Heute wäre er 70 gewordenDiese Kölsch-Klassiker stammen aus der Feder von Hans Knipp
Köln – Voller Ehrfurcht nimmt Dieter Glave (72) einen Ordner zur Hand. Der Inhalt ist ein wahrer Schatz kölschen Liedguts: Es handelt sich um bislang unveröffentlichtes Material des legendären Komponisten Hans Knipp!
Knipp schrieb Songs am laufenden Band
In Köln-Mülheim geboren, schmiss Knipp das Gymnasium und beendete keine seiner angefangen Ausbildungen. Dafür folgte ab den 70er-Jahren Hit auf Hit: „Mer losse d’r Dom en Kölle“, „Ene Besuch em Zoo“ und „Mir schenke d’r Ahl e paar Blömcher“ sind nur einige Titel seiner Hits. Knipp arbeitete unter anderem für die Bläck Fööss, Paveier, Willy Millowitsch, Wicky Junggeburth, 3 Colonias, Marita Köllner, Renate Fuchs oder King Size Dick.
Es gibt noch jede Menge Material
Heute wäre Knipp, der 2011 verstarb, 70 Jahre alt geworden. Zu seinem Ehrentag hat EXPRESS das Vermächtnis von Knipp, der unter anderem Hits für die Fööss, Paveier oder Wicky Junggeburth lieferte, gesichtet: Es gibt noch jede Menge Material für kölsche Bands.
„Er war ein ganz Großer“, sagt Glave mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Immer nachdenklich und philosophisch, niemals politisch, aber sehr humorvoll.“
Vor sich breitet Glave Tonbandkassetten aus, dazu unzählige Texte und handschriftliches Notenmaterial, die Knipp zu Lebzeiten auf seiner „Olympia“- Schreibmaschine verfasste.
Glave beginnt zu erzählen: Als Journalist lernte er Knipp 1988 kennen. „Ich habe eine Hörfunksendung zum 20. Geburtstag der Bläck Fööss gemacht. Bei dieser Recherche bin ich darauf aufmerksam geworden, an wie vielen Songs Knipp mitgewirkt hat“, so der Journalist.
Witwe verschenkte private Dinge
Es entstand eine musikalische Freundschaft und Zusammenarbeit, gemeinsam fertigte man Texte und Musik an. Später schrieb Glave auch ein Buch mit seinen Erinnerungen an die Zusammenarbeit („Das Leben ist ganz nah“). Und deshalb schenkte Knipps Witwe Heidi dem Freund ihres verstorbenen Mannes Dinge aus seinem Nachlass – darunter eine Gitarre, die legendäre Schreibmaschine und den Kassettenrekorder.
Für die Bläck Fööss schrieb Knipp an mindestens 140 Liedern mit, insgesamt sind über 1600 Knipp-Songs beim Musikrechte-Vertreter GEMA gemeldet. Darunter auch viele, die er mit Glave gemacht hat.
Kölsche Bands sollen zugreifen
Jetzt könnten noch weitere Titel veröffentlicht werden. So steht Glave unter anderem in Kontakt mit Sänger Micky Brühl (56), der mit Knipp in seiner Zeit bei den Paveiern zusammenarbeitete.
Glave: „Es schlummern noch wunderbare Sachen in dem Fundus.“ Ihm geht es vor allem darum, „dass die Titel unter die Leute kommen und gehört werden.“ Er hofft, dass viele kölsche Bands von diesem Angebot Gebrauch machen.
Seine Erben singen ein Medley
„Was dieser Mann für Köln geleistet hat, ist unbeschreiblich“, sagt Erry Stoklosa von den Bläck Fööss und räumt dennoch mit einem kleinen Vorurteil auf. „"Bye, bye, my Love" hat Hans nicht geschrieben“, erklärt er. „Das wird sehr oft im Internet falsch wiedergegeben.“ Gemeinsam mit Micky Brühl und dessen Band widmet Erry Hans Knipp heute ein Ständchen: Sechs der größten Knipp-Hits haben die Musiker zu einem Medley gepackt, das im Internet auf der Facebook-Seite der „Micky Brühl Band“ zu sehen ist. „Seine Lieder gehören immer und ewig zu Köln und zu unserer Bandgeschichte“, so Erry.