Gewitter und StarkregenGroße Aufräum-Aktion in Kölner Veedel fast abgesoffen

Schülerinnen und Schüler sammeln Müll in Köln-Bilderstöckchen ein.

In Köln Bilderstöckchen fand am Freitag (25. August 2023) der „Bilderstöckchen Beauty Day“ statt, bei dem insgesamt 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch das Veedel zogen und allerlei Unrat von den Straßen und aus den Grünanlagen aufsammelten.

Auf den Straßen Zigarettenstummel oder Plastikmüll aufsammeln, während es in Strömen regnet? Im Kölner Stadtteil Bilderstöckchen war am Freitag viel los.

von Niklas Brühl  (nb)

Gefühlt ein ganzes Veedel ist auf den Beinen, um die Straßen und Grünanlagen von Müll und allerlei Unrat zu befreien – und das alles im strömenden Regen.

Der „Bilderstöckchen Beauty Day“ (BBD) im Rahmen der „Kölle putzmunter“-Kampagne am Freitag (25. August 2023) war ein tolles Beispiel für den Zusammenhalt in den Kölner Stadtteilen.

„Kölle putzmunter“-Aktion in Bilderstöckchen bei strömendem Regen

„Das Gemeinschaftsgefühl ist nicht nur für uns Veranstalter etwas Besonderes, sondern bringt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal zusätzliche Motivation beim Sammeln. Wenn sie sehen, wie viele Menschen das gleiche Ziel verfolgen“, sagt Dr. Brigitte Jantz, Sozialraumkoordinatorin und eine der Organisatorin des BBD.

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Der große Aufräumtag, unterstützt von der AWB, findet in Bilderstöckchen bereits zum sechsten Mal statt. Allerdings gab es durch die Corona-Pandemie eine dreijährige Pause, sodass die Vorfreude der zahlreichen Teilnehmenden noch einmal stieg. Erstmals wurde die Veranstaltung in den Sommer gelegt, gutes Wetter wurde erhofft.

Kippen, Spucken, Wildpinkeln in Köln

Bis zu 10.000 Euro: So teuer sind diese Müll-Vergehen

Die AWB reinigt die Straßen an Karneval.

Den Müll einfach auf der Straße liegen lassen: Was im ersten Moment vielleicht bequem wirkt, hat nicht nur schlimme Folgen für den Umweltschutz. Auch der Geldbeutel kann bei den verschiedenen Vergehen deutlich leerer werden, als es vielen lieb ist. Was kosten wegschnippte Zigaretten, das Spucken auf die Straße oder die illegale Müllentsorgung im Wald? Das Symbolfoto wurde am 17. Februar 2023 aufgenommen.

Eine Zigarette liegt auf dem Boden im Gestrüpp.

Zigaretten sind nicht nur Gift für den Körper, sondern auch für die Umwelt. Ein Filter zersetzt sich erst nach zehn bis 15 Jahren, verseucht alleine bis zu 40 Liter Grundwasser. Kein Wunder, dass das achtlose Wegschnipsen der Stummel teuer werden kann. Kippen auf asphaltierte Flächen, Gehwege, Straßen oder Fußgängerzonen zu werfen, kostet 50 Euro. Wiederholungstäterinnen und -täter müssen mit einer Geldbuße von 100 Euro rechnen. Noch teurer wird das Wegschnipsen auf Spielplätzen, in Grünanlagen, Landschaftsschutzgebieten oder Kanaleinläufen: Dann kommen bis zu 150 Euro auf die Verursacher zu. Das Foto wurde am 20. Juli 2023 aufgenommen.

Tim Wiese spuckt auf den Rasen.

Das Spucken auf die Straße, hier vorgeführt von Ex-Nationaltorwart Tim Wiese in einem Bundesligaspiel im Jahr 2012, ist ebenfalls strafbar. Falls man erwischt wird, können Täterinnen und Täter mit einem Bußgeld zwischen 30 und 60 Euro belangt werden.

Ein Mann tritt auf der Straße auf einen Kaugummi, der dann unter seinem Schuh klebt.

Noch teurer wird es bei einem ausgespuckten Kaugummi, wie hier auf einem Symbolfoto vom 19. April 2019 in Hannover zu sehen. Die Verursacherinnen und Verursacher müssen mit einem Bußgeld zwischen 40 und 75 Euro rechnen.

Wildpinkler am 11.11. in Köln.

Das Wildpinkeln ist nicht nur während der Karnevalstage, hier ein Foto vom 11.11.2022, in Köln ein Problem. Wenn die Notdurft an unzulässigen Orten verrichtet wird, wird ein Bußgeld zwischen 60 und 200 Euro fällig.

Tauben sitzen auf einer Glasscheibe am Wiener Platz.

Das Füttern von Tauben, hier ein Foto vom Wiener Platz vom 21. Juni 2020, ist ebenfalls nicht erlaubt – aufgrund des Drecks, den die Vögel verursachen. Und bei Verstößen kann es erstmals auch so richtig teuer werden: Täterinnen und Täter werden mit einem Bußgeld zwischen 35 und 1000 Euro belangt.

