Rechte-Knall in der Fußball-Bundesliga: Wegen eines Zoffs mit Streaming-Anbieter DAZN hat die DFL Konsequenzen gezogen.
Zur Halbzeit des Bayern-SpielsDFL vermeldet Bundesliga-Knall: DAZN im Fokus
von Béla Csányi (bc)
In der Champions League lief am Mittwochabend (17. April 2024) gerade die 15-minütige Atempause zwischen Bayern München und dem FC Arsenal, da stellte ein Bundesliga-Knall das Duell im Viertelfinal-Rückspiel beinahe in den Schatten.
Die DFL vermeldete, dass die erst am Montag begonnene Ausschreibung der TV-Rechte für die Bundesliga ab 2025 mit sofortiger Wirkung ausgesetzt wird. Grund ist ein Streit mit DAZN, der in dieser Schärfe eine komplett neue Dimension besitzt.
DFL stoppt Ausschreibung der Bundesliga-Rechte
Wie die „Bild“ berichtete, hatte sich DAZN zuvor in einem vierseitigen Brief über das Vorgehen der Liga beschwert. Der von Vorstands-Boss Shay Segev unterschriebene Brandbrief sei sowohl an die DFL-Führung als auch an die 18 Erstliga-Vereine verschickt worden.
Der Streaming-Anbieter richte sich darin mit massiven Vorwürfen gegen die beiden DFL-Bosse Marc Lenz und Steffen Merkel. Bei der Vergabe des Rechte-Pakets B für die Freitagsspiele sowie die Einzelspiele am Samstagnachmittag sei DAZN trotz des nach eigener Einschätzung mit Abstand besten Angebots nicht berücksichtigt worden.
„Für dieses unwirtschaftliche Verhalten haben wir keine andere Erklärung als die, dass die DFL-Geschäftsführung das Ergebnis bereits vorweggenommen hatte, um Rechtepaket B in unzulässiger Weise an den von ihr bevorzugten Bieter zu vergeben“, soll es im der „Bild“ vorliegenden Brief heißen.
Ursprung der Unstimmigkeiten sei die Forderung einer Bankgarantie, die von der DFL am Montag nach dem abgegebenen DAZN-Angebot mit einer Frist von 24 Stunden gefordert worden sei.
Der Streaming-Anbieter habe mit einer harten Patronatserklärung stattdessen dasselbe Vorgehen wie bei der vorigen Ausschreibung gewählt und der Liga-Forderung in der Kürze der Zeit nicht nachkommen können. Segev schrieb im Brief von einer „unmöglichen Aufgabe“. Stattdessen lieferte DAZN die Garantiezusage einer internationalen Investment-Firma. Das Bundeskartellamt sei von DAZN zur Klärung eingeschaltet worden.
Nach den harten Vorwürfen reagierte auch das Führungs-Duo der DFL in aller Schärfe, sagte über den Brief: „Die hierin erhobenen Unterstellungen und Vorwürfe sind unzutreffend, haltlos und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück. Das Schreiben der DAZN Group Limited enthält zudem eine Vielzahl von unrichtigen Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten.“
Zum Zweck einer reibungslosen Klärung habe das DFL-Präsidium am Mittwoch zunächst beschlossen, „das Verfahren gemäß den anwendbaren Verfahrensregeln vorläufig auszusetzen“. Das Paket B mit insgesamt 196 Live-Spielen soll in der Zwischenzeit bereits an einen Anbieter vergeben worden sein. Ob diese Entscheidung Bestand hat, ist jetzt aber Gegenstand weiterer Untersuchungen.