Wirbel in historischem SpielSkandaltor? Länderspiel-Treffer von Ex-Bundesliga-Profi heiß diskutiert

Hitzige Diskussionen auf dem Rasen in der WM-Qualifikation zwischen Chile und Bolivien am Dienstag (10. September 2024).

Hitzige Diskussionen auf dem Rasen in der WM-Qualifikation zwischen Chile und Bolivien am Dienstag (10. September 2024).

In der Nationalmannschaft läuft es für Eduardo Vargas seit jeher besser als im Vereinsfußball. Doch kein Treffer des früheren Bundesliga-Profis wurde so heiß diskutiert wie sein Tor für Chile gegen Bolivien.

von Béla Csányi  (bc)

Etliche aktuelle oder ehemalige Bundesliga-Profis durften sich in den vergangenen Tagen in die Torschützenlisten bei Nations League, WM-Quali oder Junioren-Länderspielen eintragen. Doch wohl kein Treffer war derart kurios wie jener von Routinier Eduardo Vargas (34).

Zwar konnte der ehemalige Hoffenheimer (3o Spiele zwischen 2015 und 2016) die peinliche 1:2-Heimniederlage von Chile gegen Bolivien in der WM-Quali nicht verhindern, doch über sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich wurde in den sozialen Netzwerken intensiv diskutiert. Dabei gingen die Meinungen durchaus auseinander.

Historischer Bolivien-Sieg – und große Vargas-Debatte

In der 39. Minute war die TV-Kamera in der Live-Übertragung zunächst gar nicht mitgekommen. Nach einem Schnitt war nur noch zu sehen, wie der Stürmer von der Strafraumgrenze aus alleine auf das leere Tor zulief und den Ball dann wenige Zentimeter vor der Torlinie in die Maschen drosch.

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Die Wiederholung lieferte dann die schnelle Aufklärung: Nach einem Rückpass auf Bolivien-Keeper Carlos Lampe (37) hatte der den Ball zunächst angenommen, war dann in der Bewegung vor dem zweiten Kontakt ausgerutscht und auf den Rücken gefallen.

Zwar warf Lampe sofort den rechten Arm in die Luft, reklamierte eine Verletzung ohne Einwirken eines Gegenspielers. Doch das interessierte Vargas wenig. Er schnappte sich gut 20 Meter vor dem Tor den Ball, dann folgte, was auch schon in den Live-Bildern zu sehen war.

Der Treffer zählte – aber hatte Vargas hier auch richtig gehandelt? Der Angreifer ist auf dem Weg zum Rekord-Torschützen in Chiles Länderspiel-Geschichte, sieben Treffer fehlen ihm noch zu Spitzenreiter Alexis Sánchez (50 Tore).

Hier gibt es das Tor im Video auf X zu sehen:

Einige Fans waren bei Social Media allerdings der Meinung, dass Vargas im Sinne des Fairplay auf Länderspiel-Tor Nummer 43 hätte verzichten sollen. Eine Haltung, die offenbar viele Bolivien-Spieler teilten, die nach dem Tor wütend auf Vargas zugestürmt waren und für eine Rudelbildung sorgten.

„Er sch***t auf Fairplay im Fußball“, wetterte ein User – auch im Wissen darum, dass Bolivien-Torhüter Lampe tatsächlich wegen einer an der Achillessehne erlittenen Verletzung ausgewechselt werden musste. Allerdings gab es nicht nur aus Chile auch massive Gegenrede.

„Das ist kein unsauberes Spiel“, hielt eine Bolivianerin dagegen: „Er hat einen Fehler genutzt, der dann in eine Verletzung gemündet ist. Wenn wir diese Chance gehabt hätten, hätten wir genauso handeln sollen.“ Einige andere User gaben zudem zu bedenken: „Wie soll sich Vargas denn sicher sein, dass der Torhüter die Verletzung nicht nur vortäuscht?“

Ein weiterer Fan merkte dagegen an, dass Vargas trotz aller Zweifel die Gelegenheit gehabt hätte, sich als großer Sportsmann auszuzeichnen und gar „in die Geschichte“ einzugehen: „Es gibt Momente, die du nutzen kannst, um gut und ehrenhaft dazustehen, um mehr zu gewinnen als mit einem Tor.“

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In Bolivien dürfte sich der Zorn wohl auch deshalb in Grenzen gehalten haben, weil die Auswahl das historische Spiel am Ende doch noch mit 2:1 gewann und in Südamerikas WM-Quali damit ihren ersten Auswärtssieg seit 31 (!) Jahren feierte.

Präsident Lucho Arce (60) meldete sich umgehend begeistert zu Wort, feierte das Ende der 67 Spiele andauernden Durststrecke euphorisch: „Es lebe Bolivien! Jetzt wollen wir mehr!“ Nach acht von 18 Spielen liegt die Nationalmannschaft mit neun Zählern tatsächlich weiter in Reichweite, hat sogar nur einen Punkt weniger geholt als Brasilien und darf von der ersten WM-Teilnehmer seit 1950 träumen.