Bayer Leverkusen hat Geschichte geschrieben und als erstes Bundesliga-Team ungeschlagen die Meisterschaft gewonnen. Zwei weitere Titel können in der Europa League und im Pokal noch folgen. Doch wie nachhaltig ist der Erfolg? Muss sich der FC Bayern Sorgen machen?
Wachablösung oder Eintagsfliege?Was Bayer Leverkusens Meisterschaft für die Bundesliga bedeutet
Sowas hat es noch nie gegeben! Bayer Leverkusen pflügt ungeschlagen durch die Bundesliga und holt völlig verdient den Meister-Titel.
Und damit nicht genug: „Winnerkusen“ oder „Neverloosen“, wie der Klub seit dieser Saison von den Fans genannt wird, kriegt den Hals einfach nicht voll. In den kommenden fünf Tagen kann sich die Werkself noch zwei weitere Trophäen in die Vitrine stellen. Das historische Triple winkt nach der absoluten Traum-Saison.
Bayer Leverkusen ist seit 51 Spielen ungeschlagen – jetzt kommen noch zwei Endspiele
Am Mittwoch (22. Mai 2024) steht für Bayer das Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo an. Nach dem Uefa-Cup 1988 könnte Leverkusen zum zweiten Mal in der Vereinshistorie den Europapokal gewinnen. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso ist gegen den Fünften der italienischen Serie A in Dublin der Favorit.
Noch klarer ist die Favoritenrolle aber am Samstag (25. Mai 2024) im DFB-Pokalfinale in Berlin gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (der Klub verkündete noch vor dem Finale die Trennung von Trainer Friedhelm Funkel) verteilt: Hier zweifelt eigentlich niemand daran, dass Leverkusen im Olympiastadion mit dem goldenen Kelch, in den rund acht Liter Flüssigkeit passen, feiern wird. Drei Titel in einer Saison – sowas gibt es nun wirklich nicht alle Tage! 51 Spiele ist die Werkself nunmehr ungeschlagen. Solch eine Serie gab es noch nie. Kommen noch zwei weitere Partien hinzu, hat das ewige „Vizekusen“, die Älteren werden sich noch an diesen Spitznamen erinnern, das Triple im Sack. Der Name „Triplekusen“ geistert schon durch die Stadt.
Und dann? Was kommt jetzt? Ist die Traum-Saison von Bayer 04 Leverkusen nur eine Eintagsfliege? Oder kann die Werkself darauf aufbauen und nachhaltig dem Rekordmeister FC Bayern München Paroli bieten? Oder bahnt sich da gerade sogar eine Wachablösung an, nachdem die Bayern vor Bayers erster Meisterschaft die Schale elfmal in Folge gewonnen hatten?
Die Antwort: Nichts, aber auch gar nichts, deutet derzeit darauf hin, dass Bayers Saison eine einmalige Sache bleibt. Die Wahrheit lautet: Die Bayern müssen sich warm anziehen, Bayer meint es ernst. Ein Absturz von Bayer Leverkusen ist in der kommenden Saison nicht zu erwarten, auch wenn Bayer vielleicht doch noch mal irgendwann ein Spiel verlieren wird.
Was spricht für eine Wachablösung im deutschen Fußball? Die Protagonisten halten Bayer mindestens in großen Teilen weiterhin die Treue. Das Wichtigste: Trainer Xabi Alonso (42) bleibt. Der Architekt des Erfolgs widerstand der Versuchung, zum FC Bayern oder zum FC Liverpool zu wechseln. Stattdessen ist er mit Leverkusen längst noch nicht fertig, peilt weitere Titel unterm Bayer-Kreuz an.
Bye, bye Bayer? Von wegen, der Boss bleibt! Und das hat natürlich auch Signalwirkung für die Schlüsselspieler der Meister-Mannschaft. Auch die wichtigsten Profis werden Bayer in diesem Sommer nicht verlassen. Auch, wenn es Gerüchte um mögliche Abgänge von Jonathan Tah (28) und Jeremie Frimpong (23) gibt. Beide werden beim FC Bayern als Zugänge gehandelt. Diese Taktik ist nicht neu, die Münchner bedienen sich in solchen Fällen gerne bei der nationalen Konkurrenz, um zu verhindern, dass diese dauerhaft und ernsthaft entsteht.
Doch selbst für den Fall der Fälle, dass die Bayern in Leverkusen wildern: Die Leverkusener Mannschaft wird nicht auseinanderfallen, so viel ist jetzt schon klar. Unterschiedsspieler Florian Wirtz (21) hat bereits angekündigt, zu bleiben, auch Leistungsträger wie Alex Grimaldo (28), Victor Boniface (23), Robert Andrich (29) und Granit Xhaka (31) spielen in der kommenden Saison sicher in der BayArena.
So kündigt Bayer-Sportchef Simon Rolfes (42) sogar Verstärkungen an: „Wir werden versuchen, Frische in den Kader reinzubringen und für neue Dynamiken zu sorgen. Aber der Großteil der Struktur wird bleiben, deswegen wird es mit Sicherheit keinen Umbruch geben in dem Ausmaß des letzten Jahres.“ Klub-Boss Fernando Carro (59) führt weiter aus: „Wir wollen uns, wenn es vom Budget reicht, auf jeden Fall verstärken. Ob in der Breite und der Spitze müssen wir sehen. Aber ich glaube, bei der einen oder anderen Position haben wir noch die Möglichkeit, uns zu verstärken.“
Das klingt eher danach, als ob der Kader personell stärker sein wird als noch in der jüngst abgelaufenen Spielzeit. Und nach einer Kampfansage an den einstigen Serienmeister FC Bayern. All das erinnert ein wenig an die Spielzeiten 2010/11 und 2011/12. Damals hatte Borussia Dortmund mit Jürgen Klopp an der Seitenlinie zweimal hintereinander die Meisterschale ins Ruhrgebiet entführt, im zweiten Jahr sogar das Double geholt.
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Im Gegensatz zu Leverkusen, das in Ruhe die kommende Saison planen kann, herrscht in München derzeit das blanke Chaos. Die Trainersuche von Sportvorstand Max Eberl (50) verkommt zur peinlichen Farce, die graue Eminenz Uli Hoeneß (72) wird im Klub zusehends kritischer gesehen. Beinahe jeder namhafte Trainer hat den Bayern für die kommende Saison schon abgesagt, noch immer ist kein Nachfolger für Thomas Tuchel (50) gefunden, dementsprechend hakt es auch bei der personellen Planung auf dem Spielfeld.
Bayer hat sehr gute Chancen, den Meister-Coup 2024/25 zu wiederholen – dank Alonso, Wirtz und den Chaos-Bayern ist ein erneuter Triumph alles andere als auszuschließen. Und wer weiß, vielleicht hat Bayer sogar langfristig das Zeug dazu, die Bayern von der Spitze zu verdrängen. Das Fundament dafür wurde gelegt.
Wirtschaftliche Probleme sind dem Bayer-Konzern ohnehin fremd, wenn das vorhandene Geld weiterhin so klug investiert wird, ist unterm Bayer Kreuz in Zukunft alles möglich. Nicht nur in München wird man ganz genau hinschauen, auch die Konkurrenz aus Dortmund und Leipzig blickt gespannt nach Leverkusen.