„Alle anderen können mich mal“Baumgart schießt nach Kritik zurück – er ärgert sich auch über St. Pauli

Steffen Baumgart verfolgt mit verschränkten Armen, wie seine Spieler sich nach dem Derbysieg von den Fans feiern lassen.

Steffen Baumgart verfolgte am 3. Mai 2024, wir seine Spieler sich nach dem Derbysieg von den Fans feiern ließen.

Steffen Baumgart hat den wohl bislang schönsten Sieg als HSV-Trainer gefeiert. Danach äußerte er sich selbstbewusst zu seiner Zukunft.

von Antje Rehse  (are)

Der Hamburger SV hat das Stadtderby gegen den FC St. Pauli gewonnen – und damit die kleine Chance auf die Aufstiegsrelegation gewahrt.

Durch ein Tor von Robert Glatzel (85.) durfte der HSV am Freitagabend (3. Mai 2024) über den 1:0-Sieg jubeln. Weil parallel Fortuna Düsseldorf mit 3:1 gegen den 1. FC Nürnberg gewann, liegt das Team von Trainer Steffen Baumgart (52) zwei Spieltage vor Schluss allerdings nach wie vor vier Punkte hinter Rang drei.

Baumgart selbstbewusst: „Ich bin der Richtige an der richtigen Stelle“

Der Traum vom Aufstieg ist also weiterhin fern. Dennoch war Baumgart die Genugtuung nach dem Prestigeerfolg anzumerken. Und anzuhören.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Der Coach, der zum Jahresende beim abstiegsbedrohten 1. FC Köln gehen musste und danach auch den HSV nicht in die erhofften Höhen heben konnte, stand zuletzt in der Kritik. Sogar über mögliche Nachfolger wurde in der Hansestadt schon spekuliert.

Ob er sich darüber geärgert habe, wurde Baumgart im Sky-Interview gefragt. Baumgart verneinte – und hielt danach ein selbstbewusstes Plädoyer für sich selbst.

„Ich kann mich gar nicht ärgern, denn ich habe ja den Job hier. Und ich habe 'nen geilen Job“, sagte Baumgart: „Ich weiß, dass ich ein guter Trainer bin. Egal, ob man Erfolg hat oder nicht. Ich weiß, was ich kann. Da brauche ich keinen von außen.“

Im Anschluss war ihm anzumerken, dass ihm die Kritik wohl doch etwas geärgert hat. Einen Seitenhieb konnte er sich jedenfalls nicht verkneifen. „Die können erzählen, was sie wollen. Das ist ihr gutes Recht. Wir sind alle froh, dass wir in einem freien Land leben“, sagte der bekennende HSV-Fan. „Das ist auch alles in Ordnung. Jeder darf sich äußern. Es äußern sich ja sogar schon Leute, die seit 20 Jahren nicht in Hamburg waren.“

Baumgart wütet wegen St. Paulis Aufwärmprogramm

Mit ordentlich Trotz machte Baumgart dann eine klare Ansage an seine Kritiker: „Ich mache diesen Job hier und ich mache den gerne und ich bin der Richtige an der richtigen Stelle. Alle anderen können mich mal ... da, wo ich noch schöner bin.“

„Momentan ist es nur dummes Gequatsche“

Die besten Sprüche von Steffen Baumgart

Trainer Steffen Baumgart von FC Koeln brüllt während des Spiels am Spielfeldrand.

„Ein Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter pfeift und ich nicht mehr brülle.“ Baumgart über die zu geringe Laufbereitschaft seines Ex-Stürmers Anthony Modeste. Der Spruch wurde zum Fußballspruch des Jahres 2021 gekürt. Das Bild zeigt den Coach am 12. November 2022 in Berlin. Weitere seiner Sprüche liest du in dieser Bildergalerie.

Steffen Baumgart gibt beim Training Anweisungen.

„Ich weiß, es ist anstrengend. Aber es muss keiner zeigen, dass er kaputt ist. Das ist mir klar. Interessiert’s einen? Nein!“ Steffen Baumgart, hier am 17. Januar 2023, im September 2021 während einer intensiven Trainingseinheit am Geißbockheim.

Kevin McKenna (re.) und Steffen Baumgart (beide Cottbus) gönnen sich während der Aufstiegsfeier 2006 eine Zigarre.

„Wenn ein Spieler meint, er müsse nach dem Spiel hinten in der Ecke in der Kabine eine rauchen, gehe ich nicht hin und mache einen Lauten.“ Baumgart über den Umgang mit seinen Spielern in einem Interview vor Saisonbeginn 2021/22. Das Foto zeigt den FC-Trainer mit Co-Trainer Kevin McKenna als Spieler von Energie Cottbus nach dem Aufstieg am 14. Mai 2006.

Steffen Baumgart spricht auf der Pressekonferenz im Geißbockheim.

„Wenn ich mit Leuten über den FC gesprochen habe, hieß es immer: ‚Geiler Verein. Geile Stimmung. Geiles Stadion.‘ Und dann Platz 15? Finde den Fehler.“ Baumgart auf seiner ersten Pressekonferenz am 1. Juli 2021 über seine Ziele mit dem FC vor seiner ersten Saison mit dem 1. FC Köln.

Steffen Baumgart spricht auf der Pressekonferenz in der Allianz-Arena.

