Doppeltes JubiläumMatinee setzt neue Maßstäbe – „Karneval wird in Krisenzeiten gebraucht“

Vereinsmitglieder vom Treuen Husar auf der Bühne.

Trinken und feiern konnten sie schon vor 100 Jahren. Daraus entstand 1925 die KG Treuer Husar. Vereinsmitglieder spielten diese Szenen bei der Matinee am Sonntag (26. Januar 2025) nach.

Die beiden Traditionskorps Treuer Husar und Jan von Werth feiern in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Dieses Doppel-Jubiläum würdigten sie mit einer gemeinsamen Matinee im Sartory-Saal.

200 Jahre Kölner Karnevalsgeschichte. Dieses besondere Doppel-Jubiläum musste auch außergewöhnlich gewürdigt werden. Am Sonntag (26. Januar 2025) feierten die beiden Traditionskorps Treuer Husar und Jan von Werth mit einer gemeinsamen Matinee ihr jeweils 100-jähriges Bestehen.

Im großen Saal des Sartory wurde im fast sechsstündigen Programm in vier Akten auf die Historie der beiden Gesellschaften zurückgeblickt. Alle Präsidenten der übrigen Traditionskorps, zahlreiche weitere Präsidenten, Festkomitee-Vorstände, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Johannes Hermanns waren dabei.

100 Jahre: Treuer Husar und Jan von Werth feiern gemeinsam

Die Präsidenten Markus Simonian und Stefan Kühnapfel führten zusammen durch das Programm. „Unsere beiden Gesellschaften verbindet, dass wir die schönsten Uniformen Kölns haben“, sagten sie, ehe beide Korps und die Musikzüge gemeinsam einzogen.

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Jan von Werth präsentierte den extra zum Jubiläum komponierten Marsch, bei dem erstmals auch das Jan un Griet-Paar mittanzte. Anschließend zeigte das Husaren-Tanzpaar sein Können zu „Es war einmal ein Treuer Husar“.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hatte die Aufgabe übernommen, eine gemeinsame Festrede zu halten. „Eine Gesellschaft zu würdigen, ist ein einfacher, gerader Strang. In einer Rede zwei Gesellschaften zu würdigen, ist eine Herausforderung. Um nicht in die Fettnäpfe zu treten, möchte ich mich auf die Zeit und den Geist berufen, in denen diese Gesellschaften entstanden sind“, sagte er.

1925 habe die Elektrizität durch strombetriebene Waschmaschinen und Kühlschränke Einzug in die Haushalte gehalten. Es sei eine kraftvolle, kreative, freigeistige Zeit gewesen. „Man sagt, es waren die goldenen 20er. Aber waren sie das wirklich?“, fragte sich Kuckelkorn.

Vereinsmitglieder von Jan von Werth auf der Bühne.

Vereinsmitglieder spielten auch die Gründung von Jan von Werth im Jahr 1925 nach.

Köln war noch britische Besatzungszone. „Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger prägten den Alltag“. Seit dem Ersten Weltkrieg fand kein Rosenmontagszug mehr statt. Das Tragen karnevalistischer Kleidung und das Singen von Liedern waren untersagt.

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„Der Kölner Erzbischof hat sich damals wie folgt positioniert: Der Karneval ist eine Karikatur von abstoßender Hässlichkeit und ist des christlichen Volkes unwürdig“. Doch 1925 habe sich das Blatt langsam gewendet, auch wenn der Straßenkarneval aufgrund der allgemeinen Notlage weiterhin verboten war. „In dieser Zeit erwachte in Köln langsam wieder der Fastelovend und trat aus dem Verborgenen zaghaft an die Öffentlichkeit“.

Christoph Kuckelkorn bei seiner Rede im Sartory.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hielt die Festrede auf die beiden Gesellschaften.

Der Festkomitee-Präsident weiter: „Die Kölner waren voller Energie und Kraft. Die Kraft des Fastelovends begann sich zu entfalten. Und die Gründung der beiden Gesellschaften bezeugt das eindrucksvoll“. Im Jahr 1927 fand dann erstmals wieder ein Rosenmontagszug unter dem Motto „Aus der neuen Zeit“ statt. Jan von Werth (Gruppe 22) und die KG Treuer Husar (Gruppe 25) waren direkt dabei.

„Die neuen Gesellschaften gaben dem Karneval neue Energie“. Der Blick auf die Anfangsjahre zeige Parallelen zur heutigen Situation. „Der Karneval wird in Krisenzeiten, wenn es den Menschen richtig schlecht geht, gebraucht und sucht sich mit aller Kraft seinen Weg.“

Markus Simonian und Stefan Kühnapfel zusammen auf der Bühne.

Die Präsidenten Markus Simonian (l.) und Stefan Kühnapfel führten zusammen durch das Programm.

Kuckelkorn hob vor allem den sozialen Gedanken des Karnevals hervor. „Heute sind beide Gesellschaften wichtige und tragende Säulen unseres Fastelovends“. Er freue sich jetzt schon, beide Korps in elf Jahren in den Kreis der Traditionsgesellschaften aufzunehmen. Für diese Rede gab es vom Publikum stehende Ovationen.

Alle Präsidenten der Kölner Traditionskorps auf der Bühne.

Die Präsidenten aller Kölner Traditionskorps gratulierten zusammen auf der Bühne zum Doppel-Jubiläum.

Es folgten ganz besondere Ehrungen. Senatspräsident Marko Schauermann und Präsident Markus Simonian wurden für ihre langjährigen Dienste zum Generalfeldmarschall, dem höchsten Rang des Treuen Husaren, befördert. „In Anlehnung an den Spruch ‚Dat Hätz vun dr Welt, jo dat es Kölle‘ kann man sagen, dass beide dat Hätz des Treuen Husaren sind“, sagte der Vorsitzende Berthold Diller.

Auch Jan von Werth würdigte zwei Personen. Vorsitzender Horst Köhler und Präsident Kühnapfel wurden zum Marschall ernannt. „Horst nimmt sich selbst nicht so wichtig, er arbeitet mit seinem Team im Hintergrund. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht für seine Gesellschaft da ist“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Marco Müller. „Stefan trifft immer den richtigen Ton, nachts auf der Bühne im Sartory und beim Empfang im Rathaus.“

Das Jan un Griet-Paar auf der Bühne.

Das Jan un Griet-Paar Christian und Verena Bergsch tanzte auch auf der Bühne mit.

Mit historischen Fotos und einem historischen Spiel wurde die Gründung von Jan von Werth auf witzige Art dargestellt. Am Anfang stand dabei der Streit um die Farben der Uniform. Erst bei einer Kegeltour nach Helgoland einigten sich die Streithähne auf grün-weiß. Ähnlich blickte auch der Treue Husar zurück. Am Anfang stand auch dort die Suche nach dem richtigen Vereinslied und der Farbe. Die schwarzen Hosen waren besonders wichtig.

Die Band Rumtreiber präsentierte im weiteren Programm das Treue-Husar-Buslied, die Husarenpänz stellten ein Gründungsspiel vor. Zudem hatten die Kinder- und Jugendtanzgruppen ihre Auftritte, ehe die Bläck Fööss den krönenden Abschluss der Matinee bildeten.