Wie geht es in Köln mit dem Kölsch weiter? Nach dem Aus der Hellers-Brauerei stellen sich viele Fragen ...
KommentarNach Kölsch-Aus: Warum das Problem vielleicht typisch für Köln ist
Wie bedroht ist das Kölsch? Nach dem Aus der Hellers-Brauerei dürften sich viele Kölner und Kölnerinnen diese Frage stellen. Das Problem ist aber auch ein bisschen hausgemacht, meint unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.
Der Biermarkt in Köln ist wirklich nicht einfach – vielleicht sogar einzigartig in Deutschland. Was nur wenige wissen: Kölsch darf nur in Köln gebraut werden. Nur zwei Brauereien dürfen vor den Türen Kölns Kölsch produzieren. Heißt im Klartext: Kölsch ist eine Delikatesse. Kann so eine Biersorte überstehen?
Kölsch ist eine Delikatesse – und brauen darf es nicht jeder
Der Kölner Brauerei-Verband weist darauf hin, dass laut EU-Recht Kölsch nicht nur ein bestimmter Bierstil, sondern auch eine geschützte Herkunftsbezeichnung, ähnlich wie Champagner und Parmaschinken ist. Demnach darf sich ein Bier nur Kölsch nennen, das in Köln nach bestimmten Kriterien gebraut wird.
Und es wird noch kniffliger: Zwei Brauereien, die außerhalb von Köln liegen, haben 1986 die Kölsch-Konvention unterschrieben und stehen somit unter Bestandschutz.
Dabei handelt es sich um die Erzquell Brauerei aus Bielstein und die Bischoff Brauerei aus Brühl. Erzquell produziert unter anderem Zunft Kölsch und in Brühl wird Bischoff Kölsch hergestellt.
Eine Großbrauerei wie Beck's dürfte also in Bremen kein Kölsch produzieren. Damit wird der Überlebenskampf vieler kleiner Kölsch-Brauereien immer schwieriger. Aber es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer: das sogenannte Lohnsud-Verfahren.
Ist das Lohnsud-Verfahren eine Option für Hellers?
So können Brauereien in Köln ihre Kessel zur Herstellung von kleineren Kölschsorten zur Verfügung stellen. So macht es beispielsweise die Schreckenskammer. Bis vor einigen Jahren war die Sorte in Köln kaum präsent. Inzwischen hat sich die Schreckenskammer zu einem Trend-Kölsch entwickelt.
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Die Familie Wirtz lässt ihr Kölsch bei Früh produzieren. Zudem ist die Marke bei der Supermarktkette Rewe im Programm, was den Verkauf zusätzlich ankurbelt.
Wäre das auch eine Lösung für Hellers? Eine Anfrage bei der Brauerei blieb bisher (Stand: Donnerstag, 22. Februar 2024) unbeantwortet.
Das Problem könnte sein, dass Hellers zu viele Sorten im Programm hat. Neben Kölsch auch Wiess, Helles, Bockbier, Weizen und alkoholfreies Bier.
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Zudem hat Hellers ein Bio-Label. Ob das im Lohnsud-Verfahren noch Bestand hätte, ist unklar. Auch beim Vertrieb könnte es noch Stellschrauben geben. Früher gab es Hellers in diversen Bio-Supermärkten. Doch viele dieser Biomärkte gibt es in Köln nicht mehr. Bei Rewe wird Hellers nur in vereinzelten Märkten angeboten – zudem ist es relativ teuer.
Wie es mit den kleinen Kölsch-Brauereien in Zukunft weitergeht, steht in den Sternen. Zumal Zahlen zeigen, dass immer weniger Menschen Bier konsumieren. Da dürften auch Großevents wie Karneval oder der 1. FC Köln den Absatz auf Dauer nicht ankurbeln.