Kommentar zum Flick-Debüt„Der liebe Hansi“ muss auch ein anderes Gesicht zeigen

Hansi Flick winkt genervt an der Seitenlinie beim Spiel gegen Liechtenstein ab.

Hansi Flick zeigte beim Spiel gegen Liechtenstein am 2. September 2021 an der Seitenlinie deutlich, wie unzufrieden er mit dem Spiel des DFB-Teams war.

Der Länderspiel-Auftakt mit Neu-Bundestrainer Hansi Flick endete enttäuschend. Das 2:0 gegen Liechtenstein begeisterte niemanden. Ein Kommentar zum Nachfolger von Joachim Löw und seinen Herausforderungen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Stuttgart. Nach den 15 erfolgreichen und am Ende quälenden Jahren mit Joachim Löw sollte Hansi Flick Fußball-Deutschland aus der Nationalmannschafts-Lethargie erwecken. Der Erfolgstrainer, der mit dem FC Bayern in einer Saison sechs Titel gewann und 100 Tore schießen ließ, war als DER Faktor auserkoren, um mit der DFB-Elf wieder für Spektakel zu sorgen.

Doch nach dem zähen Rumpel-Auftakt gegen Liechtenstein am Donnerstag (2. September 2021) wird klar, dass nur der Wechsel des Bundestrainers noch kein Allheilmittel ist. Auch wenn in St. Gallen der eine oder andere Spieler in der Startelf stand, dem Löw dies nicht zugetraut hätte, bestand das deutsche Team dann doch aus bekannten Gesichtern, die den bei vergangenen Turnieren enttäuschenden Fußball geboten hatten.

Die Nationalmannschaft ist nicht der FC Bayern. Flick hat keinen Weltklasse-Stürmer wie Robert Lewandowski und keine Außenbahnspieler wie Alphonso Davies oder Benjamin Pavard zur Verfügung. So sahen die Fans, dass dieser Mannschaft Tempo, Überzeugung und Spielwitz abhandengekommen ist. Zweimal wurde schnell kombiniert, zweimal klappte es mit einem Tor. Der Rest war uninspiriertes Anrennen, Flanken und Querspielen.

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Hansi Flick setzte bisher vor allem auf die Harmonie-Karte

Flick hat in seinen ersten Tagen in Stuttgart vor allem auf die Harmonie-Karte gesetzt. Einzelgespräche hier, Umarmungen dort, positive Ansprachen überall. Doch der Coach wird auch erkannt haben, dass es nicht reicht „der liebe Hansi“ zu sein. Die Verantwortlichen beim FC Bayern wissen ganz genau, dass Flick auch ein anderes Gesicht zeigen kann. Wenn es um den Erfolg geht, kann der sonst so friedvoll wirkende Trainer knallhart agieren. Der Zoff mit Hasan Salihamidzic ist nur ein Beleg dafür.

Auch einige hoch bezahlte DFB-Stars, die in ihren Vereinen zu Leistungsträgern gehören, sich im Deutschland-Trikot aber immer wieder mal Auszeiten gönnen (Gündogan, Havertz), können nicht nur im Kuschelkurs auf Trab gebracht werden.

Wie in nur 14 Monaten aus dieser Mannschaft ein Team geformt werden soll, dass bei der WM um den Titel spielen will, dazu gehört viel Phantasie. Flick hat nicht viel Zeit und kann daher keine Kompromisse eingehen. Aus Hansi muss daher auch mal Hans-Dieter Flick werden. Diese Truppe braucht eine deutliche Ansprache, um aus dem Jogi-Trott geweckt zu werden.