Hat Trainer Timo Schultz beim 1. FC Köln auch einen Vertrag für die 2. Liga? Wie geht er mit der Transfersperre um? Gegenüber EXPRESS.de spricht der Coach über seine Gedanken und Planungen.
Hector & Horn gingen mit runterFC droht Spieler-Flucht bei Abstieg – auch Schultz weg? So plant er
Es sind keine leichten Wochen für den 1. FC Köln. Auf der einen Seite liegt der Fokus ganz klar auf der sportlichen Rettung. Mit dem Restprogramm vor der Brust ist das durchaus eine machbare Sache. Köln spielt unter anderem noch gegen Augsburg, Bochum, Mainz, Darmstadt oder Heidenheim.
Doch im Hintergrund muss auch mit dem Schlimmsten gerechnet werden: dem Abstieg am Ende der Saison. Auch für Trainer Timo Schultz (46) eine besondere Aufgabe. Allein schon bei der wichtigsten Frage weicht er aus: „Haben Sie im Abstiegsfall noch einen gültigen Vertrag?“
Verlässt Timo Schultz den FC im Abstiegsfall?
Schultz holt im Gespräch mit EXPRESS.de aus: „Mein Fokus liegt zu hundert Prozent auf den nächsten Wochen. Ich brauche jede Energie für die Mannschaft. Aber natürlich gibt es Planungen, die über den Sommer hinausgehen. Da bin ich auch involviert. Mich interessiert aber gerade nicht, in welches Trainingslager wir im Sommer fahren oder gegen wen wir wann ein Testspiel machen.“
Es ist kein Ja und kein Nein von ihm zu hören – so besteht die Möglichkeit, dass Schultz im Abstiegsfall nicht länger Trainer des 1. FC Köln ist. Dem Vernehmen nach hat er dann keinen gültigen Vertrag mehr. Möglich wäre aber, dass er die Aufgabe in Köln weiterführt, weil die Bosse von ihm überzeugt sind und glauben, dass er etwas aufbauen kann.
Denn Schultz beschäftigt sich neben der Arbeit auf dem Platz auch mit den Rahmenbedingungen. Die größte Herausforderung: Wie geht er als Trainer mit der Transfersperre um?
Schultz sagt: „Natürlich schaue ich mir im Hinblick auf die Kaderplanung die Leihspieler genau an. Ich sehe, dass sich Tim Lemperle wirklich gut entwickelt. Jonas Urbig spielt eine überragende Rolle. Extern können wir nichts verpflichten, also schauen wir, wo wir im eigenen Kader noch Potenzial haben und welche Leihspieler dazu kommen können. Das ist aber nichts, was mich ablenkt. Ablenkung kann ich momentan nicht gebrauchen. Für die intensiven Planungen haben wir andere Leute im Verein, die gehen gewissenhaft alle Szenarien durch. Ich bin hier dafür zuständig, dass wir auch nächstes Jahr in der 1. Liga spielen.“
Schultz über Kölner Transfersperre: „Unfassbares Szenario“
Was andere Personen im Fußballgeschäft total abschreckt, ist für Schultz eine Herausforderung – darum wurde er auch als Nachfolger von Steffen Baumgart (52) ausgewählt. Eine weitere wichtige Frage: Kann so eine Transfersperre auch für einen größeren Zusammenhalt sorgen oder sind im Falle eines Abstiegs viele Spieler weg?
Schultz gibt interessante Einblicke in seine Denkweise: „Das ist ein unfassbares Szenario, was man sich von außen gar nicht vorstellen kann. Für mich ist das ein riesiger Glücksfall, weil eigentlich alle Spieler wissen, dass sie hier sind und hier bleiben. Wir haben eine Mannschaft zusammen, wo ich bei keinem Spieler das Gefühl habe, dass er wegwill.“
Der Trainer ist überzeugt: „Alle sind gerne hier, alle wollen etwas erreichen mit dem FC. Sie sehen ihre Perspektive hier und haben Bock auf den Verein. Dementsprechend sind sie auch enttäuscht und hadern nach Niederlagen. Aber ganz ehrlich: So eine Transfersperre kann etwas Gutes haben. Mein Fokus liegt voll auf dieser Mannschaft. Die entwickeln wir, mit der gehen wir durch dick und dünn, die kann an dieser Situation wachsen und ist dann nächstes Jahr einen Schritt weiter.“
Schultz verweist auf andere Beispiele, wo mit jungen Spielern großes aufgebaut wurde, allerdings ohne Transfersperre: „Ich kann mich an den VfB Stuttgart erinnern mit den jungen Wilden unter Felix Magath, die im Jahr darauf eine wahnsinnige Entwicklung genommen haben. Für mich als Trainer hat das wirklich etwas Gutes: Ich muss meine Energie nur in die Entwicklung der Spieler stecken, die wir hier haben.“
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Alle seine Aussagen lassen darauf schließen, dass er auch im Fall eines Abstiegs gerne in Köln weiterarbeiten würde. Doch fürchtet er nicht zahlreiche Abgänge, wenn es runtergehen würde? Es gab in Köln schon mal einen Abstieg, da haben Jonas Hector (33) und Timo Horn (30) gesagt, dass sie mit in die 2. Liga gehen, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Die Frage ist: Würden Davie Selke (29) und einige andere Top-Spieler tatsächlich auch im Abstiegsfall bleiben?
Schultz bleibt gelassen: „Das ist hypothetisch. Und das ist nicht mein Thema. Wir wollen es gar nicht so weit kommen lassen. Was danach passiert, welcher Spieler welche Klauseln hat, das weiß ich nicht. Man kann eine Ausstiegsklausel haben und trotzdem bleiben. Man kann aber auch einen gültigen Vertrag haben und trotzdem gehen. Du kannst sagen: ,Ich ziehe den Karren aus dem Dreck‘ oder: ,Ich hab drei andere Angebote, ich gehe.‘ Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sich damit hier gerade jemand beschäftigt. Null! Gar nicht! Die wollen das hier gemeinsam schaffen.“