Besondere EhrungKölns Urgestein Ludwig Sebus bei OB Reker – „tiefe Verneigung vor deinem Leben“

Ludwig Sebus und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Kölns Urgestein Ludwig Sebus durfte sich am Mittwoch (2. Oktober 2024) in das Gästebuch der Stadt Köln eintragen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sichtlich Spaß an dem Termin.

Anlässlich seines 99. Geburtstages durfte sich Kölns Urgestein Ludwig Sebus im Kölner Rathaus ins Gästebuch der Stadt eintragen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker ehrte den Sänger.

Die Feierlichkeiten anlässlich des 99. Geburtstages von Kölns Karnevals-Legende Ludwig Sebus liegen bereits ein paar Tage zurück.

Für sein außerordentliches Engagement für Köln und das kölnische Brauchtum hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittwoch (2. Oktober 2024) aber auch noch zu einem persönlichen Empfang geladen. Im Rahmen der Veranstaltung trug sich Kölns Grandseigneur ins Gästebuch der Stadt Köln ein.

Ludwig Sebus: Familie und Freunde bei Ehrung im Kölner Rathaus

Gleich zu Beginn des Empfangs schwärmte Reker von der ganz besonderen Stimmung im Muschelsaal des historischen Rathauses: „Das ist wie bei einem Staatsempfang. Der einzige Unterschied ist, dass die Gäste mich nicht so liebevoll wie Ludwig Sebus drücken.“ Bei der Ehrung waren neben der Familie Sebus, Brigitta von Bülow (Grüne), Dr. Ralf Heinen (SPD), Dr. Ralph Elster (CDU), Bernhard Conin und die Künstler JP Weber und „Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper.

Alles zum Thema Henriette Reker

Ludwig Sebus, der zu den beliebtesten Kölnern zählt, stand die Freude ins Gesicht geschrieben. „Es ist für mich immer ein Erlebnis, mit Menschen dieser Stadt zusammenzukommen. Viel zu oft sehe ich, dass Menschen in meinem Alter einsam sind. Einsamkeit im Alter ist das allerschlimmste, fast noch schlimmer als Krankheiten“, betonte der 99-Jährige im EXPRESS.de-Gespräch. Sein Rat: „Solange man sich noch bewegen kann, egal ob mit Stock, Rollator oder Rollstuhl, muss man vor die Türe gehen und den Kontakt zu anderen Menschen suchen.“

Sein großer Rückhalt sei die Familie. „Ich habe eine tolle Familie, die hinter mir steht. Mein ganzer Stolz sind meine Kinder und meine Enkelkinder. Hinzu kommt meine gute Seele und Haushälterin Inge Hellwig, die sich seit über 40 Jahren um mich kümmert. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich immer noch in meinem Haus in Ossendorf leben kann.“

Trotz seiner 99 Jahre ist Ludwig Sebus schlagfertig wie eh und je und sein Erinnerungsvermögen ist unerschöpflich. Der Krätzchensänger, der 1954 mit „Jede Stein in Kölle es e Stöck vun deer“ seinen ersten Hit hatte, ist trotz des Krieges und der russischen Gefangenschaft immer positiv geblieben.

Ludwig Sebus mit Tochter Ulla und Enkeltochter Lucia.

Zur Ehrung im Kölner Rathaus hatte Ludwig Sebus auch seine Tochter Ulla (l., 60) und seine Enkeltochter Lucia (22) mitgebracht.

„Ich habe immer noch in Erinnerung, dass ich in der Zeit meiner Gefangenschaft teilweise niemanden gehabt habe, mit dem ich hätte sprechen können. Aus lauter Verzweiflung und Angst, dass ich meine Sprache verlieren könnte, habe ich mit mir selber gesprochen.“

Das Erlebte hat Sebus für sein ganzes Leben geprägt. „Ich hatte nie den Plan, an jeder Meeresbucht eine Villa zu besitzen oder mit dem Flugzeug durch die Welt zu fliegen. Für mich war es immer wichtig ein Dach über den Kopf zu haben und nie den Kontakt zu den Menschen zu verlieren. Ich wollte den Menschen einfach ein Stück Freude mit meiner Musik bereiten.

Bernhard Conin, Ralf Heinen, JP Weber und „Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper.

Unter den Gästen bei der Sebus-Ehrung waren auch Bernhard Conin, Bürgermeister Ralf Heinen, JP Weber und „Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper (v.l.).

Als sein „Markenzeichen“ bezeichnete Reker sein strahlendes Lächeln und seine Herzlichkeit. „Dein ganzes Leben bist du nicht nur auf die Menschen zugegangen, sondern hast ihnen deine positive Energie geschenkt. Du brauchst die Geselligkeit wie die Luft zum Atmen. Daraus schöpfst du deine Kraft.“

Die Oberbürgermeisterin weiter: „Hinzu kommt deine politische Botschaft gegen den grassierenden Rechtsextremismus, gegen primitive Lösungen in Migrationsfragen und gegen Neid und Hass. Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du deine Lebenserfahrung und deine Popularität einbringst, um dich zu positionieren für Vielfalt und die Demokratie. Ein Hoch auf dich und eine tiefe Verneigung vor deinem Leben.“

Ludwig Sebus mit Inge Hellwig.

Ludwig Sebus mit seiner guten Seele und Haushälterin Inge Hellwig, die sich seit über 40 Jahren um ihn kümmert.

Der Eintrag ins Gästebuch bedeutet Ludwig Sebus sehr viel. „Wenn du 99 Jahre alt bist und dich ins Gästebuch deiner geliebten Heimatstadt eintragen darfst, ist das nicht nur eine Ehre für mich, sondern eine große Freude.“

Mit Tränen in den Augen fand Sebus zum Abschluss des außergewöhnlichen Empfangs ganz persönliche Worte: „Es ist mir ein Herzensbedürfnis, mich bei all den Menschen zu bedanken, die mir ihr Vertrauen und ihre Sympathie geschenkt haben und mit denen ich in Freundschaft verbunden bin.“