Ein Mann greift auf einer Wiese mit einem Hundekotbeutel nach einem Hundehaufen.

Das Gassigehen kann ein schmutziges Geschäft sein, und zwar im Wortsinn. Wenn die Frauchen oder die Herrchen die Hinterlassenschaften dann jedoch nicht entfernen, kann es ebenfalls teuer werden: 35 bis 500 Euro können in Köln fällig werden, falls der Hundekot an Ort und Stelle liegen bleibt. Das Foto wurde 15. März 2017 in Fellbach aufgenommen.

Ein Fan von Fortuna Köln hält einen Bier-Becher in der Hand.

Den Plastik-Kölsch-Becher einfach in die Büsche werfen, die abgenutzte Plastik-Tüte fallen lassen oder die Aschenbecherreste aus dem Auto achtlos auf die Straße kippen – auch diese illegale Müllentsorgung kann den Kölnerinnen und Kölnern teuer zu stehen kommen. Je nach Menge wird ein Bußgeld von 50 bis 150 Euro verhängt. Das Foto wurde am 11. Februar 2022 im Südstadion aufgenommen.

Sperrmüll liegt im Kölner Nordpark.

Die „Königsklasse“ der illegalen Müllentsorgung ist dann das wilde Abstellen von Sperrmüll, wie hier beim Beispiel im Kölner Nordpark vom 21. August 2023. Bei einzelnen Gegenständen, wie beispielsweise Koffern, Stühlen, Matratzen, Schränkchen oder Kinderwagen können Bußgelder zwischen 200 und 500 Euro verhängt werden. Bei mehreren Gegenständen, bis zu einem Kubikmeter oder 100 Kilogramm (z. B. Fahrrad, Kühlschrank und/oder Schrank), werden dann schon zwischen 250 und 750 Euro fällig. Bei einer größeren Menge, über einem Kubikmeter oder 100 Kilogramm, werden Bußgelder zwischen 500 und 10.000 Euro verhängt.

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Allerdings hatte Petrus die Bedingungen mit Platzregen und Gewittern am Freitagvormittag zumindest nicht leichter gemacht – die Aktion wäre fast abgesoffen.

Die 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich jedoch nicht abbringen und zogen mit Handschuhen, Zangen und Müllsäcken durch die Straßen des Veedels.

Der zentrale Sammelplatz für alle Müllsammlerinnen und -sammler befand sich auf dem Schulhof der Gemeinschaftshauptschule (GHS) an der Reutlinger Straße. Neben den Schülerinnen und Schüler sowie den Lehrkräften der GHS waren auch viele weitere Vereine und Institutionen aus Bilderstöckchen am „Beauty Day“ beteiligt.

Unter anderem waren drei Grundschulen, ein Kindergarten, zwei Jugendeinrichtungen und engagierte Anwohnerinnen und Anwohner.

Kölner Veedel packt gemeinsam an – Schule mit Upcycling-Projekten

Vor allem die Schülerinnen und Schüler der GHS wurden bereits in den vergangenen Wochen auf den großen Aufräumtag vorbereitet. Unter anderem gab es Führungen bei der AWB oder spielerische Schulungen zum Thema Mülltrennung.

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Des Weiteren haben einige Klassen auch eigene Upcycling-Projekte gestartet. So bastelten die Kinder beispielsweise Blumentöpfe aus alten Getränkepäckchen, Tierchen oder Blumen aus Eierschalen und Klopapierrollen oder Pinselbehältnisse aus ausrangierten Konserven.

„Wir wollen damit auch präventiv ein Zeichen setzen und die Schülerinnen und Schüler sensibilisieren. Sie produzieren Müll, wir alle produzieren Müll. Allerdings muss ein Bewusstsein geschaffen werden, mit dem produzierten Müll dann auch verantwortungsbewusst umzugehen“, sagt Veranstalterin Brigitte Jantz.

Aus alten Durstlöcher-Päckchen haben Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftshauptschule in Bilderstöckchen Blumengefäße gebastelt.

Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftshauptschule in Bilderstöckchen haben verschiedenen Upcycling-Projekte. Unter anderem basteln sie aus alten Trinkpäckchen schön anzusehende Blumengefäße.

Die Planungen für den BBD laufen seit dem vergangenen November. Mitorganisatorin und Schulsozialarbeiterin Daniela Seim blickt zurück: „Vor allem die vergangenen Tage und Wochen, in denen der Tag immer näher kam, waren intensiv. Umso glücklicher bin ich jetzt, die ganzen engagierten Kinder mit ihren orangen Westen zu sehen. Das macht mich auch ein wenig stolz.“

Nach der erledigten Arbeit gab es zur Stärkung dann ein Würstchen vom Grill – und Bilderstöckchen steht sinnbildlich für ein Kölner Veedel, in dem die Gemeinschaft zusammen anpackt.