Millionen-VerlusteStadt Köln zieht bitteres Fazit – Aus für großes KVB-Projekt schon nach vier Jahren

Eine Frau sitzt an einer KVB-Haltestelle.

Gerade für die Kölner Veedel mit schlechterer Anbindung wurde das KVB-Angebot „Isi“ geschaffen, nach vier Jahren wird es nun wieder eingestampft. Das Foto zeigt eine Frau am 10. Juli 2022 an einer KVB-Haltestelle.

Die Stadt Köln zahlte drauf, die Kundinnen und Kunden interessierte es wenig. Darum wird ein KVB-Angebot zum Jahresende eingestampft.

von Daniel Thiel  (dth)

Nach vier Jahren ist Schluss – am 14. Dezember 2024 wird einem Projekt der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), bei dem auch die Stadt massiv investierte, der Stecker gezogen.

2020 ging das KVB-Angebot „Isi“ an den Start – mitten in der Corona-Zeit. Auf Abruf sollte Fahrgästen die Möglichkeit gegeben werden, sich Sammeltaxen zu bestellen – besonders im Fokus stand dabei, Kölnerinnen und Kölnern zu helfen, die nicht direkt im Stadtzentrum mit guter Verkehrsanbindung leben.

On-Demand-Angebot für Köln – KVB-Projekt „Isi“ wieder eingestampft

Gerade in den Veedeln Porz und Nippes sollten die elektrisch betriebenen London-Taxis für eine Verbesserung in Sachen Mobilität sorgen. Nach fast vier Jahren gibt es nun aber ein ernüchterndes Fazit.

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„Das On-Demand Angebot in Köln wird insbesondere von Fahrgästen in der Stadtrandlage (Bezirk Porz) angenommen, wobei die Nutzerzahlen nie das prognostizierte Niveau erreichten, der Kostendeckungsgrad weit unter den Erwartungen blieb und der Service im Vergleich zum restlichen ÖPNV so gut wie keine Bedeutung entfalten konnte“, heißt es im Abschlussbericht des Stadtrates zum Projekt.

Gleichbedeutend ist dieses Fazit damit, dass dem Elektro-Projekt der Stecker gezogen wird. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 wird das Angebot „Isi“ eingestellt.

Bis Ende Juni 2024 gingen rund 18.500 Registrierungen für „Isi“ ein, für eine Millionen-Stadt wie Köln schon ein vergleichsweise kleiner Wert. Allerdings traten selbst davon nur unter 2500 Personen eine Fahrt an.

Rein wirtschaftlich sorgte das Projekt jährlich für ein Defizit im siebenstelligen Bereich. Die Kalkulation im Abschlussbericht beläuft sich auf ein Minus von einer Million Euro pro Jahr.

Für jede Fahrt wurde im Durchschnitt ein Betrag in Höhe von 26,35 Euro draufgezahlt, auch im Laufe des Projektes verbesserte sich die Perspektive offenkundig nicht.

„Fahrpersonal- und Fahrzeugausfälle“ hätten dafür gesorgt, dass die Verfügbarkeit zunehmend eingeschränkt war. Dies habe zu einer abnehmenden Zufriedenheit unter den Nutzerinnen und Nutzern des Angebotes geführt.

Bitter für die KVB zudem: Es habe „eine Kannibalisierung des klassischen ÖPNV“ stattgefunden, heißt es. Da fast alle Fahrgäste ohnehin ein KVB-Ticket haben, hätten sie auch Bus oder Bahn nutzen können. Echte Neukunden oder -kundinnen im ÖPNV seien aber kaum gewonnen worden.

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Ähnliche Modelle wurden in anderen NRW-Städten ebenfalls in den vergangenen Jahren ausprobiert. 2019 ging unter anderem in Düsseldorf das Projekt „CleverShuttle“ von den Stadtwerken und der Deutschen Bahn an den Start, wurde aber nach nicht einmal drei Jahren aus ähnlichen Gründen wieder eingestampft.

Ist das das Ende für Auf-Abruf-Angebote im Kölner ÖPNV? „On-Demand-Verkehre werden im Vergleich zum Busangebot so lange wirtschaftlich unattraktiv bleiben, bis autonome Fahrzeuge zu akzeptablen Preisen beschafft und ohne Fahr- oder Begleitpersonal eingesetzt werden können“, lautet die Prognose im Abschlussbericht. Demnach sei der Schritt mit Blick auf die aktuellen Umstände im Verkehrswesen schlichtweg noch zu früh gekommen.