„Ich finde es einfach frech! (…) Mich stören (…) die Jungs, die dann draußen pfeifen. Und wenn wir uns die dann teilweise angucken, können die nicht drei Meter geradeaus laufen.“ Baumgart, hier am 24. Januar 2023, über die Pfiffe einiger Bayern-Fans beim Spiel gegen den 1. FC Köln.

Steffen Baumgart sitzt an einem Tisch und gestikuliert.

„Fußball. Das kann ich. Wenn ich über Fußball spreche, hören mir die Leute zu.“ Baumgart, hier am 17. Januar 2022, in einem Interview auf die Frage, was er am besten kann.

Steffen Baumgart steht vor dem Rheinenergie-Stadion und blickt in die Kamera.

„Es knallt an allen Ecken und Kanten.“ Baumgarts Reaktion auf die Schlagzeilen über seinen neuen Job als Trainer des 1. FC Köln. Das Foto stammt von seinem ersten Tag als FC-Trainer am 1. Juli 2021.

Trainer Steffen Baumgart Köln mit seiner kultigen Schiebermütze.

„Gehen wir in ein anderes Thema als meine Optik. Ich glaube, da gibt es viele Menschen, die schöner sind.“ Baumgarts Reaktion darauf, dass sich die Schiebermütze als sein Markenzeichen durchgesetzt hat. Das Foto zeigt den FC-Trainer am 24. Januar 2023 in der Allianz-Arena.

 Steffen Baumgart und Christian Streich stehen am Spielfeldrand.

„Vielleicht komme ich da auch noch hin.“ Steffen Baumgart, hier am 6. November 2022, reagiert auf die Aussage von Freiburg-Trainer Christian Streich, dass er während der Spiele schon wesentlich ruhiger geworden sei.

Steffen Baumgart grinst vor der Pressekonferenz des 1. FC Köln.

„Ich hatte noch nie so schnell mein Gehalt in der Zeitung stehen, wie diesmal.“ Steffen Baumgart, hier am 6. August 2021, nach seiner Ankunft als Trainer beim 1. FC Köln.

Steffen Baumgart benutzt einen gerollten Zettel als Fernrohr.

„Momentan ist es nur dummes Gequatsche und das geht mir irgendwann auf die Eier. Ich gehe jetzt nicht hinter den Busch und gucke, ob da jemand steht.“ Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Schalke über einen möglichen Abgang von Ellyes Skhiri. Das Foto stammt vom 2. Februar 2023.

Steffen Baumgart spricht auf der Pressekonferenz.

„Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! Ist noch ein bisschen früh, oder?“ Steffen Baumgart nach der Pressekonferenz am 11. November 2022 vor dem letzten Spiel des Jahres 2022.

Steffen Baumgart grinst in die Kamera.

„Die Ente ist am Ende fett.“ Der FC-Trainer wird vor dem Spiel gegen Mainz 05 mit einer Statistik konfrontiert, die den Coach nervt. Doch der 50-Jährige findet seine eigene Antwort darauf. Das Bild zeigt Baumgart am 19. Dezember 2022 im EXPRESS.de-Interview.

1.FC Köln vs. Borussia Dortmund, 8. Spieltag, 01.10.2022, 15.30 Uhr, von links: Steffen Baumgart (1. FC Köln), Edin Terzic (BVB), Bild: Herbert Bucco

„Ich bin kein guter Poker-Spieler. Bei All-in bin ich meistens raus.“ BVB-Trainer Edin Terzic´ bezeichnete die Spielweise des 1. FC Köln vor dem Aufeinandertreffen in der Bundesliga als „All-in-Fußball“. Steffen Baumgart war leicht ratlos, was sein Trainerkollege damit gemeint haben könnte. Das Foto stammt vom 1. Oktober 2022.

Steffen Baumgart grinst beim FC-Training.

„Wir sollten aufhören, darüber zu weinen und unseren Weg gehen.“ Steffen Baumgart über den Abgang von Youngster Florian Wirtz zu Bayer Leverkusen. Das Foto zeigt den Trainer am 25. Januar 2023.

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Auch bei der Pressekonferenz hatte Baumgart Redebedarf. Diesmal ging es aber um den Gegner St. Pauli. Was den HSV-Trainer erzürnte, war eine Szene vor der Partie: Spieler der Gäste hatten Teile ihres Aufwärmprogramms in der Hälfte des HSV absolviert. Daraufhin kam es zu einer Rudelbildung auf dem Spielfeld.

„Das ist auch eine Art von Respekt, dass ich nicht in die Übung eines Gegners reinlaufe, der da gerade Kreis spielt. Klare Ansage“, sagte Baumgart, der betonte, dass das nicht zum ersten Mal passiert sei. „Ich bin 30 Jahre dabei und eines steht fest: In meiner Hälfte hat keiner was zu suchen.“

Sein Gegenüber zeigte sich wenig überzeugt von Baumgarts Argumenten. „Wir werden es weiterhin machen. Ich habe den HSV noch nie dort aufbauen sehen, sie machen es jetzt, weil sie wissen, dass wir da in die Hälfte laufen“, sagte Fabian Hürzeler (31) und fügte leicht kryptisch an: „Ich empfinde andere Verhaltensweisen als respektlos, aber, wenn wir das jetzt ausführen, wird es länger dauern.“ (mit sid)