„Abstieg nur aufgeschoben“Top-Berater Struth rechnet mit FC-Vorstand ab
Köln – Das Aufatmen nach der Rettung des 1. FC Köln war für Berater Volker Struth die eine Sache, das Aufarbeiten und ein Blick in die Zukunft eine andere. So nimmt der Kölner den FC im „Kölner Stadt-Anzeiger“ aufs Korn.
- Volker Struth rechet mit dem Vorstand des 1. FC Köln ab
- Berater prophezeit Abstieg des Klubs
- Struth sieht Entlassung von Horst Heldt als Fehler
Struth über...
... die Trennung von Horst Heldt: Ich halte diesen Vorgang für reinen Populismus. Hier wird nur ein Opfer gesucht. Natürlich hat Horst Heldt auch Entscheidungen getroffen, die er heute so nicht mehr treffen würde. Dennoch ist unter Heldts Führung der Klub zweimal in der Liga geblieben. Alle feiern jetzt meinen Freund Friedhelm Funkel. Aber eingestellt wurde er auch von Horst Heldt. Ich fürchte, dass der Abstieg nur aufgeschoben ist.
Volker Struth: „Vorstand tanzt im Märchenland“
... zu wenig finanzielles Risiko im Verein: Zunächst einmal zeigt der Verein viel zu wenig Bereitschaft, Geld zu generieren. Man wehrt sich gegen Investoren, grundsätzlich gegen alles, was man für Kommerz hält. In jedem Klub gibt es Fehlentscheidungen, aber beim FC mit der dürren finanziellen Ausstattung macht sich das ganz anders bemerkbar. ... Der Fußball im Jahr 2021 hat sehr viel mit Geld zu tun. Wenn eine Vereinsführung ihren Mitgliedern sagt, dass sie das anders sieht und da nicht mitmachen will, muss man das akzeptieren. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn man in ein paar Jahren in der Dritten Liga gegen Zwickau spielt. Aus meiner Sicht tanzt der Vorstand beim FC im Märchenland.
Volker Struth kritisiert Strukturen beim 1. FC Köln
... die Vereins-Strukturen beim FC: Ich halte es für grundsätzlich schwierig, dass Mitglieder den Verein führen. Wenn dann aber in einem Gremium wie dem Mitgliederrat eine Haltung so klar dominiert, wird es gefährlich. Es gibt die Bereitschaft von Investoren, sich beim 1. FC Köln zu engagieren, ohne gleich den Verein übernehmen zu wollen. Aber die Debatte darüber wird gar nicht erst geführt.
... die Besetzung des Mitgliederrats: Wenn schon ein Mitgliederrat, müssen da andere Leute rein. Unternehmer, auch Sportler. Leute, die etwas mit dem Business Profifußball zu tun haben. Und die stellen dann mal ein Präsidium auf, das sich nicht wie das Fähnchen im Winde von Fan-Interessen leiten lässt. Sondern einen echten Willen zum Gestalten mitbringt. Und dem Cheftrainer zur Begrüßung auch mal die Hand schüttelt. ... Wenn eine Mehrheit der 110.000 Mitglieder das will, ist das alles in Ordnung. Aber dann müssen solche Entscheidungen auf einer anderen Basis getroffen werden, nicht von 2500 Mitgliedern. Würden sich mehr Mitglieder bei den Wahlen engagieren, muss ich ganz ehrlich sagen: Dann wären die Herren, die momentan beim FC die Feder führen, sofort Geschichte.
... seine Vorstellung eines Vorstands: Einen Vorstand, der eine Präsenz hat. Der auch eine Orientierung am Geißbockheim bietet. Dass der Vorstand Friedhelm Funkel weder persönlich willkommen geheißen noch vor den entscheidenden Spielen wenigstens Glück gewünscht hat, zeigt für mich die Defizite. Dem wurde nicht mal guten Tag gesagt. Ich stelle mir einen Präsidenten vor, der im Verein alle im Arm hat. Den die Leute anschauen, wenn er in den Raum kommt. Man muss einen Verein mit einem ganzen Werkzeugkasten voller Kenntnisse führen. Auf diesem Werkzeugkasten muss allerdings 2021 stehen – nicht 1974.
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... ein eigenes Engagement beim FC: Momentan ganz klar: Nein. Ich habe ein gut laufendes Unternehmen. Aber es gibt sicherlich viele gute Leute in dieser Stadt, die dem FC eine Hilfe sein könnten. Im Übrigen würde ich dem FC raten, alles daran zu setzen, einen erfahrenen Mann und Top-Menschen wie Friedhelm Funkel an den Verein zu binden. Und alles dafür zu tun, Alexander Wehrle nicht zu verlieren.