Nach Hector-HammerEx-Klub lockt Köln-Legende mit Titel-Chance – wird FC-Kumpel neuer Kapitän?

Jonas Hector gibt beim Derby des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach Anweisungen.

Jonas Hector bei seinem letzten Derby mit dem 1. FC Köln, am 2. April 2023 gegen Borussia Mönchengladbach

Jonas Hector verlässt den 1. FC Köln im Sommer. EXPRESS.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Karriereende des langjährigen Kapitäns und 43-maligen Nationalspielers.

von Martin Zenge  (mze)

Was für eine Gefühls-Achterbahn. Der 1. FC Köln freut sich über den Quasi-Klassenerhalt, muss in seiner Bundesliga-Zukunft aber auf Jonas Hector (32) verzichten.

Nach dem 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim (am Samstag, 22. April 2023) verkündete der Kapitän sein Karriere-Aus, nur noch fünf Spiele mit der Klub-Legende bleiben – und viel Ungewissheit. EXPRESS.de beantwortet die wichtigsten Fragen nach dem Hector-Hammer.

(Ex-)Mitspieler feiern Jonas Hector, Mark Uth blutet das Herz

Welchen Platz nimmt Hector in der FC-Historie ein? Er ist fraglos der wichtigste Akteur der jüngeren Klub-Geschichte, steigt auch ohne Titel in die oberste Riege der Ex-Stars auf. Nach langer Durststrecke führte Hector den FC zweimal in den Europapokal, 2018 ging er als aktiver Nationalspieler und trotz Champions-League-Alternativen mit in die 2. Bundesliga. Selbst dem FC Barcelona sagte der Saarländer einst ab, um in Köln zu bleiben. Ergibt unterm Strich ein Wort: LEGENDE!

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Das zeigen auch die Reaktionen seiner Mitspieler und Ex-Kollegen. Der aktuell verletzte Mark Uth (31) wird in einer Instagram-Botschaft besonders emotional: „Wir werden dich alle sehr vermissen. Du bist eine absolute FC-Legende. Aber vor allem ein überragender Mensch. Mein Herz blutet, wenn ich daran denke, dass ich nie mehr mit dir gemeinsam auf dem Platz stehen werde.“ Für Simon Zoller (31, Bochum) ist Hector „einer der größten Spieler, die dieser Klub je hatte“.

Wie kann der FC den Linksverteidiger sportlich ersetzen? Gar nicht! Daraus machen die Verantwortlichen auch keinen Hehl. Doch irgendjemand muss ja nun mal seine Position einnehmen. Da Hectors Karriereende abzusehen war, hatten sich die Kölner bereits im Januar St. Paulis Leart Paqarada (28) ablösefrei geschnappt. Ob der „beste Linksverteidiger der 2. Liga“, so Sportboss Christian Keller (44), wirklich kommen darf, entscheidet sich in den nächsten Wochen vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne.

Wird die Transfersperre nicht gekippt, hat Chefcoach Steffen Baumgart (51) Stand jetzt nur einen gelernten Linksverteidiger im Kader: Kristian Pedersen (28).

Noah Katterbach (22) könnte von seiner Leihe zurückkehren, wobei der HSV eine Kaufoption besitzt. Darüber hinaus gibt es im Nachwuchs mit Max Finkgräfe (19) ein Linksverteidiger-Talent, das schon mit den Profis trainiert hat, allerdings zunächst für die U21 eingeplant ist. Benno Schmitz (28), Stammkraft auf der rechten Seite, hat auf der Hector-Position ebenfalls Erfahrung.

Hector-Kumpel Florian Kainz neuer Kapitän des 1. FC Köln?

Wer wird neuer FC-Kapitän? Eine Entscheidung wird natürlich erst in der Sommervorbereitung fallen, wenn der neue Kader beisammen ist. Der logische Nachfolger wäre der bisherige Stellvertreter, Florian Kainz (30). Der Österreicher hat die FC-Binde in dieser Saison sechsmal in Hectors Abwesenheit getragen und nach seiner Vertragsverlängerung bis 2025 erklärt: „Ich möchte in Zukunft noch mehr Verantwortung auf und neben dem Platz übernehmen.“

Hectors Segen hätte Kainz gewiss. Die beiden verstehen sich auf dem Rasen wie privat blendend, am Tag nach dem Hoffenheim-Sieg samt Karriereende-Ansage standen sie beim Rekord-Spiel der FC-Frauen gemeinsam im Rhein-Energie-Stadion auf der Tribüne.

Die weiteren Mitglieder des aktuellen Mannschaftsrats sind Mark Uth, Benno Schmitz und Timo Horn (29). Sollte der Torhüter ebenfalls gehen, wären Timo Hübers (26) und Marvin Schwäbe (27) aussichtsreiche Nachrück-Kandidaten fürs Team-Gremium. Auch Davie Selke (28) hat sich schnell Respekt in der Kabine verschafft.

