Sportstadt Köln? Nicht wenn es um die Förderung der Spitzenathleten geht. Auf der Suche nach Unterstützung bekam Timur Oruz die kalte Schulter von OB Henriette Reker und keine Hilfe aus der Stadt. Nun haben 20 Spitzenkräfte selbst den Verbund Kölner Athleten gegründet.
Nach Rekers kalter SchulterSportstadt? Kölner Olympioniken kämpfen selbst für Förderung
Hamburg hat es, Berlin hat es und auch die „Sportstadt Düsseldorf“ fördert ihre Spitzenathleten mit einem überschaubaren Betrag. Nur in Köln standen die Athleten des Olympia-Kaders bislang ohne Hilfe da.
Dass sich das ändert, das haben die Spitzensportler der Domstadt im Alleingang geschafft – und „schuld“ daran ist ein Korb von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (65).
Timo Oruz bekam einen Korb von OB Henriette Reker
Denn das war der Ursprung des neuen Vereins „Verbund Kölner Athleten“, ein Zusammenschluss von 20 Kölner Olympioniken, die ein Ziel eint: die Spiele 2024 in Paris!
Wie es dazu kam? Timur Oruz (28), Hockey-Nationalspieler und Führungskraft bei Rot-Weiß Köln sollte wie jedes Jahr bei der kölschen Sportnacht 2021 zum gemeinsamen Foto mit dem Stadtoberhaupt Henriette Reker kommen.
Doch Oruz bat Reker vorher um ein Gespräch: „Ich habe ihr von der Förderung der Athleten in anderen Städten erzählt, sie gefragt, warum das in Köln nicht ginge. Sie sagte, sie sei dafür nicht zuständig. Aber sie wollte mir auch nicht versprechen, dass sie das Thema unterstützt.“
Die Konsequenz: „Ich habe ihr gesagt: Dann gibt’s auch kein Foto mit mir“, erinnert sich Oruz. Er versuchte bei der Stadt dann doch, Hilfe zu bekommen. Schnell war klar: Die Athleten müssen das selbst in die Hand nehmen. Unterstützung gab es von der Agentur Aclewa, die ein modernes Logo und einen ansprechenden Internetauftritt bastelte.
Die Kanzlei von Staranwalt und Hockey-Präsident Stefan Seitz (56) gehört zu den Sponsoren der ersten Stunde. „Ich weiß aus dem Studium, wie hilfreich so eine Unterstützung ist. Und wir reden hier von 500 bis 700 Euro im Monat“, sagt Seitz.
Darüber freuen sich nun Athleten wie der Doppel-Weltklassespieler Andreas Mies (32), Olympia-Judoka Martyna Trajdos (33) oder Judoka Sarah Voss (23). „Wir haben mit den 20 Athleten begonnen, die auf der Olympiakader-Liste standen“, erklärt Oruz.
Oruz: „Weitere sollen später folgen. Statt Frau Reker an den Pranger zu stellen, haben wir es selbst in die Hand genommen. Gemeinsam kann man mehr erreichen.“ Und so hat die Unterhaltung mit der Oberbürgermeisterin doch noch Früchte getragen …