Kommentar zur Bayern-BlamagePokal-Gesetze bestätigt – für viele Fans ist das besonders bitter

Der Außenseiter aus Saarbrücken jubelt, der turmhohe Favorit aus München ist nach dem Spiel im DFB-Pokal geschlagen.

Der Außenseiter aus Saarbrücken jubelt, der turmhohe Favorit aus München ist geschlagen: Am 1. November 2023 wurde im Ludwigsparkstadion Pokalgeschichte geschrieben.

Dass der DFB-Pokal seine viel beschworenen eigenen Gesetzte hat, ist auch in der Saison 2023/2024 wieder deutlich geworden. Bei vielen Fans fällt die Schadenfreude allerdings bittersüß aus. Ein Kommentar.

von Béla Csányi (bc)

Die Floskel ist gefühlt so alt wie der Wettbewerb selbst, aber auch in der Saison 2023/2024 ist nach zwei Runden klar: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und das ist auch gut so!

Bestätigt wurde das bewährte Pokal-Grundgesetz diesmal vor allem durch die Mega-Blamage des FC Bayern beim Drittliga-15. aus Saarbrücken. Aber auch der große Rest der Bundesliga arbeitete fleißig daran, den Mythos DFB-Pokal um ein neues Kapitel zu bereichern – und dessen Bedeutung für den deutschen Fußball zu untermauern.

DFB-Pokal schenkt Fußball-Deutschland weiter das gewisse Etwas

Anders als mit den ureigenen Pokal-Gesetzen ist es kaum zu erklären, dass unter den verbliebenen 16 Vereinen nur noch sechs (!) Erstliga-Vertreter sind. Mit acht Klubs hat die 2. Bundesliga sogar die Oberhand, hinzu kommen ein Dritt- und ein Viertligist. Mit Qualität hat die Zwischenbilanz schließlich wenig zu tun.

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Inmitten der Diskussionen um Investoren-Gelder für die Bundesliga und neue TV-Verträge in Milliardenhöhe, einer zunehmenden Spaltung innerhalb der DFL und einem alleinigen Abo-Meister bleibt der DFB-Pokal eine Wohlfühloase für Traditionalistinnen und Traditionalisten.

Sechsfach-Sieger ist Spitzenreiter

DFB-Pokal: Diese Erstligisten scheiterten am häufigsten in der 1. Runde

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Die immer größer werdende Schere zwischen Spitzenklubs und aussichtslosen Verfolgern klappt hier für 90 oder sogar 120 Minuten komplett zusammen.

Der beste Beweis dafür sind die Bayern, die noch am Wochenende Darmstadt mit acht Toren binnen 45 Minuten zerpflückt hatten und sich in der Saarbrücker Pokal-Atmosphäre plötzlich Knoten in die Beine spielten. Selbst Trainer Thomas Tuchel, nie um eine geistreiche Erklärung verlegen, war in den ersten Interviews komplett ratlos. 

Kurios: In den drei Spielen, in denen Zweitligisten in der 2. Pokalrunde auf Bundesliga-Klubs trafen, setzten sich die klassentieferen Vereine durch. Zum Vergleich: In der Aufstiegs-Relegation triumphierten in den vergangenen 14 Jahren gerade mal drei Zweitliga-Vertreter. Bei den jüngsten elf Ausgaben sogar nur ein einziger! Von dieser Chancenlosigkeit war auf der Pokal-Bühne nichts mehr zu sehen.

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Was auch immer in der Bundesliga mit inzwischen elf Bayern-Meisterschaften in Serie über die Jahre verloren gegangen ist, im Pokal ist das gewisse Etwas weiter vorhanden. Das bestätigen auch die Millionen-Quoten für die Live-Übertragungen der Spiele bei ARD und ZDF, während sich das Interesse an den Bundesliga-Highlights in der „Sportschau“ zuletzt deutlich im Sinkflug befand.

Den einen Wermutstropfen gibt es allerdings dann auch im Pokal immer wieder. Dass in Abwesenheit der übermächtigen Bayern zuletzt zweimal in Folge ausgerechnet das Marketing-Konstrukt aus Leipzig gewann, drückte 2022 und 2023 auf die Stimmung.

In diesem Jahr dürften die Fans vieler Erstliga-Klubs wiederum bedauern, dass ihre Lieblinge die Titel-Chance in Abwesenheit von Rekord-Sieger und Titelverteidiger so früh und leichtfertig aus der Hand gegeben haben. Bei allem Hohn über den Münchner Stolperer reichte es etwa in Köln, Bremen oder Freiburg nur für bittersüße Schadenfreude.