Jonas Hector lacht beim Spiel der FC-Frauen im Rhein-Energie-Stadion mit seiner Frau Anika und Florian Kainz.

Jonas Hector (M.) am Sonntag (23. April 2023) beim Spiel der FC-Frauen im Rhein-Energie-Stadion mit seiner Frau Anika und Florian Kainz

Ist der FC ohne Hector Abstiegskandidat Nummer eins? Seit seinem Bundesliga-Debüt im Jahr 2014 hat Hector 44 Bundesliga-Partien verpasst, nur sechs davon gewann der FC – spricht für sich. Da mit Ellyes Skhiri (27, Vertrag läuft aus) auch Baumgarts zweiter Top-Star vorm Abschied steht, kann es für die Kölner in der neuen Saison nur um den Klassenerhalt gehen.

„Abstiegskandidat Nummer eins“, wie einige Fans und Beobachter nun befürchten – wo zu allem Überfluss unklar ist, ob der Klub neue Spieler verpflichten darf –, sind die Geißböcke allerdings nicht. Mit Darmstadt und Heidenheim sind derzeit zwei Zweitligisten auf Aufstiegskurs, die sich im Oberhaus erst einmal zurechtfinden müssen.

Zudem kann Bessermacher Baumgart aus entwicklungsfähigen Jungs wie Dejan Ljubicic (25), Eric Martel (20), Jan Thielmann (20), Denis Huseinbasic (21) und Timo Hübers noch mehr rausholen. Trotzdem wird die nächste Mission Klassenerhalt ungleich schwerer.

Bleibt Hector in anderer Funktion beim FC und in Köln? In den Zukunftsgesprächen mit Christian Keller ging es nicht nur um Hectors aktive Laufbahn, wie der FC-Sportboss im Januar verriet: „Wir tauschen Möglichkeiten aus: Wie kann es als Spieler weitergehen – aber wie es kann vielleicht auch in anderer Funktion für ihn weitergehen?“

Was für eine Position der Ex-Nationalspieler (43 Einsätze) übernehmen könnte? Darüber will aktuell noch niemand spekulieren. Sicher wäre es eine ohne große öffentliche Präsenz. Und in welcher Funktion auch immer: Dass Hector, wie Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (37) vor drei Jahren, direkt nach seinem Karriereende einsteigt, gilt als ausgeschlossen.

Dass er in Köln bleiben will, hatte er bereits vor gut zwei Jahren im „GeißbockEcho“ angekündigt: „Ich würde nicht so weit gehen und mich als Kölner bezeichnen, aber ich fühle mich unheimlich wohl in der Stadt. Sie ist meine zweite Heimat geworden. Auch nach meiner Karriere wird Köln mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mein Lebensmittelpunkt bleiben.“ Mit seiner Frau Anika und Söhnchen Anton.

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Macht Hector als Hobbykicker bei seinem Heimat-Klub weiter? 2010 war der damals 20-Jährige von seinem Jugendverein SV Auersmacher ans Geißbockheim gewechselt. Will ihn der Oberligist nach dem Abschied von der Profi-Bühne von einer Rückkehr überzeugen? EXPRESS.de hakte bei Sportvorstand André Hemmer (42) nach.

Der sagt zunächst mal, wie stolz die Saarländer auf ihren Jonas sind: „Seine ganze Geschichte, dass er bei unseren Herren gespielt und dann erst den Sprung Richtung Köln gewagt hat, ohne ein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen zu haben, ist etwas Besonderes. Wie er sich in Köln etabliert und es bis zum Nationalspieler geschafft hat. Er hat das große Bundesliga-Geschäft ein Stück weit nach Auersmacher gebracht, das war für uns alle etwas Besonderes.“

Jonas Hector dribbelt in der Oberliga Südwest für den SV Auersmacher gegen den SC Hauenstein.

Jonas Hector (r.) am 3. April 2010, wenige Monate vor seinem Wechsel zum 1. FC Köln, im Einsatz für den SV Auersmacher. In der Oberliga Südwest gegen den SC Hauenstein.

Und: Hemmer hofft sehr wohl auf ein Hector-Comeback in Auersmacher – bei den Alten Herren! „Dass Jonas in der Oberliga weiterspielen will, kann ich mir schwer vorstellen. Auch in der Oberliga muss man zwei, drei Trainingseinheiten in der Woche haben, und Jonas hat seine Heimat erst einmal in Köln gefunden. Ich hoffe aber, dass er uns bei den Alten Herren unterstützt und das eine oder andere Spiel macht. Da wollen wir nächste Saison den Saarland-Pokal gewinnen.“

Die Altersgrenze von 32 Jahren hat Hector erreicht, sein letzter Bundesliga-Auftritt am 27. Mai gegen den FC Bayern fällt genau auf seinen 33. Geburtstag. Die Alten Herren des SV Auersmacher dürften sich über den besten Linksverteidiger Deutschlands freuen…