„Michael hatte zwei Gesichter“Schumacher-Doku auf Netflix – was sagen Willi Weber und Coulthard?

Michael Schumacher bejubelt seinen Sieg beim Grand Prix in Belgien 1996.

Michael Schumacher, der Gewinnertyp. Er soll zwei Gesichter gehabt haben. Auf dem Archivbild jubelte der damalige Ferrari-Pilot über seinen Sieg beim Großen Preis von Belgien 1996.

In der knapp zweistündigen Netflix-Dokumentation über das Leben von Michael Schumacher kommen Familienmitglieder, Freunde und ehemalige Weggefährten der Rennfahrer-Legende zu Wort.

von Oliver Reuter  (reu)

Köln. Unendliche Weiten, tauchen Sie ein ins spektakuläre Schumiversum! So könnte man die Netflix-Doku über Michael Schumacher (52) zusammenfassen, die seit Dienstag (14. September 2021) auf dem Streaming-Dienst zu sehen ist.

Das ist durchaus wörtlich gemeint, denn sie beginnt mit einem Tauchgang des Jahrhundertsportlers, der nicht nur in der Formel 1 den Nervenkitzel suchte, sondern auch bei anderen Extremsportarten. Und sie endet mit einfühlsamen Worten seiner Ehefrau Corinna (52), die Schumi seit dessen tragischen Skiunfall Ende 2013 vor der Öffentlichkeit „beschützt“.

Michael Schumacher Doku auf netflix: Familie zeigt private Filmaufnahmen

Dennoch war es auch Corinna ein Anliegen, dass die Doku gedreht wird. Erstmals äußerte sie sich über den Unfall („Mehr Pech kann man im Leben nicht haben“), sprach aber ebenso wie Vater Rolf (75) und die Kinder Gina Maria (24) und Mick (22) auch über den liebevollen Familienvater Michael – und dafür gaben sie auch private Filmaufnahmen frei.

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„Der Film ist ein Geschenk der Familie an Michael und soll den Menschen näherbringen, was er erreicht hat. Er hat sich vom Jungen aus der Kiesgrube in Kerpen zum meinungsbildenden globalen Superstar entwickelt“, sagt Managerin Sabine Kehm (56), die auch verrät: „Die Angehörigen finden den Film wunderbar.“ Auch andere alte Freunde sind bewegt, als sie ihre Erinnerungen oder speziellen Schumi-Momente erzählen.

Willi Weber über Michael Schumacher: „Habe ihn fast öfter gesehen als meine Frau“

Darunter natürlich auch ihr Vorgänger Willi Weber (79), der das junge Formel-3-Talent 1988 unter Vertrag nahm und aus ihm den Rekordweltmeister machte.

In diesen Jahren erlebten sie Höhen und Tiefen, das schweißte zusammen. „Wir haben über 20 Jahre in einer eheähnlichen Beziehung gelebt. Ich habe Michael fast öfter gesehen als meine Frau Heidemarie“, sagt Weber.

Willi Weber und Michael Schumacher sprechen miteinander.

Michael Schumacher und sein Manager Willi Weber, hier im Mai 2009, arbeiteten 22 Jahre zusammen.

Er war der „Mister 20 Prozent“, aber auch der väterliche Freund, der seinen Michael gegen Angriffe von außen und innen beschützte. So auch heute, denn in der Doku wird keine Glorifizierung des Renngottes Schumi betrieben – auch seine Missetaten und Schattenseiten kommen zum Vorschein.

Doku auf Netflix: Michael Schumacher hatte „zwei Gesichter“

So erzählt Ex-Silberpfeil-Rivale David Coulthard (50) über ihren Regenunfall 1998 in Spa, wo Schumi im Ferrari-Dreirad in die Box rumpelte und ihm an den Kragen wollte: „Ich habe meinen Anteil am Unfall eingeräumt, Michael nicht. Ich sagte zu ihm: Hey, sicher liegst du auch mal falsch. Er meinte nur: Nicht, dass ich mich erinnern könnte.“ Für Coulthard hatte Michael Schumacher „zwei Gesichter“: Er war der gnadenlose Rennfahrer und der liebe Familienmensch, der gerne feierte (Lieblingsgetränke: Kölsch und Bacardi-Cola).

Der frühere Red-Bull-Pilot Mark Webber (45) bescheinigt Schumi sogar einen paranoiden Perfektionsdrang, der ihn zwar zum Besten aller Zeiten haben werde lassen, aber auch zu den Rammstößen in den Finals 1994 und 1997 gegen Damon Hill (60, England) und Jacques Villeneuve (50, Kanada) verführte.

Willi Weber über Schumacher: „Würde Michael gerne noch mal die Hand geben“

Auch Weber kennt diese zwei Gesichter, schränkt aber ein: „Michael hat auf der Strecke gnadenlos gekämpft, es geht ja nicht anders. Selbst gegen seinen Bruder Ralf ist er ja kompromisslos gefahren, aber es war keine Feindseligkeit. Hinterher hat er sich auch mit den ärgsten Gegnern ausgesprochen – auch mit Coulthard. Der Film bringt es gut rüber: In der Formel 1 gibt es keine Freunde, aber auch keine Feinde.“

Traurig mache ihn weiterhin der Unfall seines Freundes. Micks Doku-Aussage („Ich würde alles aufgeben, um mit Papa zu sprechen“) bestärkten ihn im Glauben, dass es ihn „schlimm erwischt“ habe. Weber erneuert seinen Wunsch: „Ich würde gerne wissen, wie es ihm geht und ihm noch mal die Hand geben.“