Fortuna Düsseldorf muss den Traum vom Finale des DFB-Pokals nach dem 0:4 bei Bayer Leverkusen begraben. Nun gilt es, eine weitere historische Chance mit aller Kraft zu nutzen. Ein Kommentar.
Kommentar zum Pokal-AusHeikle Mission für Thioune: Diese Fortuna-Gefahr muss er jetzt bannen
Der Traum ist geplatzt! Fortuna Düsseldorf muss nach dem klaren 0:4 im Halbfinale des DFB-Pokals bei Bayer Leverkusen die Koffer packen und wird beim Endspiel im Berliner Olympiastadion nur Zuschauer sein. Daniel Thioune (49) und sein Team müssen das bittere Aus nun schnellstmöglich abhaken – um eine weitere historische Chance zu nutzen, findet unser Autor. Ein Kommentar.
Es war die historische Chance! Erstmals seit 44 Jahren hätte Fortuna Düsseldorf wieder in einem Pokal-Finale stehen können. Doch die Rot-Weißen müssen den großen Traum von Berlin begraben. Zu effektiv, zu gnadenlos und schlichtweg zu gut war Halbfinal-Gegner Leverkusen am Mittwochabend.
Fortuna Düsseldorf: Historischer Pokal-Traum platzt in Leverkusen
Die Übermacht des Gegners erkannten die Fortunen nach dem bitteren Aus zwar auch schnell an. Dennoch herrschten riesiger Frust und Enttäuschung. Nur zu verständlich! Warum? Weil Fortuna nach zuletzt drei Liga-Siegen in Folge gegen Kaiserslautern sogar als Favorit ins Endspiel gegangen wäre. Der erste Cup-Gewinn seit fast fünf Jahrzehnten – er wäre keine Utopie gewesen. Nicht zuletzt hätte die Final-Teilnahme mindestens drei weitere Millionen Euro in die Klub-Kassen gespült. Im Falle des Titelgewinns sogar mehr als vier Millionen. „Wir hatten eine Riesen-Chance“, brachte es Fortuna-Kapitän Andre Hoffmann auf den Punkt.
Seit dem späten Mittwochabend ist nun klar: Das Endspiel steigt ohne die Fortuna. Düsseldorf-Trainer Thioune trug es mit Fassung: „Alle haben gesehen, dass die Schere brutal weit auseinanderging. Willkommen in der Realität.“ Und die heißt nun: zweite Liga!
Und hier hat Fortuna noch eine weitere historische Chance. Eine Chance, die bei näherer Betrachtung sogar noch größer – und gleichzeitig auch deutlich realistischer erscheint: Denn die Bundesliga-Rückkehr am Ende der Saison wäre für die Rot-Weißen der größtmögliche Coup.
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Warum? Schon allein, weil die Fortuna als Erstligist bei der Verteilung der TV-Gelder einen deutlichen Sprung machen würde. Zur Einordnung: Die beiden Aufsteiger der vergangenen Saison – Darmstadt und Heidenheim – werden ihre Erlöse in dieser Spielzeit mehr als verdoppeln. Für die Fortuna, die in der Vorsaison knapp 16 Millionen Euro einstrich, ist im Aufstiegsfall nun ebenfalls eine Summe jenseits der 30-Millionen-Marke möglich. Mittel, die – sofern überlegt eingesetzt – den Verein langfristig voranbringen können.
Und natürlich würden Spiele gegen den FC Bayern München, Borussia Dortmund und die in dieser Saison überragenden Leverkusener die Fortuna endlich wieder ins ganz große Rampenlicht rücken. Ein nicht zu unterschätzender Fakt im Kampf um weitere zahlungskräftige Sponsoren, die der Verein für seine „Fortuna für alle“-Strategie gewinnen will.
Fortuna-Trainer Thioune ist im Hier und Jetzt nun als Psychologe gefordert. „Mir fällt es nicht schwer, dieses Spiel abzuhaken“, hatte der Coach nach dem Aus in Leverkusen erklärt. Aber ob das auch für alle seine Schützlinge gilt? Die höchste Saison-Niederlage war definitiv ein amtlicher Dämpfer – und für viele Fortuna-Profis psychologisches Neuland. Auf den Coach wartet also eine heikle Mission: Er muss schleunigst sicherstellen, dass er die klare Pokal-Klatsche aus den Köpfen seiner Spieler bekommt. Beim kommenden Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig darf das Ausscheiden keine Rolle mehr spielen. Alles andere wäre gefährlich.
Helfen sollte Fortuna dabei der bemerkenswerte Support der Fans. Auch in Leverkusen feierten die Anhängerinnen und Anhänger das Team nach dem Schlusspfiff minutenlang ab – wie schon so oft in dieser Saison. „Die Jungs haben einen ganz klaren Auftrag bekommen. Wenn man so unterstützt wird, bei dem Ergebnis, dann muss man was zurückgeben“, erklärte Thioune. Nur muss der Coach das seiner Truppe jetzt auch authentisch vermitteln. Nicht zuletzt jenen Akteuren, die er beim Halbfinale gegen den designierten Deutschen Meister nicht berücksichtigt oder gar nicht erst in den Kader genommen hatte.
Fortuna Düsseldorf hat Aufstieg in eigener Hand
Was Mut macht: Fortuna hat den Aufstieg wieder in eigener Hand! Derzeit belegen die Rot-Weißen den dritten Rang, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Zudem steht am vorletzten Spieltag noch das direkte Duell mit den zweitplatzierten Kielern auf dem Programm – ein echtes Sechs-Punkte-Spiel! Und die nächste Chance, die nun ergriffen werden muss.
Hoffnung macht außerdem, dass sich rechtzeitig zum Saison-Endspurt auch die über Monate hinweg prekäre Personal-Situation merklich entspannt hat. Auch wenn in Mittelfeld-Motor Ao Tanaka kurz vor dem Pokal-Auftritt in Leverkusen ein Leistungsträger ausfiel. Eine Rückkehr des Japan-Stars zum Saison-Finale ist immerhin nicht ausgeschlossen.
Klar ist: Der Pokal-Traum mag für Fortuna gestorben sein. Doch von einem Aufstieg dürften die Rot-Weißen deutlich länger zehren können. Auch, wenn sich im Fußball Jahr für Jahr immer wieder neue Möglichkeiten eröffnen, sollte für Fortuna daher gelten: Jetzt oder nie!