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Kommentar zur Lage der NationalmannschaftFlicks große Probleme kommen erst jetzt

Bundestrainer Hansi Flick geht nach dem Spiel durch das Stadion.

Hansi Flick geht nach dem Abpfiff des Spiels in Armenien (14. November 2021) durch das leere Stadion.

Unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick hat die Nationalmannschaft alle Spiele in diesem Jahr gewonnen. Dennoch warten 2022 noch große Herausforderungen. Ein Kommentar zur Lage bei der DFB-Elf.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Eriwan. Der Bundestrainer bleibt weiterhin Hans(i) im Glück. Sieben Titel holte Flick als Chefcoach des FC Bayern München. Sieben Siege fuhr er in seinen ersten sieben Spielen mit der Nationalmannschaft ein. Die WM-Qualifikation wurde souverän erreicht. Das 4:1 in Armenien war ein guter Jahresabschluss nach 105 Tagen Flick-Verantwortung beim DFB.

Dennoch: Flick weiß ganz genau, dass die Siege gegen Nationen wie Armenien, Liechtenstein, Rumänien oder Island nur bedingt aussagekräftig sind. Die richtigen Probleme warten erst 2022 auf den Löw-Nachfolger.

Hält die Abwehr wirklich? Rumänien war als Weltranglisten-41. schon der härteste Brocken in der bisherigen Flick-Ära. Bei den Testspielen im März, bei der dann folgenden Nations League und erst recht bei der WM 2022 ab dem 21. November kommen andere Kaliber auf die deutsche Defensive zu. Selbst Armenien schaffte es am Sonntag (14. November 2021), mit schnellem Umschaltspiel für Verwirrung in der deutschen Restverteidigung zu sorgen.

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Nach einem Vorrunden- und Achtelfinal-Aus bei den beiden vergangenen Turnieren lechzen die deutschen Fans nach mehr Erfolgen. Dass Flicks Auswahl auch ohne echten Strafraumstürmer über reichlich Offensivpotential verfügt, ist bekannt. 31 Tore in sieben Spielen sind eine tolle Quote. Aber bei einer WM muss auch die Abwehrleistung stimmen. Und da stehen die richtigen Prüfungen für Niklas Süle, Antonio Rüdiger & Co. erst noch an.

Wie geht’s mit den Impf-Verweigerern weiter? Dass ein positiver Coronatest von Niklas Süle in der abgelaufenen Woche gleich für fünf Quarantänefälle beim DFB sorgte, ist ein unhaltbarer Zustand. Angenommen die Gegner wären nicht Liechtenstein und Armenien gewesen, hätte der Ausfall von Leistungsträgern wie Joshua Kimmich oder Serge Gnabry katastrophale Folgen gehabt.

Flick muss nun hart mit den Spielern, die Impf-Bedenken haben, ins Gericht gehen. Der Bundestrainer kann es sich nicht erlauben, zahlreiche ungeimpfte Spieler mit zur WM zu nehmen. Möglicherweise wird ihnen die Anreise nach Katar ohnehin noch untersagt. Flicks größte Stärke ist der empathische Umgang mit seinen Spielern. Er muss nun genau den richtigen Ton treffen, um die Zweifler vom Pieks zu überzeugen.

Hansi Flicks Baustellen: Abwehr, Impf-Verweigerer, Menschenrechte

Wie positioniert sich Deutschland politisch? In den ersten Quali-Spielen präsentierte die DFB-Elf noch politische Botschaften, pinselte „Human rights“-Botschaften auf T-Shirts oder formierte sich mit Plakaten für die Menschenrechte zum Gruppenfoto. Nach der EM ist dieses Thema – bedingt durch den Trainerwechsel und jüngst durch den Coronawirbel – in den Hintergrund geraten. Aber 2022, wenn Katar immer näher rückt, wird die Debatte um die Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland immer präsenter.

Auch wenn Flick und die Spieler immer gern betonen, dass sie Sportler seien und sich in erster Linie um die richtige Taktik, Fitness und Einstellung kümmern müssen, wird die DFB-Elf nicht um klare Positionen herumkommen. Natürlich werden auch die vier WM-Wochen nicht dafür sorgen, dass sich nachhaltig viel im Öl- und Gas-Staat verändern wird.

Die Öffentlichkeit wird doch genau hinschauen, wie laut sich die Deutschen gegen die Missstände in Katar äußern werden. Da der Verband seit Jahren in solchen Fragen eine unglückliche Figur abgibt, wird es am Ende an der Nationalmannschaft liegen, auf und abseits des Platzes Deutschland würdig zu vertreten.