster Zinedine-Zidane-Manier durch die Abwehr-Reihen des VfL Wolfsburg und lupfte anschließend den Ball aus spitzem Winkel über Torhüter Koen Casteels. Ein Tor wie aus dem Bilderbuch, für das Hector die Auszeichnung „Bundesliga-Tor des Jahres 2018“ erhielt.
Die schlimmste Verletzung und ihre Folgen
Wie nah Himmel und Hölle manchmal beieinander liegen, bekam auch Hector am eigenen Leib zu spüren. Nachdem sich der FC 2017 erstmals seit 25 Jahren wieder für den Europapokal qualifiziert hatte, verletzte sich der Capitano gleich im ersten Gruppenspiel beim FC Arsenal aus London so schwer, dass er die gesamte Hinrunde ausfiel. Ohne Hector holte der FC nur einen einzigen Sieg und stieg am Ende sang- und klanglos ab.
Sein größter Liebesbeweis
Als sein FC nach dem Abstieg am Boden lag, hat sich Jonas Hector nicht wie viele vor ihm aus dem Staub gemacht. 2. Liga statt Champions League – für Hector Ehrensache. Statt beim FC Barcelona oder bei Borussia Dortmund das große Geld einzustreichen und um Titel zu spielen, sah er sich in der Verantwortung, den entstandenen Schaden in Köln zu reparieren. „Ich gehöre zum FC“, sagte Hector bei seiner Vertragsverlängerung und sicherte sich damit für immer einen Platz in den Herzen der Fans.
Trost für den enttäuschten Verlierer
Jonas Hector erlebte in seinen 13 Jahren beim FC sämtliche Höhen und Tiefen. In der Saison 2020/21 drohte der erneute Abstieg. Nach der 2:3-Niederlage gegen den FSV Mainz stand der FC mit dem Rücken zur Wand. Hector kauerte nach Schlusspfiff hinter dem Tor an einer Bande, als plötzlich Gegenspieler Danny Da Costa dazukam und Trost für den maßlos enttäuschten Verlierer spendete. So geht Fairplay!
Ein Bild für die Ewigkeit
Weit nach Schlusspfiff saß Jonas Hector gedankenverloren im leeren Rhein-Energie-Stadion. Es war der 20. April 2021, als der Kapitän dem FC quasi im Alleingang wieder neues Leben im Abstiegskampf eingehaucht hatte. Hector erzielte als Offensivspieler einen Doppelpack gegen den Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig, sorgte damit für einen ganz wichtigen 2:1-Heimsieg im Abstiegskampf. Mit Hector an der Spitze schaffte der FC das „Wunder“ und blieb am Ende erstklassig.
Voller Einsatz für seinen FC
Jonas Hector stand immer für vollen Körper-Einsatz, manchmal auch über die Schmerzgrenze hinaus. So wie am 23. April 2022 gegen Arminia Bielefeld. Nachdem der Kapitän mit Gegenspieler Schöpf zusammen gerasselt war, erlitt er eine tiefe Platzwunde. Die Blutung musste in der Kabine gestillt werden. Neun Minuten lang spielten die Geißböcke in Unterzahl – dann kehrte Hector unter tosendem Applaus und Sprechchören der Südkurve aus der Kabine zurück. Er machte zunächst mit Turban weiter, musste wenig später mit Schwindel aber dann doch ausgewechselt werden.
Enttäuschung statt Euro-Lust
Enttäuscht über die 0:1-Pleite gegen den VfL Wolfsburg saß Jonas Hector auf dem Rasen des Rhein-Energie-Stadions, als er vom Jubel-Sturm der Fans erwischt wurde. Der FC sicherte sich trotz der Niederlage die Qualifikation für die Conference-League. Die zweite Euro-Teilnahme für Hector in seiner FC-Zeit. Nur so richtig freuen konnte er sich an diesem Tag darüber noch nicht.
Der Kapitän übernimmt Verantwortung
Es war Jonas Hector, der die Fans nach der Schande von Nizza mit einer emotionalen Botschaft zur Besinnung aufrief. Der Kapitän kam alleine aus der Kabine, stellte sich vor die Kurve und richtete das Wort an die mitgereisten Anhänger: „Wir haben richtig Bock, das Spiel mit euch zu bestreiten. Wir wollen auch, dass das Spiel stattfindet. Aber wir müssen sagen, dass wir sowas nicht gutheißen – wir sehen das gar nicht gern. Wir haben uns dafür letztes Jahr und in den Playoff-Spielen den Arsch aufgerissen. Und wir würden das sehr gern mit euch machen, und deswegen bitte ich euch: behaltet die Nerven, bleibt ruhig, unterstützt uns so gut es geht. Das ist das, was der Verein auch will, dass wir zusammenstehen und in Frieden einfach den Fußball feiern und nicht die Gewalt. Danke euch.“
Legendäre Interviews
Wenn Jonas Hector eins nach seinem Karriere-Ende nicht vermissen wird, dann ist es das Rampenlicht. Wie wenig Bock er auf Interviews hat, ließ er zahlreiche Reporter spüren. Unvergessen, als ihm nach dem Relegations-Hinspiel gegen Holstein Kiel (2021) am DAZN-Mikro der Kragen platzte. Auf die Frage „wie leer“ er sich fühle, pampte er DAZN-Mann Sebastian Benesch an: „Immer diese scheiß Fragen. Mit leer... Das ist ja ihr Job, dumme Fragen zu stellen, das machen sie gut.“ Der letzten „dummen“ Frage hatte der Ex-Nationalspieler dann nichts mehr entgegenzusetzen. „Darauf habe ich jetzt wirklich keine Antwort“.