Beim Sternmarsch, der dieses Jahr coronabedingt im Tanzbrunnen stattfand, wurde es emotional: Die Karnevalisten blickten auf die Kriegshandlungen in der Ukraine und erinnerten an die kölschen Werte.
Karneval in KölnEmotionaler Sternmarsch im Tanzbrunnen: „Klares Statement für den Frieden“
„Schön, dass ihr alle da seid“, freute sich der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums Bernhard Conin am Freitagabend (25. Februar 2022). Coronabedingt musste der 24. Sternmarsch der Veedelsgruppen zum Alter Markt in den Tanzbrunnen verlegt werden.
„Durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine hat sich alles geändert. Aber gerade in diesen so schwierigen Zeiten spielt der Karneval eine wichtige Rolle, denn unser Fest beruht auf den Werten Freiheit und Gemeinschaft. Für diese Werte heute zusammenzustehen ist absolut legitim“, betonte Conin und forderte die Jecken auf, allen Despoten der Welt zu zeigen, wie man Gemeinschaft und Solidarität lebt.
Karneval in Köln: Sternmarsch im Tanzbrunnen – „ein Fest für den Frieden“
„Kein Machthaber, kein Diktator oder Herrscher, kann uns vorschreiben, wie wir hier in Köln zu leben haben. Wir alle glauben nicht an die Macht des Krieges, sondern an Freiheit und Frieden. Wir wollen und können die Sorgen nicht wegschunkeln und es ist uns absolut nicht gleichgültig, was gerade in der Ukraine passiert, daher lasst uns heute ein klares Statement für den Frieden setzten.“
Für seine Worte erhielt Bernhard Conin von den rund 1000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 40 Veedelsgruppen und elf Schulen anerkennenden Applaus. Sie alle machten aus dem diesjährigen Sternmarsch ein „Fest für den Frieden“.
Bevor das besinnliche Programm startete, erfolgte ein Generationswechsel: „Seit 2011 leite ich diese Sitzung und habe es immer gerne getan. Aber die Jahre nagen auch an mir und daher wird ab sofort unser Pressesprecher Benedikt Conin, der auch mein Sohn ist, die Moderation übernehmen“, verkündete Papa Conin voller Stolz.
Dreigestirn: „Es ist wichtig, dass unser Karneval sichtbar bleibt“
Wie wichtig der Karneval für die Menschen ist, unterstrich das Dreigestirn bei seinem Auftritt: „Wir haben am Donnerstag mit Schrecken mitverfolgt, was in der Ukraine passiert ist. Unsere Gedanken sind selbstverständlich bei den Menschen, die von Krieg und Verfolgung bedroht sind. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, dass unser Karneval sichtbar bleibt. Denn unser Karneval ist weltoffen, bunt und tolerant. Wenn wir für diese Werte einstehen, wird es keinem Despoten auf der Welt gelingen, die Freiheit ewig zu unterdrücken“, betonte Prinz Sven und wurde für seine klaren Worte gefeiert.
Ebenfalls klare Worte fand Brauchtums-Experte Wolfgang Oelsner. „Bei uns gibt es drei Faustregeln für Krisensituationen: Erstens: Dun jet. Zweitens: Bliev nit allein, suche die Gemeinschaft. Und drittens: Sach jet, spricht drüvver. Und wem vor Entsetzen die Worte fehlen, der soll einfach singen. Denn unser Brauchtum verfügt über eine Schatztruhe voller Lieder, die von schwierigen Situationen erzählen.“
Genau für solche Songs stehen die Bläck Fööss seit über 50 Jahren. „Seit den schrecklichen Ereignissen haben wir unser Programm umgestellt und möchten dazu aufrufen, nicht blindwütig zu feiern“, sagte Pit Hupperten ehe er den „Stammbaum“ anstimmte. „Auch wenn der Song ´Mer klääve am Lääve´ bereits aus dem Jahr 1984 stammt, ist er heute aktueller denn je“, stellte Erry Stoklosa traurig fest. So wie die Fööss, präsentierten auch die Klüngelköpp und der Jugendchor St. Stephan unter der Leitung von Michael Kokott eines für die Situation angepasstes Repertoire.
Festkomitee ruft zur Friedens-Demo an Rosenmontag auf
Zusammen mit Bernhard Conin rief die Vize-Präsidentin des Festkomitees, Christine Flock, zur Friedensdemonstration auf: „Es ist uns nicht gleichgültig, was in der Ukraine passiert. Lasst uns daher den Karneval in den nächsten Tagen als eine Demonstration für die Werte der Freiheit und Gleichheit feiern. Wir, das Festkomitee, laden euch alle herzlich ein, an Rosenmontag für Frieden, Freiheit und Gleichheit durch die Stadt zu ziehen und damit ein deutliches Signal gegen die Kampfhandlungen in der Ukraine zu setzen.“
Die Demonstration startet an Rosenmontag (28. Februar 2022) um 10 Uhr auf dem Chlodwigplatz mit einer kurzen Kundgebung. Danach geht es über die Severinstraße, den Neumarkt, den Rudolfplatz und die Ringe in Richtung Mohrenstraße. Unterstützt wird das Festkomitee bei der Organisation unter anderem von der AG Arsch Huh, dem Bündnis Köln stellt sich quer, KLuST e.V. und von Brings. Für die gesamte Dauer der Demonstration gilt 3G sowie Maskenpflicht.