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Große UmfrageWeniger Kamelle, kleinere Schokoladen: Inflation hat Folgen für den Kölner Zoch

Rosenmontagszug an der Severinsstraße.
Pferde auf dem Rosenmontagszug.

Die Roten Funken werden in diesem Jahr etwas weniger Wurfmaterial mit in den Rosenmontagszug nehmen. Zudem wurde der Mix der geworfenen Produkte umgestellt.

Der enorme Anstieg vor allem beim Schokoladenpreis hat Auswirkungen auf den Rosenmontagszug. Einige Gesellschaften nehmen weniger Wurfmaterial mit, andere verändern den Packungsinhalt oder den Mix.

Bald ist es wieder so weit. Am 3. März 2025 rollt der Rosenmontagszug durch Köln. Der Höhepunkt der fünften Jahreszeit soll wieder ein großes Spektakel werden und wird erneut Hunderttausende anlocken.

Mit Marc Michelske trägt erstmals ein neuer Zugleiter beim Festkomitee Kölner Karneval die Verantwortung. Er muss bei seiner Premiere gleich zwei Hürden nehmen. Zum einen erfordert die Bundestagswahl eine Woche vor dem Zoch Flexibilität bei den Wagenbauern.

Kakaopreis drastisch gestiegen – Auswirkungen auf das Wurfmaterial

Noch dramatischer ist jedoch die finanzielle Situation. Die enormen Kostensteigerungen in allen Bereichen bremsen die jecke Stimmung ein wenig. Nur noch 19 Persiflagewagen werden durch die Stadt ziehen. Die rund 12.500 Teilnehmenden müssen statt 22 nun 44 Euro Gebühr bezahlen.

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Auch die Gesellschaften müssen genau kalkulieren. Das Festkomitee spricht wieder von 300 Tonnen Süßigkeiten, 700.000 Schokoladentafeln, 220.000 Schachteln Pralinen und 300.000 Strüßjer, die für die Karnevals-Fans geworfen werden. Doch eine EXPRESS.de-Umfrage zeigt, dass die Preissteigerungen Konsequenzen haben.

Die Inflation schlägt auch beim Karneval gnadenlos zu. Süßigkeiten, die als Wurfmaterial beim Rosenmontagszug verteilt werden, sind 2025 im Vergleich zum Vorjahr deutlich teuer geworden. Vor allem der um 40 Prozent gestiegene Kakaopreis macht den Einkauf von Schokolade zum Problem.

So planen die Traditions-Korps beim Wurfmaterial:

Rote Funken: „Wir haben weniger Wurfmaterial am Start. Jedes Mitglied hat fünf Prozent weniger als im Vorjahr dabei. Dem gestiegenen Kakaopreis treten wir entgegen, in dem wir unser Sortiment umgestellt haben. Leider muss unser Schoko-Funk in diesem Jahr pausieren. Dieser Artikel war definitiv nicht darstellbar vom Preis. Mit den anderen Artikeln im Mix hat es sich im Rahmen gehalten. Unsere Sortimentsumstellung hat uns vor den extrem explodierten Preisen bewahrt. Insgesamt werden die Roten Funken 13,5 Tonnen Wurfmaterial dabei haben. Die Kosten belaufen sich auf rund 250.000 Euro.“

Mitglieder von Jan von Werth beim Rosenmontagszug.

Das Reiter-Korps Jan von Werth feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum will sich die Gesellschaft nicht lumpen lassen, wirft aber kleinere Schokoladentafeln.

