Hält Bundesliga-RekordEx-Profi jetzt an der Seite von bekanntem TV-Anwalt zu sehen – „war völlig kurios damals“

Bei Hertha BSC hält er einen Bundesliga-Rekord, aber sein Körper verhinderte eine Profi-Karriere. Jetzt ist er mit 33 Jahren im Fernsehen an der Seite von TV-Anwalt Ingo Lenßen zu sehen.

von Tobias Schrader  (tsc)

Im Alter von 17 Jahren gab er sein Debüt in der Bundesliga, heute ist Lennart Hartmann (33) Anwalt und hat seine erste Rolle in einer TV-Serie. Das Leben des gebürtigen Berliners hat sich seit seiner Profi-Premiere stark gewandelt. Darüber sprach er mit EXPRESS.de.

2002 wechselte Hartmann in die Jugend von Hertha BSC, wollte sich dort behutsam hocharbeiten. 2008 spielte er bereits in der U17 - bis ihn eines Tages ein Anruf erreichte, als er in der Schule saß.

Lennart Hartmann: Lucien Favre wollte ihn bei den Profis sehen

„Ich saß in der Schule und wurde plötzlich vom Jugendtrainer angerufen, der gesagt hat: ‚Der Profi-Trainer (damals Lucien Favre, Anm. d. Red.) hat ein Spiel von dir gesehen und will dich zum Profi-Training einladen‘. Dann habe ich in der Schule alles stehen und liegen gelassen, mich rausgeschlichen, bin zum Training gefahren und hab da mitgemacht“, sagte Hartmann über die Zeit.

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Und Hartmann schlug sich gut, durfte anschließend wieder zum Training kommen: „Eine Woche später saß ich dann bei Dieter Hoeneß (damals in der Hertha-Geschäftsführung, Anm. d. Red.) im Büro und durfte meinen Profi-Vertrag unterschreiben.“

Am 17. August 2008 war es dann so weit: beim Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt wurde Hartmann 20 Minuten vor Schluss eingewechselt: „Die vergingen gefühlt wie 20 Sekunden.“ Bis heute ist er mit 17 Jahren, vier Monaten und 14 Tagen der jüngste Bundesliga-Spieler der Hertha: „Das war alles völlig kurios damals für mich.“

Trotz dessen hat Hartmann sein Abitur weiter vorangetrieben und abgeschlossen – was sich am Ende auch ausgezahlt hatte.

Denn der heute 33-Jährige hatte schnell in seiner damals noch jungen Karriere mit Verletzungen zu kämpfen: „Sobald ich bei der Profi-Mannschaft den Mehr-Aufwand mit zweimal Training am Tag hatte, hatte ich gemerkt ‚Da stimmt irgendwas nicht‘. Ich hatte Schmerzen, die ich so vorher nie hatte. Ich hatte gemerkt, dass es dann doch nochmal ein anderes Pensum ist.“

Der Jurist und Schauspieler Ingo Lenßen (l-r), Lennart Hartmann, Rechtsanwalt und Ex-Fußballprofi und Lisa Cramer, Rechtsanwältin, stehen am Rande von Dreharbeiten für die neue Reality-Reihe „Lenßen hilft“ zusammen.

Ab dem 18. November in der Sendung „Lenßen hilft“ zu sehen: Ingo Lenßen (l.), Lennart Hartmann (Mitte) und Lisa Cramer. (Foto: 10. Oktober 2024)

Für den jungen Profi begann eine echte Arzt-Odyssee durch Berlin: „Ich war dann kaum noch auf dem Platz, sondern nur noch in Arztpraxen oder auf der Massagebank.“ Weil auch das nicht half, wurde er zu einem Wunderheiler am Chiemsee geschickt, der ihn auch innerhalb von zwei Wochen wieder fit bekam.

