Neue Figur gegen „Lachkräfte-Mangel“Handwerker Peters arbeitet sich im Karneval nach oben

Kai Kramosta als Handwerker Peters auf der Bühne.

Ein frisches Gesicht auf den Karnevalsbühnen. Kai Kramosta kommt in seiner Rolle als Handwerker Peters in dieser Session beim Publikum an.

Früher war er der Pfundskerl, jetzt ist Kai Kramosta als Handwerker Peters unterwegs. Mit dieser Rolle gewann er einen Nachwuchspreis und sorgt für frischen Wind in der Karnevals-Bütt.

Dem Kölner Karneval fehlen neue Gesichter in der Bütt, es herrscht im Bereich der Rede zu wenig Abwechslung. Komiker Kai Kramosta hat sich in dieser Session in seiner Rolle als Handwerker Peters – genannt HP – in den Fokus gearbeitet.

Bei der Damengarde Coeln hat der 40-Jährige den zum dritten Mal durchgeführten Nachwuchswettbewerb „Prix de la Bütt“ gewonnen und den „Heinzel“ abgestaubt. Nun kämpft er sich, gemäß seiner Type, mit Selbstironie und Wortwitz Sprosse für Sprosse die Leiter zum Gerüst weiter hoch.

Handwerker Peters gewinnt Nachwuchs-Preis „Prix de la Bütt“

Eigentlich ist der Mann aus der Eifel-Gemeinde Nickenich gar kein Nachwuchsgesicht. Bereits 2011 holte ihn das Festkomitee Kölner Karneval schon auf die Sartory-Bühne – damals war er noch als „Pfundskerl“ unterwegs. „Es ging für mich damals raketenhaft hoch, aber genauso schnell wieder runter“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch.

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Es kamen gesundheitliche Probleme, der Komiker unterzog sich einer Magenbypass-Operation. „Für mich ging es von 150 auf 80 Kilogramm runter. Deshalb passte der ‚Pfundskerl‘ nicht mehr. Und da mich jetzt keiner mehr erkennt, bin ich für alle auch nach 14 Jahren noch ein Newcomer“. Da er aus einer Handwerker-Familie stammt – Vater Karl ist Stuckateur – entstand die Idee zu dieser Figur.

„Ich bin verwundert, dass ich der erste war, der auf die Idee gekommen ist, einen Handwerker zu verkörpern. Ich war der Einzige in der Familie, der Abitur gemacht hat. Meine Eltern wollten immer, dass was aus mir wird. Jetzt trage ich einen Arbeitskittel“, sagt er lachend. Mit Blaumann, Helm, Handschuhen und Werkzeugkoffer geht es auf die Bühnen.

„Ich bin die Fachkraft mit der Lachkraft, der Vorsitzende der anonymen Schwarzarbeiter und der Bezirksleiter aller Baustellenpfuscher und Werkzeugpeiniger unter dem Motto: Schaum und Silikon ersetzt die Präzision“, sagt er zur Begrüßung. Es folgt ein wilder Ritt durch Baustellen- und Eifelerlebnisse.

Redner Kai Kramosta auf der Bühne.

2018 war Kai Kramosta noch als Pfundskerl im Karneval unterwegs. Doch durch die Magenverkleinerung verlor er 70 Kilogramm.

„Bei uns im Eifeldorf ist das bei der anstehenden Wahl ganz einfach. Die Kordel vom Kulli in der Wahlkabine ist so kurz, die reicht nur bis CDU“, ist einer der Gags. „Ich brauche mir keine Gedanken um politisch korrekte Ausdrucksweise zu machen. Ich komm‘ vom Dorf. Ich weiß, was ich denke, wenn ich höre, was ich sage“, lautet einer seiner Sprüche.

Während der Corona-Pandemie hat sich Handwerker Peters über Instagram und TikTok eine große Community aufgebaut. „Das war der richtige Schritt, um bekannt zu werden. Die Kleinkunstbühnen achten bei Buchungen sehr darauf, ob man auch eine nennenswerte Fangemeinde hat“, sagt er.

Handwerker Peters hält seine Büttenrede.

Im blauen Kittel und mit Helm geht es für Handwerker Peters auf die jecken Bühnen, wie hier bei der KG Lotterbove.

Der Sprung von der Comedy- auf die Karnevalsbühne scheint geglückt. In dieser Session stehen rund 100 Auftritte auf dem Plan. „Du musst authentisch sein im Karneval, weil das Publikum sehr auf die Nuancen achtet. Deshalb spiele ich auch nichts vor. Ich sage direkt, dass ich aus der Eifel komme, aus einer Handwerkerfamilie“, sagt er zu EXPRESS.de.

„Es gibt Säle, da hört ein Drittel nicht zu. Wenn du da einfach deinen Stiefel abziehst, läuft das Publikum weg. Deshalb muss man versuchen, den Saal zu lesen. Guido Cantz oder Marc Metzger können das in Perfektion.“

Handwerker Peters tritt mit neuem Solo-Programm auf Volksbühne auf

Horst Müller betreut den Redner mit seiner Agentur. Für die sogenannte Ochsentour ist der sich nicht zu schade: „Ich bespiele jede Garage und nehme jede Herausforderung an, denn nur so lernt man.“ Als Prämie für seinen Sieg beim Nachwuchs-Wettbewerb ist HP an Veilchendienstag in der WDR-Sitzung „Westfalen hat auf die Pauke“ aus Münster zu erleben. Zudem darf er in der kommenden Session auf der urkölschen Sitzung der Damengarde auftreten.

Doch nach den jecken Tagen startet zunächst sein neues Solo-Programm „Lachkräfte-Mangel“. Im Juni gastiert er damit auch auf der Volksbühne am Rudolfplatz. „Ich versuche in meiner Rede immer aktuell zu bleiben, produziere jede Woche zudem drei Instagram-Videos. Das ist schon Arbeit“, gesteht er. „Aber es macht ja auch total Spaß. Man muss Karneval einfach lieben“.