„Habe noch keinen Angstschweiß“Kimmich und Raum müssen Spaniens Zauber-Duo stoppen

Deutschlands David Raum (l) beantwortet neben Deutschlands Joshua Kimmich Fragen der Journalisten.

David Raum (l.) und Joshua Kimmich hatten am Montag (1. Juli 2024) auffallend viel Spaß, über das anstehende Viertelfinale gegen Spanien zu sprechen.

Deutschland trifft im EM-Viertelfinale auf Spanien. Die Partie verspricht, ein echter Kracher zu werden. Der Gegner hat bisher alle vier Turnierspiele gewonnen. Doch die DFB-Stars sind selbstbewusst.

von Marcel Schwamborn (msw)

Zeugwart Thomas Mai (58) ist seit 1991 beim DFB beschäftigt. In verschiedenen Rollen kümmert er sich seitdem um Spiel- und Trainingskleidung sowie die Schuhe. Vor dem Viertelfinale am Freitag (5. Juli 2024, 18 Uhr) hat er den Spielern einen besonderen Wunsch übermittelt: Er möchte endlich einen Turniersieg gegen Spanien feiern.

Der letzte wichtige Erfolg gelang Deutschland bei der EM 1988. Es folgten bittere Niederlagen im EM-Finale 2008, im WM-Halbfinale 2010 und die 0:6-Demütigung in der Nations League 2020. Bei der WM 2022 hieß es in der Gruppenphase 1:1. Dieses Resultat kann es in Stuttgart nicht geben. Eine der Top-Nationen scheidet am Freitag aus.

Deutschland seit 1988 bei Turnieren ohne Sieg gegen Spanien

„Es gibt sicher einfachere Lose“, gestand Joshua Kimmich (29) am Montag. „Wenn man aber das Turnier gewinnen will, führt an Spanien kein Weg vorbei“. Die bisherigen Auftritte der „Furia Roja“ haben den Bayern-Profi beeindruckt. „Die machen den stabilsten Eindruck im Turnier und haben alle ihre Spiele souverän gewonnen. Das wird ein harter Brocken für beide“.

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Für viele ist das Duell zwischen Deutschland und Spanien ein vorweggenommenes Endspiel bei diesem Turnier. David Raum (26) freut das. „Das ist doch ein Kompliment nach den letzten Turnieren für uns. Wir sehen jedes Spiel als ein Endspiel. Wie Jo schon gesagt hat, wir müssen jedes Spiel gewinnen.“

Joshua Kimmich jubelt gegen Dänemark.

Joshua Kimmich trug gegen Dänemark am Ende die Kapitänsbinde und durfte sich über den Viertelfinal-Einzug freuen.

Auf die beiden deutschen Außenverteidiger wird es am Freitag besonders ankommen, denn Spaniens Top-Waffen sind Nico Williams (21) und Lamine Yamal (16) auf den Außenbahnen. „Das sind zwei Top-Spieler, die gesamte spanische Mannschaft ist brutal besetzt“, sagt Raum. „Die wechseln gegen Georgien mal eben Dani Olmo ein, der bei uns in Leipzig eine der besten Säulen ist. Aber klar: Von den beiden Dribblern werden wir vor Aufgaben gestellt. Richtig ausrechenbar sind die nie“.

Auch Kimmich schaute sich am Sonntagabend im DFB-Orgabüro im EM-Camp aufmerksam die spanische Leistung an. „Die haben zwei gute Jungs auf den Außen, das wird sehr interessant. Da werden einige Eins-gegen-eins-Duelle auf uns zukommen. Wichtig wird sein, eng an den Gegenspielern dran zu sein. Wir müssen aber auch selbst Fußball spielen. Spanien möchte die Kontrolle über das Spiel haben, wir aber auch. Deshalb müssen wir mit Dynamik, Mut und Wucht antreten“.

Lamine Yamal rennt mit dem Ball über das Feld.

Noch ohne Tor, dafür mit zwei Vorlagen. Spaniens Jungstar Lamine Yamal (l.) wird David Raum vor einige Probleme stellen.

Anderthalb Wochen vor Turnierende zählt für die deutsche Mannschaft nun nur noch das eine Ziel. „Es geht jetzt nur noch ums Gewinnen, nicht darum, eine Entwicklung in den nächsten drei Spielen zu erzielen“, sagt Kimmich, der auch davon träumt, endlich mit dem DFB-Team einen großen Titel zu gewinnen.

Deshalb soll der Gegner auch nicht zu groß geredet werden. „Ich habe noch keinen Angstschweiß, wir sind selbstbewusst“, sagte Raum. „Es wäre nicht schlecht, wenn die Spanier vor uns Angst haben.“

Nachdem Raum nach seiner Einwechslung gegen die Schweiz die entscheidende Flanke auf den Kopf von Niclas Füllkrug (31) geschlagen und gegen Dänemark den Elfmeter herausgeholt hat, dürfte er auch gegen Spanien wieder die Nase gegenüber Maximilian Mittelstädt (27) vorne haben. „Wir machen es dem Trainer auf mehreren Positionen sehr schwer“, sagt der Leipziger. „Wir können rotieren und die Qualität bleibt bestehen. Wir haben ein großes Ziel und das geht nur über Teamgeist, wenn wir uns gegenseitig pushen“.

David Raum und Joshua Kimmich pflanzten zwei Bäume im Camp

Mit Kimmich hat Raum im Viererhaus in Herzogenaurach einen perfekten Kumpel gefunden. Zusammen pflanzten sie sogar zwei Bäume im Camp ein. „Wir haben beide extrem viel Energie, sind sehr ehrgeizig. Uns hat das Turnier zusammengeschweißt. Ich will auch mal so ein Daddy werden, wie er es ist. Joshua ist schon ein kleines Vorbild für mich“, sagte der gebürtige Nürnberger.

Bei so viel Lob musste Vierfach-Papa Kimmich dann doch lachen: „Ich glaube, wir heiraten im Sommer“. Aber vorher wollen die beiden Freunde erst noch Spanien aus dem Weg räumen und die Fans weiter vom Titel träumen lassen. „Natürlich wollen wir die Spanier mal schlagen. Wir möchten unser eigenes Kapitel und eine eigene Geschichte schreiben“.