Aber: gleichzeitig ließ er sich auch von Ex-Bayern- und DFB-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt (82) behandeln, der Hartmann eine Operation nahelegte und riet, sich einen beruflichen Plan B zurechtzulegen: „Das will man in dem Alter damals natürlich nicht hören. Mit 17 war es mir aber einfach zu früh, mich an der Hüfte operieren zu lassen. Zumal ich damals auch nicht wusste, ob die Probleme nach der OP wirklich weg gewesen wären.“

Für die Hertha-Profis kam er in drei Jahren nur auf sieben Einsätze, 2011 folgte der Wechsel zu Alemannia Aachen in die 2. Bundesliga. Aber auch dort war Hartmann nur verletzt, spielte kein einziges Mal für die erste Mannschaft.

Lennart Hartmann neben Ingo Lenßen im TV zu sehen

„Dann wollte ich einfach nur zu meinen Eltern zurück, in die gewohnte Umgebung“, erinnert sich der 33-Jährige an sein sechsmonatiges Aachen-Engagement. Im Januar 2012 ging es in die 3. Liga nach Babelsberg: „Da war in der 3. Liga plötzlich wieder ein anderes Pensum und es ging lange Zeit auch richtig gut. Ich habe viel gespielt und dachte, dass es der Körper vielleicht doch irgendwie hinbekommt.“

Am Ende der Spielzeit 2012/13 verletzte sich Hartmann dann erneut. „Mir reicht’s jetzt, ich möchte nicht mehr“, habe er sich damals dann gesagt. Die Profi-Karriere hakte er ab, kickte im Anschluss nur noch nebenbei unterklassig.

2013 startete Hartmann stattdessen sein Jura-Studium: „Für mich war das eine Challenge. Außerdem wollte ich beweisen, dass wir Fußballer mehr können. Als Spieler wird man ja leider oft mit diesem Klischee konfrontiert, dass wir zu viele Kopfbälle machen. Gerade diesen Leuten wollte ich beweisen, dass wir Fußballer noch mehr können, als gegen den Ball zu treten.“

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Seit Abschluss seines Studiums arbeitet Hartmann als Anwalt, vor allem im Strafrecht – und startet nun sogar eine Karriere als TV-Anwalt!

Ab dem 18. November (montags bis freitags, ab 18 Uhr) ist er auf Sat.1 in der neuen Sendung „Lenßen hilft“ zusammen mit dem erfahrenen TV-Anwalt Ingo Lenßen (63) und Lisa Cramer zu sehen: „Ich hatte mich nirgendwo beworben, sondern hatte plötzlich eine Mail in meinem Kanzlei-Postfach und dachte erstmal an Spam. Einen Tag später hatte ich aber schon ein Interview mit der entsprechenden Person geführt und noch ein paar Tage später saß ich mit dem Herrn Lenßen in Berlin schon zum Probe-Dreh.“

Das Gefühl vor seinem ersten Dreh sei aber überhaupt nicht mit der Aufregung vor seinem ersten Bundesliga-Spiel zu vergleichen: „Beim Fußball rennt man die Aufregung in den ersten Minuten weg. Beim Dreh ist das natürlich nicht möglich. Ein bisschen Aufregung war natürlich schon dabei, aber im Großen und Ganzen habe ich mich einfach riesig auf dieses Abenteuer gefreut.“

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In der Sendung wolle man den Zuschauerinnen und Zuschauern zeigen, mit welchen alltäglichen Problemen Anwältinnen und Anwälte konfrontiert werden: „Es hat ganz viel Mehrwert für die Leute, die vielleicht nicht die finanziellen Mittel haben, sich jede Woche bei einem Anwalt Rechtsrat einholen zu können.“

Trotz seiner Tätigkeit als Anwalt und nun auch im TV hat Hartmann den Fußball nicht komplett aufgegeben, 2017 gründete er eine eigene kleine Fußballschule: „Es ist keine klassische Fußballschule, in der ich 30 Kinder parallel trainiere. Es läuft mehr darauf hinaus, dass es persönliches Training ist. Ich mache Einzel- und Kleingruppentraining. Da versuche ich ganz individuell mit den Jungs und Mädels zu arbeiten. Dadurch habe ich den Fußball wieder zurück.“