Jan von Werth: „Bei uns wird nur hochwertiges Wurfmaterial geworfen. Wir haben in dieser Session tatsächlich mehr Wurfmaterial bestellt als sonst, da wir zum 100-jährigen Jubiläum den Menschen beim Rosenmontagszug etwas zurückgeben möchten. Dem steigenden Schokoladenpreis sind wir dadurch entgegengetreten, dass wir statt 50 Gramm- nur noch 40 Gramm-Tafeln werfen werden. Die sind vom Format gleich, nur eben etwas dünner. So können wir für unsere Mitglieder den Preis halten, müssen aber an der Qualität nicht schrauben.“

Bürgergarde blau-gold: „Die Preise sind im Schnitt um 20 Prozent nach oben gegangen, was am Kakaopreis liegt. Man hat uns auch sogenannte Mogelpackungen angeboten, die den Preis vom Vorjahr hatten, aber zehn Gramm weniger Inhalt boten. Darauf sind wir aber nicht eingegangen. Wir sind bei der Größe geblieben, die wir immer haben. Die Bestellmengen sind durch die Preissteigerung entsprechend heruntergegangen, die Preise macht keiner mehr mit. Unsere Mitglieder sind dann vermehrt auf unsere Ausweichartikel umgestiegen. Das Warenvolumen geht runter. Die Preissteigerung ist seit den letzten Jahren einfach zu hoch geworden.“

Jecke warten beim Rosenmontagszug auf Kamelle.

Ein bekanntes Bild: Rosenmontag werden die Jecken wieder beim Zoch am Straßenrand stehen und auf viele Kamelle hoffen.

Altstädter: „Mit 180.000 Euro ist das Wurfmaterial für uns definitiv teurer als in der vergangenen Session. Dennoch steht auch bei uns die Qualität an erster Stelle. Wir haben alle Artikel einem Geschmackstest unterzogen. Wegen des hohen Kakaopreises sind wir von 50- auf 40-Gramm-Tafeln umgestiegen. Um die Preissteigerungen im Rahmen zu halten, haben wir 11.400 Packungen Taschentücher und 10.000 Bälle als Non-Food-Artikel dabei. Für die Kinder gibt es unter anderem sechs Tonnen Gummibärchen, 2,5 Tonnen Schokolade und 14.400 Schachteln Pralinen.“

Nippeser Bürgerwehr: „Wir konnten die Preise nur stabil halten, weil das Schokoladentäfelchen in diesem Jahr 25 Gramm weniger Schokolade hat. Wir schmeißen lieber etwas weniger, dafür aber qualitativ hochwertige Artikel. Neben Süßigkeiten bringen wir als Lieferant des Vitamin C des kölschen Fastelovends noch 5,5 Tonnen Apfelsinen unters Volk. Generell ist es bei uns so, dass jedes Mitglied selbst entscheiden kann, wie viel Wurfmaterial man bestellen möchte. Dadurch kann jeder das schmeißen, was zu seinem Portemonnaie passt. Damit möchten wir möglichst vielen die Möglichkeit bieten, im Zug mitzugehen. Dennoch spüren wir die Preissteigerungen bei unseren insgesamt 133.000 Artikeln.“

Treuer Husar: „Die Kosten für einen Büggel mit Schokolade, Waffeln und Fruchtgummi lagen in der Session 2024 bei 54 Euro. 2025 hat sich der Beutel auf 58 Euro verteuert. Die Kosten für die zweite Beutel-Variante mit Pralinen sind von 51 auf 52 Euro gestiegen. Insgesamt werden wir Rosenmontag 5500 Kilogramm beim jecken Volk verteilen.“

Der Verein für darstellende Künste packt Kamelle.

Der Verein für darstellende Künste packt immer die Kamelle-Büggel für den Rosenmontagszug.

Prinzen-Garde: „Wir haben wieder etwas mehr als 23 Tonnen dabei. Die Preissteigerung beim Wurfmaterial liegt in derselben Höhe wie bei den anderen Gesellschaften. Wir haben die Teilnahmegebühr zum ersten Mal seit rund 15 Jahren leicht erhöht und auch den Preis für die Kamelle-Büggel angepasst.“

Blaue Funken: „Die Schokoladengrößen haben wir nach langer Diskussion beibehalten, weil wir die Wertigkeit nicht reduzieren wollten. Wir haben jedoch den Mix geändert, wodurch die Kosten für die Teilnehmenden um rund zehn Prozent gestiegen sind. Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort, wo die Preise auch schon jeweils um zehn Prozent gestiegen sind. Das ist dann schon einiges, weil alle bei uns die Kosten komplett tragen müssen, da wir das Wurfmaterial nicht subventionieren.“