Die Investoren-Entscheidung in der Bundesliga ist gefallen – und hat doch keine sofortigen Auswirkungen auf den Alltag in Fußball-Deutschland. Langfristig sind dennoch Änderungen geplant.
Investoren-EntscheidungVotum zum Milliarden-Deal: Was bedeutet das jetzt für die Bundesliga?
von Béla Csányi (bc)
Im zweiten Anlauf hat der deutsche Profifußball den Weg für den Einstieg eines Investors freigemacht. Bei der Versammlung der 36 Erst- und Zweitligisten in Frankfurt ist die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für Verhandlungen der DFL mit Geldgebern gerade so zustande gekommen.
Nachdem die Bestrebungen im Mai noch gescheitert waren, überzeugte ein modifiziertes Konzept jetzt exakt die 24 benötigten Klubs, die am Montag (11. Dezember 2023) ihre Zustimmung gaben. Vor allem für Fans spannend: Wie würde sich ein Investoren-Einstieg auf den Alltag in der Bundesliga auswirken? EXPRESS.de klärt auf.
Bundesliga-Investor: DFL hofft auf mehr Vermarktungs-Millionen
- Wie viel Geld soll der Investoren-Deal den Vereinen bringen?
Der neue Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben. Heißt im Klartext: Über diesen Zeitraum kassiert die Bundesliga nur noch 91 bis 94 Prozent der TV-Einnahmen selbst, der Rest geht an den Investor.
- Dürfen die Vereine frei über die Verwendung des Geldregens entscheiden?
Im Idealfall gehen 600 Millionen an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streamingplattform, usw.). 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die Medien-Mindereinnahmen zu kompensieren. Schließlich müssen die fehlenden sechs bis neun Prozent Jahr für Jahr ausgeglichen werden.
Mit weiteren 100 Millionen soll ein System aufgebaut werden, das Klubs für Auslandsreisen zur Vermarktung belohnt. Damit wird schon deutlich: Auf dem Transfermarkt können die Klubs mit dem frischen Geld nicht shoppen gehen, die Investoren-Kohle ist zweckgebunden.
- Wer sind die möglichen Bundesliga-Investoren?
Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten „Private-Equity-Bereich“ geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind. Die Investoren wären also keine Einzelpersonen, wie etwa Dietmar Hopp (TSG Hoffenheim) oder Klaus-Michael Kühne (Hamburger SV), sondern Unternehmen. Mehrheitlich mit Sitz im Ausland.
Auch mit Investor keine „Salami-Spieltage“ in der Bundesliga geplant
- Was soll sich in der Bundesliga konkret ändern?
Spürbare Änderungen für Fans dürften erst nach und nach kommen. Die Pläne zielen vor allem darauf ab, die Liga international stärker in den Fokus zu rücken und damit auf neuen Märkten im Ausland zu punkten. Hoheitsrechte sollen nicht abgegeben werden.
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Es soll daher keine „Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung“ geben. Konkret heißt das: „Salami-Spieltage“ wie etwa in Spanien oder Italien mit neun verschiedenen Anstoßzeiten – und der Wegfall des klassischen Bundesliga-Samstags – sind zumindest in Verbindung mit dem Investoren-Deal nicht zu befürchten.
- Warum waren einige Vereine gegen den Deal?
Im Vorfeld gab es reichlich Kritik und mit dem 1. FC Köln und dem SC Freiburg auch zwei vorab bekannte Gegenstimmen. Vor allem stellte sich die Frage, warum die Klubs die nötige Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro nicht aus eigenen Kräften bereitstellen können. Die DFL-Bosse sahen für die sogenannte „Binnenfinanzierung“ aber keine Mehrheit.
- Wie ist die Stimmungslage?
Einige Klubbosse hatten im Vorfeld erneut mit der Spaltung des Profifußballs gedroht, sollte die Zwei-Drittel-Mehrheit wieder verfehlt werden. Geschäftsführer Fernando Carro von Bayer Leverkusen etwa hatte den Zweitliga-Klubs die Pistole auf die Brust gesetzt, sollten diese den Deal als „Quertreiber“ torpedieren. Das Lager der Kritiker des Milliarden-Deals ist zumindest aufseiten der Vereins-Vertreter weniger aggressiv vorgegangen als dessen Befürworter.
Auf der anderen Seite waren die Fangruppierungen klar gegen den Deal, hatten Kritik in den vergangenen Wochen in praktisch allen Stadien mit großen Bannern geäußert. Auch deshalb hatten viele Vereine ihre Haltung zum Investoren-Deal vorab nicht durchblicken lassen. (mit sid)