Mit Mauern abgegrenztAls es das Pascha noch nicht gab – Kölns letztes Liebesgässchen

Das Treiben in der Kleinen Brinkgasse wurde mit Sichtwänden gegen die bürgerliche Außenwelt abgeschirmt.

Das Treiben in der Kleinen Brinkgasse wurde mit Sichtwänden gegen die bürgerliche Außenwelt abgeschirmt.

Das Großbordell Pascha trägt den Namen erst seit 1995. Viele Jahre vorher gab es die Kleine Brinkgasse. EXPRESS.de blickt zurück in Kölns bekanntestes Rotlichtviertel.

Mehr als 50 Jahre ist es her, dass die Kleine Brinkgasse von ihrem zweifelhaften Ruf befreit werden sollte. Über 100 Jahre bandelten hier Prostituierte mit ihren Freiern an – sogar Mauern wurden errichtet, zum „Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes“. Doch Proteste der Damen und Bordellbesitzer sorgten für einen letzten Aufschub.

Prostitution hat in der Innenstadt nichts zu suchen, so die Meinung des Ordnungsamts und vieler Kölner Bürger und Bürgerinnen auch schon in den 70ern. Die Kleine Brinkgasse mit ihren Bordellen und dem großen männlichen Besucherandrang ist ihnen ein Dorn im Auge. Die versetzten Mauern, die 1962 an der Einmündung der Brinkgasse errichtet worden waren, um vor ungewollten Anblicken zu schützen, reichten nicht aus.

Kölner Rotlichtviertel: Bau des Eros-Center in der Hornstraße

Die Dirnen sollen die Gasse räumen, das ist das Ziel des damaligen Ordnungsamtschefs Dr. Peter Schaefer. Auch wenn es die „Liebesdamen“ dort nach seiner Schätzung schon 120 Jahre gibt – nicht jede Tradition sollte bewahrt werden.

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Eines will man jedoch nicht: Einen „Notstand“ herbeiführen. Damit der Kölner nicht unter Druck gerät, wird in der Hornstraße das Eros-Center gebaut.

Dorthin sollen die Dirnen aus der Brinkgasse umziehen. Nobel: Der Besitzer des Eros-Centers will auch die älteren Damen übernehmen. Die bekommen entweder eine Stelle, zum Beispiel als Putzfrau, oder aber zumindest ein Zimmer im Erdgeschoss, damit sie keine Treppen steigen müssen.

Doch die Mädchen wollen ihre Gasse nicht verlassen. Die Bordell-Besitzer reichen Klage ein, als am 7. Januar 1972 die Schließung droht. Sie bekommen eine Galgenfrist, am 20. Januar ist jedoch der Tag des Umzugs gekommen.

Hier unsere Fotogalerie vom Pascha anschauen:

Der Wechsel klappt nicht ganz wie gewollt: Während im Eros-Center das Geschäft zunächst schleppend anläuft, stehen die Freier bei den verbliebenen Damen in der Brinkgasse zunächst noch Schlange.

1995 wird das Eros-Center dann umbenannt und heißt seitdem Pascha.

Die Brinkgasse war nicht der älteste Ort für Liebesgeschäfte. Bereits 1851 befanden sich insgesamt 18 behördlich kontrollierte Bordelle unter anderem am Friesenwall, in der Kettengasse und am Rinkenpfuhl. Auch damals gab es Proteste aus Bürgerschaft und Kirche, 1852 wurden die Häuser geschlossen. Die Prostitution verschwand damit aber nicht.

Der Artikel von Lisa Zehner erschien am 4. Januar 2012 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.