Nach dem Ärger um Schmäh-Plakate gegen Max Eberl im Spiel beim 1. FC Köln hat Teresa Enke den Fan-Appell von BVB-Boss Sebastian Kehl aufgegriffen. Sie warnte vor einer zu oberflächlichen Betrachtung.
Köln-Plakate gegen EberlBVB-Boss Kehl mit ernstem Appell – Enke-Witwe widerspricht
Das turbulente Bundesliga-Duell zwischen dem 1. FC Köln und RB Leipzig (0:0) erlebte Max Eberl (49) am Samstag (4. Februar 2023) auf der Tribüne – dennoch stand der neue Sport-Geschäftsführer des Brause-Klubs während und nach den 90 Minuten im Mittelpunkt.
Mit diversen Schmäh-Plakaten gegen den langjährigen Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach sorgten die FC-Fans für reichlich Gesprächsstoff. Sowohl der Betroffene als auch der eigene Klub distanzierten sich wortreich. Die Art, in der sich auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl (42) äußerte, bringt dem Ex-Nationalspieler jetzt aber Kritik ein.
Plakate gegen Max Eberl: Teresa Enke widerspricht Sebastian Kehl
Mit einem ernsten Appell hatte Kehl gegenüber „Bild“ die Plakate verurteilt und erklärt: „Wir hatten das Thema Robert Enke vor vielen, vielen Jahren. Ich glaube, wenn man sich ab und an mal daran erinnert, was es mit den Menschen macht, dann würde ich schon gerne mal zur Besinnung aufrufen.“
Eberl hatte zuvor beim Thema Burnout erklärt: „Manche ertränken das in Alkohol, manche nehmen Drogen, manche bringen sich um. Das ist die harte Wahrheit.“ Der von Kehl angesprochene Ex-Nationalkeeper Enke hatte im November 2009 infolge seiner Depression Suizid begangen.
Seine Witwe Teresa (46), die sich seit Jahren mit der Robert-Enke-Stiftung für Aufklärung beim Thema Depression einsetzt, wollte die Kehl-Aussagen so nicht stehen lassen. In einem offenen Brief wandte sie sich auf dem Account der Stiftung bei Facebook an den Dortmund-Boss.
Teresa Enke verurteilt Fan-Banner gegen Max Eberl
In ihrer Botschaft an Kehl schrieb sie: „Depressionen sind eine komplexe Krankheit, die jeden treffen kann. Damit die Krankheit in der Öffentlichkeit besser verstanden wird, sollten wir falsche oder stark vereinfachende Erklärungen vermeiden. Schmähungen im Stadion führen nicht automatisch zu Depressionen.“Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Kehl lade sie daher ein, gemeinsam mit der Stiftung für einen „sensiblen und aufgeklärten Umgang mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen“.
Gleichzeitig betonte auch Teresa Enke, dass die Plakate in ihrer Botschaft indiskutabel waren: „Es ist wichtig und richtig, Leuten entgegenzutreten, die andere verbal erniedrigen und dabei, wie im Fall der Anfeindungen gegen Max Eberl in Köln, auch noch psychische Probleme wie ein Burnout-Syndrom verharmlosen.“
Für den 1. FC Köln könnten die Plakate noch Folgen haben. Denn Schiedsrichter Martin Petersen (37) hat den Vorfall im Spielbericht vermerkt – und damit auf die Tagesordnung des DFB gesetzt. Erst am Montag hatte der Verband den Klub wegen des Fehlverhaltens seiner Fans im Derby gegen Bayer Leverkusen zu einer Geldstrafe von 119.500 Euro verdonnert. (bc)