Thomas Kessler, Lizenzbereich-Leiter des 1. FC Köln, spricht im Interview mit EXPRESS.de über die Fifa-Strafe, die sportliche Krise und das Derby gegen Borussia Mönchengladbach.
FC zwischen Fifa-Hammer & DerbyKessler-Interview: „Jedem ist bewusst, was auf uns zukommt“
Der 1. FC Köln zwischen Fifa-Hammer und Derby-Kracher. Während die Transfersperre in den vergangenen Tagen DAS Thema rund ums Geißbockheim war, soll am Sonntag (2. April 2023, 15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach die sportliche Wende her. EXPRESS.de sprach mit Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (37) über die Situation im Abstiegskampf und die komplizierte Personalplanung.
Thomas Kessler, der 1. FC Köln wurde am Mittwoch von einem harten Fifa-Urteil getroffen, darf Stand jetzt zwei Transferperioden keine Spieler registrieren. Können Sie uns Einblicke gewähren, wie die letzten Tage im Geißbockheim verlaufen sind und wie genau es jetzt weitergeht?Kessler: Das Urteil hat uns alle überrascht. Das drakonische Strafmaß ist aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt. Nach der ersten Aufregung sind wir zu einem vernünftigen Umgang damit übergangen. Wir haben Juristen, die sich um die Berufung beim Cas und die Suspension kümmern. Und wir gehen weiter unserer Arbeit nach.
Thomas Kessler: „Dafür haben wir mit Gladbach einen besonderen Gegner“
Nach dem Fifa-Urteil wird es umso wichtiger, nicht abzusteigen. Wie gefährlich ist die sportliche Situation nach fünf sieglosen Spielen?Kessler: Ich sehe uns nicht in der Krise. Wir haben sicherlich eine Ergebniskurve, die nicht positiv ist. Aber ich betone ganz klar: Wenn man die Voraussetzungen vor der Saison gesehen hat, die Mehrbelastung durch die Conference League im Zusammenspiel mit der finanziellen Situation, ist die aktuelle Tabellenkonstellation keine Überraschung.
Zwei Siege aus den letzten 15 Bundesliga-Spielen – ist das nicht besorgniserregend?Kessler: Wir nehmen die aktuelle Tendenz sehr ernst. Wir können es uns in keiner Phase leisten, in der Bundesliga zurückzulehnen. Gerade nach so einem Spiel wie in Dortmund müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das am Sonntag mit einem guten Spiel zeigen werden. Dafür haben wir mit Borussia Mönchengladbach einen besonderen Gegner vor der Brust. Jedem Spieler ist bewusst, was auf uns zukommt. Wir werden eine tolle Atmosphäre im Stadion haben, müssen diese Stimmung von den Rängen auf dem Platz für uns nutzen.
Haben Sie Angst, dass die Stimmung rund um den FC bei einer Derby-Pleite endgültig kippen könnte?Kessler: Angst ist grundsätzlich kein guter Ratgeber. Ich habe den Eindruck, dass unser Umfeld honoriert, welche Arbeit in den letzten knapp 20 Monaten am Geißbockheim geleistet wurde. Diese Saison ist sportlich gesehen, mit der angesprochenen Mehrbelastung, auch in dieser Tabellenkonstellation noch immer erfolgreich. Natürlich mit dem Zusatz, dass der Trend aktuell nicht positiv ist. Diesen Trend zählt es, am Sonntag in unserem Wohnzimmer zu drehen.
Wie erleben Sie Steffen Baumgart in dieser schwierigen jetzigen Phase?Kessler: Gut. Steffen spricht viel mit den Spielern, das ist aber nicht neu. Wir sehen ihn in der täglichen Arbeit, er ist ein unglaublich kommunikativer Mensch, der sich natürlich auch Gedanken über die Situation macht. Das machen wir alle. Ich sehe ein total motiviertes und fokussiertes Trainerteam, das alles dem sportlichen Erfolg unterordnet.
Thomas Kessler: „Da ist Karneval nicht der Haupt-Treiber“
Baumgart nimmt die Krise sehr auf sich und betont immer wieder, dass er Lösungen finden muss. Ist das zu viel Druck für eine Person? Kessler: Diese Herangehensweise erwarten wir von einem Trainer, weil er am Ende hauptverantwortlich dafür ist, was auf dem Platz passiert. Er bekommt auf diesem Weg die 100-prozentige Unterstützung.Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!
Der FC kann ausgerechnet seit Karneval nicht mehr gewinnen. Baumgart hat angesprochen, dass der Karneval „uns nicht gutgetan“ hat. Was genau ist passiert?Kessler: Für Steffen war es die erste Berührung mit Karneval nach der Pandemie. Der Karneval gehört zum FC, und wir hatten keine großartigen Aktionen, die es sonst nicht gab. Wir haben eine Sitzung besucht, die wir selbst veranstaltet haben. Am freien Wochenende hatten die Spieler die Möglichkeit, sich ins Treiben der Stadt zu bewegen, was völlig legitim ist und ich in der Vergangenheit aus Spieler-Erfahrung noch viel exzessiver erlebt habe.
Sie waren ja lange genug FC-Profi…Kessler: Und ich bin in dieser Stadt geboren und habe großen Spaß am Karneval. Da gab es das eine oder andere Jahr, wo ich unterwegs war. Ich kann aus der Erfahrung sagen, dass die frühere Spielergeneration nicht so professionell und performancegetrieben war, wie ich die Spieler heute erlebe. Für Steffen war es die erste Session – und er macht sich grundsätzlich viele Gedanken, warum der Trend so gekommen ist und wie er gekommen ist. Es gibt sicher mehrere Gründe für diesen Ergebnis-Trend nach dem Frankfurt-Spiel, da ist Karneval nicht der Haupt-Treiber.