Die Schweiz hat einen Tag nach dem deutschen Auftaktsieg mit einem Sieg in Köln nachgelegt. Gegner Ungarn steht nach lange schwacher Leistung im zweiten Duell gegen die DFB-Elf schon sehr unter Druck.
Erstes EM-Spiel in KölnSchweiz mit irrem Bandage-Tor – Ungarn gegen Deutschland schwer unter Druck
In der EM-Vorrunden-Gruppe A deutet sich ein Zweikampf zwischen Deutschland und der Schweiz um den Gruppensieg an. Die Mannschaft von Trainer Murat Yakin brachte am Samstag (15. Juni 2024) im zweiten Turnierspiel eine starke Leistung.
Der 3:1-Sieg in Köln ging unter dem Strich in Ordnung. Die Ungarn stehen wiederum vor ihrem zweiten Duell am Mittwoch in Stuttgart (19. Juni, 18 Uhr) gegen Deutschland schon mächtig unter Druck.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán auf Tribüne in Köln
Die gezeigte Leistung der Mannschaft um Kapitän Dominik Szoboszlai war über eine Stunde lang absolut ungenügend. Am dritten Spieltag stehen sich dann Deutschland und die Schweiz gegenüber.
„Wir haben am Freitagabend das Spiel zusammen gesehen. Das war eine beeindruckende Leistung der Deutschen. Klar ist, dass der Gruppensieg nur über sie geht“, sagte Silvan Widmer. „Aber wir haben auch unsere Ambitionen gezeigt.“
Die EM-Premiere in Köln, sie bot einen mitreißenden Rahmen, ein rassiges Spiel und Stimmung pur. „Hopp Schwiiz“ schallte es aus der Südkurve. Einige Fans der Eidgenossen hatten wieder Kuhglocken mitgebracht, um standesgemäß ihr Team anzufeuern. Witzig: Auch die „Nati“-Fans singen schon den Kurvenhit „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“.
Auffällig aber auch: Im Stadion klafften doch deutlich sichtbare Lücken auf den Tribünen. Im zweiten Durchgang füllten zahlreiche Volunteers die freien Sitzschalen auf. Offiziell waren 41.676 Fans dabei.
Der schwarze Block der Ungarn hatte die Nordkurve in Beschlag genommen. Ministerpräsident Viktor Orbán wurde von DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke begrüßt. Beide verfolgten ebenso wie Kölns EM-Botschafter Toni Schumacher die Partie.
DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig (61) war rasch nach dem 5:1-Auftaktsieg gegen die Schotten in seine Heimat gereist, um die beiden deutschen Gruppengegner in Aktion zu erleben. Er sah ein ungarisches Team, was in der Abwehr überhaupt keinen Zugriff bekam.
Obwohl der italienische Nationaltrainer Marco Rossi gegen den Ball eine Fünferkette plus Abräumer Andras Schäfer aufgeboten hatte, tricksten sich die schnellen Schweizer immer wieder hindurch. Schon in der fünften Minute setzte Dan Ndoye auf der rechten Seite zum Solo über den halben Platz an. Beim Pass fehlte ihm am Ende die nötige Präzision.
Die hatte dafür Michel Aebischer in der 12. Minute im Fuß, als er den früheren Nürnberger Kwadwo Duah perfekt bediente, der eiskalt ins Tor traf. Der Linienrichter hob jedoch fälschlicherweise die Fahne, der VAR korrigierte die Abseitsentscheidung.
Was Ndoye, Duah und Ruben Vargas in der Folgezeit in vorderster Front veranstalteten, erinnerte doch schon stark an die deutsche Zauber-Offensive um Jamal Musiala und Florian Wirtz. Deutlich wurde auf jeden Fall, dass die Abwehrreihe der Ungarn bei schnellem, technisch gutem Spiel sehr verwundbar ist.
Auch vor dem 2:0 bekam Ungarn überhaupt keinen Zugriff. Aebischers Schuss schlug perfekt im rechten unteren Eck ein. „Wir haben nun einen guten Start ins Turnier hingelegt“, sagte er zufrieden. Hinzu kam, dass Leverkusens Double-Held Granit Xhaka als Taktgeber groß auftrumpfte. Er wurde zum „Man of the Match“ gekürt. Nach der Pause änderte sich zunächst nicht viel am Bild.
Es dauerte bis zur 63. Minute, ehe die Magyaren die erste dicke Chance verbuchten. Mit einer punktgenauen Flanke bediente Sallai den lauernden Barnabas Varga, der aber vorbei köpfte. Drei Minuten später machte er es besser, als er nach Szoboszlai-Vorarbeit zum 1:2 einköpfte.
Irrer Treffer: Embolo verliert Bandage kurz vor seinem Tor
Das war das Signal für den ungarischen Anhang, noch mal das Team nach vorne zu brüllen. Es entwickelte sich ein rassiges Duell vor zwei lautstarken Fankurven und zwei Teams, die sich nichts mehr schenkten. Die Emotionen schaukelten sich so hoch, dass selbst Schweiz-Trainer Yakin Gelb sah.
Völlig irrer Schlusspunkt der Partie: Breel Embolo verlor auf dem Weg zum 3:1 (90.+3) seine Bandage, offenbar abgerutscht vom Oberschenkel. Ein großer schwarz-weißer Verband kullerte das Bein entlang und dann auf den Rasen. Der frühere Bundesliga-Stürmer verwandelte aber dennoch sicher mit einem Lupfer über Gulacsi zum Endstand und zum umjubelten Schweizer Sieg.