Ikea-EinsatzKölner Sanitäter rückt mit mulmigem Gefühl an: „Nichts dergleichen war berechtigt“

Rettungssanitäter Luis Teichmann steht vor einem Rettungswagen der Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe.

Rettungssanitäter Luis Teichmann steht am 5. Mai 2021 vor einem Rettungswagen der Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe. Teichmann arbeitet im Kölner Rettungsdienst und betreibt unter dem Namen „5_sprechwunsch“ einen Instagram-Kanal.

Luis Teichmann ist Sanitäter in Köln und berichtet regelmäßig über seine Einsätze – zuletzt musste er in einem Ikea helfen.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Der Sanitäter Luis Teichmann (28) wurde vor kurzem zu einem Einsatz in der Kölner-Ikea-Filiale in Godorf gerufen.

Es war an einem Samstag und Teichmann hatte bereits Angst vor der Situation vor Ort. Seine Befürchtung: Chaos, alles total voll, Gaffer ... Doch von wegen.

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Luis Teichmann berichtet regelmäßig von seinen Einsätzen auf Instagram. Er hat einen Master in Rettungsingenieurswesen sowie über zehn Jahre Berufserfahrung. Mehr als eine halbe Million Follower und Followerinnen folgen ihm bei Instagram. Zudem erzählt er in seinem Podcast immer wieder über besondere Einsatzsituationen.

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Wie die im Kölner Ikea. Dort lief nämlich alles nahezu perfekt!

Hier den Instagram-Beitrag zu dem Ikea-Einsatz anschauen:

„Das Beste, was ich in zehn Jahren Rettungsdienst erlebt habe“, beginnt Teichmann seinen Bericht.

Doch was war eigentlich in dem Möbelhaus passiert? „Im letzten Samstags-Tagdienst wurden wir zur Stoßzeit in einen Ikea alarmiert, und es graute uns schon vor dem, was uns dort erwarten würde“, schreibt der 28-jährige „Sani“.

„Nichts dergleichen war berechtigt. Fünf Einweiser standen in gelben Westen verteilt über den gesamten Parkplatz, um uns von der Einfahrt aufs Gelände einzuweisen und eine ‚Rettungsgasse‘ zu dirigieren“, erläutert er den Einsatz.

„Am Seiteneingang angekommen lotste uns ein Mitarbeiter zielstrebig zur Einsatzstelle mitten im Markt. Dort wiederum hatten bereits vier Mitarbeiter einen Sichtschutz um den Patienten errichtet und ein sehr gut ausgebildeter Betriebssanitäter hatte bereits eine Anamnese durchgeführt, Messwerte erhoben und lieferte eine Top-Übergabe. Ein hervorragend organisierter Prozess, der in nicht einmal sechs Minuten durch das Personal umgesetzt wurde und der durchaus als Blaupause für alle größeren Märkte, Institutionen etc. dienen könnte.“

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Während das Ikea-Personal vorbildlich handelte, gab es am eigenen Handeln Kritik:

„Ehrlicherweise mussten wir feststellen, dass wir es in der ganzen Kette am schlechtesten gemacht haben, denn wir sind ohne Trage in den Verkaufsraum vorgegangen. Bei einem wirklich kritischen Patienten hätte uns das aufgrund der Wege viel Zeit gekostet, deshalb ist unser Learning: In einen Ikea gehen wir zukünftig vor wie bei einem Altenheim. Alles auf die Trage, sodass das Team zusammenbleibt.“

Für den Einsatz gab es von dem Unternehmen ein herzliches Dankeschön. „Wir freuen uns über die wertschätzenden Worte von Luis Teichmann und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst“, antwortete Ikea auf den Instagram-Beitrag. Wie es dem Patienten geht, ist nicht bekannt.