Erich Rutemöller wird 80 JahreVorstandsberater über aufregende Karriere und aktuellen FC-Job

Von links: Erich Rutemöller, Frank Schaefer beim 1. FC Köln.

Erich Rutemöller und Frank Schaefer (r.) am 9. November 2024 auf der Tribüne des Rhein-Energie-Stadions. Beide sind als Berater aktiv.

Solch einen Experten findet man im deutschen Fußball kein zweites Mal: Erich Rutemöller hat in seiner langen Karriere alle Facetten des Fußballs kennengelernt. Am 8. Februar 2025 feiert er seinen 80. Geburtstag.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Auch Minusgrade halten ihn nicht vom Besuch am Geißbockheim ab. Erich Rutemöller (79) kommt dann frühmorgens meist mit dem Fahrrad angereist, Handschuhe trägt er nie. Was ihn wohl warmhält, ist die Leidenschaft für den Fußball im Allgemeinen und den 1. FC Köln im Speziellen.

Rutemöller feiert am Samstag (8. Februar 2025) seinen 80. Geburtstag. Doch ein Fußball-Rentner ist er noch lange nicht, er arbeitet immer noch als Vorstandsberater beim 1. FC Köln. Was den sportlichen Mann so sympathisch macht: obwohl er in der Szene alles gesehen und vieles erreicht hat, ist er immer auf dem Boden geblieben, scheut den Glamour des Geschäfts. So feiert er seinen Ehrentag auch nicht groß.

Erich Rutemöller: FC-Coach, DFB-Trainer und Ausbilder

Rutemöller schmunzelt im Gespräch mit EXPRESS.de: „In meinem Alter feiert man lieber im kleinen Kreis. Ich freue mich, meine zwei Söhne zu sehen und die drei Enkelkinder. Ein Sohn arbeitet bei Borussia Dortmund, der andere ist bei der Sparkasse und ich bin auch viel unterwegs – da genießen wir die Zeit gerne mal wieder gemeinsam.“

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Schaut man auf Rutemöllers Karriere zurück, wäre eigentlich auch ein DFB-Festakt angebracht. Der Jubilar kam nach seinem Abitur in Rheine als Student an die Deutsche Sporthochschule in Köln. Anfang der 1980er Jahre wurde er dann Trainer der FC-Amateure. Die Liebe zum Geißbock begann. Vorläufiger Höhepunkt: Rutemöller beerbte 1990 den großen Christoph Daum, der kürzlich im Alter von 70 Jahren verstorben ist.

Eine gewisse Berühmtheit erlangte er nach einem flapsigen Spruch: „Mach et, Otze!“ Damit hatte der damalige FC-Coach nach dem DFB-Pokal-Halbfinale 1991 zwischen Köln dem MSV Duisburg zugegeben, Frank Ordenewitz ermutigt zu haben, sich extra eine Rote Karte abzuholen. Ordenewitz wäre durch eine Gelbe Karte für das Finale gesperrt gewesen. Die Rot-Sperre hätte er aber laut damaliger Regelung in der Bundesliga absitzen können. Dass Rutemöller die Aufforderung später zugegeben hatte, zeigt auch seinen Charakter: eine durch und durch ehrliche Haut.

Ordenewitz wurde wegen seiner extra geholten Roten Karte vom DFB wegen unsportlichen Verhaltens für das Pokalfinale gesperrt und Rutemöller musste 4500 Mark (heute 2250 Euro) Strafe zahlen – das DFB-Pokalfinale ging dann auch noch verloren.

Neben seiner Dozententätigkeit an der Spoho tauchte Rutemöller dann immer tief in die Fußballszene ein. Er arbeitete für den DFB als Trainer, war jahrelang Chefausbilder der Trainerakademie und sammelte internationale Erfahrungen. Was er nie vergessen wird: „Ich habe auch für die Uefa und die Fifa in Nordkorea und in Butan im Himalaya gearbeitet. Das sind Erlebnisse, die prägend waren.“

Ansonsten blickt er bescheiden auf seine Karriere zurück: „Ich durfte in allen Bereichen aktiv sein, der Jugend, den Amateuren und den Profis, hinzu kam die Trainerausbildung. Da habe ich alles abgedeckt im Fußball, was es gibt.“ Einmalig in Deutschland!

Rutemöller berät Vorstand des 1. FC Köln um Werner Wolf

Rutemöller hat viele spätere Top-Trainer in seinen Kursen ausgebildet und vorbereitet: „Ich erinnere mich gerne an Hansi Flick oder Olaf Janßen, die ich als Trainer betreut habe und die dann später auch bei mir in der Ausbildung waren. Aber die Liste ist lang, von Jürgen Klopp über Dieter Hecking bis hin zu Christian Titz, der für mich ein Paradebeispiel dafür ist, dass man auch ohne große Spielerkarriere einen erfolgreichen Weg gehen kann. Er macht aktuell in Magdeburg einen tollen Job.“

Und Klopp? Konnte Rutemöller schon bei der Ausbildung erkennen, was er für ein Top-Trainer werden würde? Rutemöller schüttelt den Kopf: „Das konnte man nicht vorhersagen. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass Thomas Tuchel mal Nationaltrainer von England wird. Klopp war damals schon als Coach in Mainz auf einem guten Weg und den ist er zielstrebig weitergegangen.“

Den Weg weiter geht auch Rutemöller – aktuell als Berater des FC-Präsidiums mit Werner Wolf (68), Eckhard Sauren (53) und Carsten Wettich (45). Wie genau sieht seine Beraterfunktion in der Praxis aus? „Ich bin in engem Kontakt mit dem Präsidium, vor allem mit Eckhard Sauren. Ich schaue mir oft das Training an, spreche auch gerne mit Trainer Gerhard Struber oder Geschäftsführer Christian Keller. Zudem versuche ich so viele Spiele wie möglich zu sehen, bis runter in die U16 des FC.“

In diesem Jahr stehen neue Vorstandswahlen an, Rutemöller beeinflusst das bei seiner Arbeit nicht: „Natürlich informiere ich mich und gehe auch zu den Stammtischveranstaltungen. Bei Wahlen bin ich aber eigentlich raus, ich kann ja keine Entscheidungen treffen.“ Dennoch hat der Altmeister eine klare Meinung: „Ich finde der FC ist auf einem guten Weg, hier endlich auf Nachhaltigkeit zu setzen. Der Klub braucht einfach mal eine längere Zeit Ruhe und Stabilität – trotz Transfersperre und Abstieg wurde das bisher gut umgesetzt. Und ich bin überzeugt davon, dass man diesen Weg weitergehen sollte.“

Erich Rutemöller wird 80 – seine Erfahrung, Ruhe und Gelassenheit tun dem FC noch immer gut. Vor allem – oder gerade – in oft turbulenten Zeiten.