Ralf Schumacher spricht vor dem Rennen in Saudi-Arabien über seinen Neffen Mick, Bruder Michael und die aktuelle Formel-1-Saison.
Haas-Mobbing gegen Neffe MickRalf Schumacher: „Wenn mein Bruder vor Ort gewesen wäre ...“
Ralf Schumacher (47) ist wieder in aller Munde. Durch den offenen Streit mit Haas-Teamchef Günther Steiner (57) über das Mobbing gegen Neffe Mick Schumacher (23) wird jedes Wort des Sky-Experten auf die Goldwaage gelegt.
Doch Schumi II steht zu seiner Meinung und spricht vor dem Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien (Sonntag, 19. März 2023, 18 Uhr, Sky) über die aktuellen Stars und Sebastian Vettel (35), aber auch sein Comeback und seinen kranken Bruder Michael Schumacher (54). Ralf gegenüber „F1-Insider“ über...
Sein Comeback: „Ich bin in Hockenheim einen LMP3 gefahren. Das Auto ist eine Mischung aus Formel-Auto und Tourenwagen und etwa drei Sekunden schneller als ein DTM-Fahrzeug. Ich wollte einfach mal schauen, ob es noch geht. Erstaunlicherweise ging es noch ganz gut, zumindest auf diesem Fahrzeug. Ich werde jetzt noch zwei andere Autokategorien ausprobieren und dann entscheiden, wie es weitergeht.“
Formel 1: Ralf Schumacher glaubt nicht an Comeback von Vettel
Fernando Alonso: „Mit dem Aston Martin sitzt er natürlich in einem guten Auto. Aber es ist bemerkenswert, was Fernando da abliefert. Er will ja nächstes Jahr um die WM fahren, unglaublich. Was mich sehr freut: Welche Leidenschaft und welchen Biss er noch hat.“
Bruder Michael: „Dass er noch mit 43 Jahren gefahren ist, zeigt doch nur, dass das Alter keine Bremse ist. Das war bei Michael so, bei Fernando jetzt, aber auch bei Sebastian Vettel im vergangenen Jahr. Er konnte auch mit einem schlechten Auto noch den Unterschied machen.“
Das Problem des Alters: „Je älter du bist, desto mehr Aufwand musst du betreiben, um die notwendige Fitness zu erreichen. Das ist dann eine Motivationsfrage. Aber irgendwann hast du auch den Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht. Dann tut man sich zu schwer gegen einen Fahrer in den Zwanzigern. Das ist aber auch gut so. Denn man soll der Jugend eine Chance geben. Es ist für die heutigen Formel-3 und Formel-2-Piloten eh schon sehr schwer weiterzukommen.“
Sebastian Vettel: „Ich glaube, das Thema ist für ihn abgehakt. Ich denke, er sitzt ganz relaxt auf dem Sofa und hat jetzt endlich Zeit, sich um seine Familie zu kümmern. Man darf ja eins nicht vergessen: Speziell die Ehefrau richtet ihr Leben über ein Jahrzehnt dem Partner aus. Irgendwann ist dann gut, dann muss man etwas zurückgeben. Ich denke, das hat Sebastian gut entschieden.“
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Mercedes: „Man hat an Teamchef Toto Wolffs Reaktion gesehen, dass er die Faxen dicke hat. Er wird sich in den Hintern beißen, dass er den Technikern geglaubt hat, die unbedingt an dem Fahrzeugkonzept festhalten wollten, das völlig unterschiedlich zu dem von den Klassenbesten Red Bull oder Aston Martin ist. Jetzt weiß er, dass dieses Konzept falsch war. Deshalb, glaube ich, wird es bei Mercedes personelle Konsequenzen geben.“
Neffe Mick: „Grundsätzlich muss er sehr viel lernen – alles aufsaugen, was es bei Mercedes gibt. Er hat aber leider nicht die Möglichkeit, das Auto direkt auf der Strecke zu fühlen. Was er aber sehr wohl machen kann: Im Simulator zeigen, dass seine Arbeit Früchte trägt, seine getesteten Änderungen für die Stammfahrer Lewis Hamilton und George Russell Sinn ergeben und das Auto besser wird. Ansonsten muss er abwarten, dass er eine Chance auf einen Einsatz bekommt und dann zuschlagen. Er braucht gerade viel Geduld und auch ein wenig Glück, um wieder ein Cockpit zu bekommen.“
Nico Hülkenberg: „Die Medien sollten nicht jetzt schon anfangen, ihn mit Mick zu vergleichen. Klar hat Hülkenberg gut gegen seinen Teamkollegen Kevin Magnussen abgeschnitten. Aber erstens ist erst ein Rennen gefahren und zweitens hatte Mick in der zweiten Saisonhälfte 2022 Magnussen auch klar im Griff. Das sollte man nicht vergessen.“
Günther Steiner: „Als gestandener Mann geht man mit einem jungen Menschen nicht so um. Druck muss jeder aushalten in der Formel 1. Aber das war einfach zu viel. Und ich glaube auch – und das stört mich am meisten: Wenn mein Bruder vor Ort gewesen wäre, hätte sich Günther Steiner oft anders verhalten. Aber Mick ist natürlich Familie und da muss man mich auch verstehen: Wenn man mit meiner Familie so umgeht, gefällt mir das als Ralf Schumacher eben nicht.“
Ferrari: „Was Chassis und Motor betrifft, haben sie sehr wohl einen guten Job gemacht. Es ging eher um Pleiten und Pannen bei Boxenstopps und Strategie. Und, auch die Fahrer haben zu viele Fehler gemacht. Das alles muss der neue Teamchef Fred Vasseur jetzt erst einmal aufarbeiten. Das braucht Zeit. Aber das Problem ist immer noch die Politik. Ich glaube, sie leiden immer noch unter der Ansage von Ex-Präsident Sergio Marchionne, der ein rein italienisches Team zum Glaubensbekenntnis ausgerufen hatte. Ein Beispiel: Vasseurs Vorgänger Mattia Binotto, der schon mit meinem Bruder gearbeitet hat, fehlte bestimmt nicht die technische Kompetenz, sondern das Durchsetzungsvermögen. Nicht Nationalität spielt eine Rolle, sondern Qualität. Die große Stärke in der erfolgreichen Ära mit meinem Bruder: Es gab unheimliche Kompetenz. Mein Bruder, Jean Todt, Ross Brawn oder Designer Rory Byrne, der auch mit dem sehr guten letztjährigen Auto noch zu tun hatte. Wichtig war, dass man ihnen alle Freiheiten gab, die sie brauchten.“
Lewis Hamilton: „Man konnte in Bahrain sehen, wie motiviert Lewis noch ist, unbedingt diesen achten Titel zu erreichen. Er wirkte deshalb frustriert, weil er mit dem Auto keine Chance hatte. Ich kann ihn verstehen: Ich weiß, wie es sich anfühlt, ein Auto zu haben, mit dem man nicht gewinnen kann. Wird er deshalb aber Mercedes verlassen? Um sich zu verbessern, müsste er schon zu Red Bull wechseln. Das ist aber eher nicht realistisch.“
Max Verstappen: „Ich glaube nicht, dass er zu schlagen ist, das kann er nur selbst. Red Bull und er haben in Bahrain mit den anderen gespielt. Ich gönne Max aber den Erfolg.“