Bundesliga-TV-RechteEs gibt mindestens zwei Verlierer – und nur einen Gewinner

Die Vergabe der TV-Rechte der Bundesliga beschäftigt die deutschen Fußball-Fans schon seit Wochen. Jetzt ist klar: Sky verliert die Konferenz an DAZN, zeigt aber die Einzelspiele am Samstag. Für die Fans ist es das schlechteste Szenario.

von Denis Canalp  (can)

Die Bundesliga-Konferenz am Samstag um 15.30 Uhr wurde einst von Sky erfunden und ist seit Jahren eine feste Institution für Fußball-Fans. Ab der Saison 2025/26 läuft sie auf DAZN. Doch nicht nur Sky verliert durch den Wechsel der TV-Rechte. Ein Kommentar.

Der Imageverlust für Sky ist durch den Verlust der Rechte an der eigenen Erfindung enorm. Doch das angekratzte Image ist längst nicht alles. Viele Fans interessieren sich mehr für die Konferenz als für die Einzelspiele. Gerade wenn die eigene Mannschaft nicht spielt, wählen viele Zuschauer und Zuschauerinnen die Konferenz als Option.

Die Bundesliga-Konferenz

„Tor in München! Tor in Dortmund!“ – Der Fußball-Fan in Deutschland verpasst kein Tor am Samstagnachmittag. Die Konferenz ist das perfekte Format für den neutralen Fan. Und ist seit Jahren ein echter Quoten-Hit für Sky.

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Zum Vergleich: Am Samstag (30. November 2024) holte der Pay-TV-Sender knapp 1,2 Millionen Fans vor die Endgeräte. Beim Topspiel Borussia Dortmund - FC Bayern (1:1), dem wohl größten Match, das die Bundesliga zu bieten hat, schalteten am Samstagabend 1,6 Millionen Menschen ein. Die Quote der Einzelspiele ist teilweise verschwindend gering.

Sky ist damit einer der Verlierer der neuen Rechtevergabe, DAZN der große Gewinner. Bislang zeigte der Streamingdienst nur die Begegnungen am Freitag und Sonntag, jetzt steigt DAZN in den deutschen Fußball-Feiertag, den Samstag, ein. In der DAZN-Zentrale dürfte der eine oder andere Sektkorken geknallt haben.

Doch was bedeutet das für die Fans? Wenig Gutes. Wer zwischen Konferenz und Einzelspielen hin- und herzappen will, braucht künftig zwei Abos. Zudem ist ein nahtloser Übergang so schlichtweg unmöglich, da die Zuschauer und Zuschauerinnen zunächst mit Werbeclips bombardiert werden. Wer nur einen Klub verfolgt, kann womöglich mit der neuen Regelung leben, braucht aber strenggenommen auch zwei Abos, da die Sonntagsspiele weiterhin auf DAZN laufen.

Unterm Strich bleibt: Wer in Deutschland Fußball im TV oder Stream gucken will, braucht viele unterschiedliche Abos – und ganz schön viel Kohle. Die schlechte Nachricht für die Fans: Das ändert sich auch in Zukunft nicht. Die Single-Buyer-Rule wurde vor der Ausschreibung gekippt, sodass ein Anbieter alle Spiele hätte erwerben können. Doch Experten hatten das Szenario, dass ein Sender alle Spiele zeigt, ohnehin als unrealistisch betrachtet. Und leider mit dieser Einschätzung recht behalten.

Fußball-Fans umtreiben beim Wechsel der Konferenz von Sky zu DAZN vor allem zwei Sorgen. Die erste Sorge: Die Bundesliga-Konferenz wird nicht mehr im gewohnten Rahmen mit Experten im TV-Studio präsentiert. Auch wenn Sky im Vergleich zu früher in diesem Bereich ebenfalls merklich abgebaut hat, ist die Sorge nicht unbegründet – ein Blick in die lieblose Präsentation der Champions League auf DAZN genügt.

Die zweite Sorge dreht sich um das Portemonnaie: Erhöht DAZN jetzt noch einmal den Preis? Nicht auszuschließen. Schließlich stehen Preiserhöhungen bei DAZN quasi an der Tagesordnung. 2018 warb DAZN noch mit dem eingängigen Slogan: „Der beste 10er aller Zeiten: 9,99 Euro“ – die Zeiten sind längst vorbei. Momentan liegt der Monatspreis für ein Jahresabo bei stolzen 34,99 Euro pro Monat. Die monatlich kündbare Variante ist für 44,99 Euro buchbar.

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Die Kosten für europäische Top-Ligen wie Spanien oder Italien und vor allem die Champions League müssen ja irgendwie wieder reinkommen. Klar ist: Durch den Erwerb der Konferenz wird ein DAZN-Abo nicht günstiger, im besten Fall bleibt der Preis stabil. Dazu kommt: Die Qualität des Streams ist immer wieder grenzwertig und vor allem im W-Lan teils eine Katastrophe. Und das für diesen Preis!

Wer auf Sky die Bundesliga und Sport wie Formel, Tennis und Golf schauen möchte, wird im ersten Jahr zusätzlich mit 35 Euro monatlich zur Kasse gebeten. Nach zwölf Monaten steigt der Preis auf 50 Euro. Ebenfalls ein teurer Spaß. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sky jetzt günstiger wird, dürfte auch im Promillebereich liegen – trotz Verlustes des Aushängeschilds des Senders.

Damit sind die Fußball-Fans der größte Verlierer der aktuellen Rechtevergabe. Über die Höhe der gebotenen Summen wurde noch nichts bekannt. Nicht auszuschließen, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) künftig für ihr Premiumprodukt weniger einnimmt als in der Vergangenheit. Dann würde sich auch der Ligaverband in die Liste der Verlierer einreihen. Ein schwacher Trost für die Fans.