Ex-FC-Kapitän Jonas HectorEM-Show: Kölner ist der neue Elton – „Das war ein Orgasmus-Moment“

Jonas Hector bei MagentaTV.

Jonas Hector bei der Premiere der neuen EM-Show „Studio Pille-Palle“ am Freitag (14. Juni 2024).

Ex-FC-Kapitän Jonas Hector versucht sich bei der Heim-Europameisterschaft mit einer Late-Show. Zusammen mit Schauspieler Fahri Yardim führt er durch die Sendung. Darüber sprach der Kölner.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Er bescherte Deutschland einen der emotionalsten Momente bei der EM 2016. Jonas Hector (34) schoss seine Mannschaft mit einem glücklich verwandelten Elfmeter gegen Italiens Legende Gianluigi Buffon (46) ins Halbfinale. Der Ex-Kölner war damals der 18. Schütze in einem epischen Elfmeterschießen.

Am 19. November 2019 bestritt Hector sein 43. und letztes Länderspiel für Deutschland. Hansi Flick (59) versuchte ihn noch einmal für die WM 2022 zurück ins Team zu holen. Doch die Entscheidung zum DFB-Ende blieb bestehen.

Nächste Ausgabe von „Studio Pille-Palle“ am Mittwochabend

Bei der nun laufenden Heim-EM hat der frühere Köln-Kapitän eine neue Aufgabe. Zusammen mit Schauspieler Fahri Yardim (43, „Jerks“, „Tatort“) bestreitet er die Late-Show „Studio Pille-Palle“ bei MagentaTV. Am Mittwoch (19. Juni 2024) gibt es ab 23.30 Uhr die nächste Ausgabe. Moderatorin Aminata Belli (32) wird zu Gast sein.

Alles zum Thema Jonas Hector

Am Tag zuvor plauderten die beiden Protagonisten der EM-Show über zahlreiche Themen rund um die Sendung und um das Heim-Turnier. EXPRESS.de war dabei und hakte nach.

Das Konzept von „Studio Pille-Palle“

Fahri Yardim: Fußball ist die unwichtigste Wichtigkeit der Welt. In der Sport-Berichterstattung wird schon versucht, das Spiel komplett zu analysieren. Wir wollen dem Fußballgefühl abseits der Vernunft Raum geben. Die Sendung ist wie ein Nachbeben, bevor es ins Bett geht, eine Seelenmassage dessen, was wir erlebt haben.

Ich bin Haupt-Berichterstatter der Fankultur, weil ich seit D-Jugend-Zeiten auf der Bank saß, und habe eine sehr schöne Vogelperspektive auf den Fußball, während Jonas viel zu nah dran war als Spieler.

Jonas Hector mit Fahri Yardim bei der EM-Show.

Zusammen mit Schauspieler Fahri Yardim (l.) führt Jonas Hector durch die neue Late-Show bei der EM.

Jonas Hector: Ich lasse Fahri gerne machen. Er ist eher der Extrovertierte, ich der Introvertierte. Ich mach’s immer etwas kürzer und diplomatischer. Da kriegen wir es gut hin, uns zu ergänzen. Da ist auf der einen Seite der schwafelnde Fan, der keine Ahnung hat, von irgendwas …

Fahri Yardim: Das ist unterste Schublade. Ich versuche ihn mit liebevollen Worten, als meinen Partner zu etablieren und kriege direkt die ganze Breitseite. Auch Fan sein ist Leistungssport.

Jonas Hector: Die Show an sich ist für mich spannend, weil ich so etwas noch nie gemacht habe, Fahri in der Form auch nicht. Bei der Probe waren wir uns auch noch nicht sicher, was es überhaupt wird. Auch in Zukunft sind wir mal gespannt, was wir da fabrizieren. Es ist schon aufregend und cool, solche Dinge mal zu machen. Laura Wontorra hat mich als ‚Neu-Comedian‘ anmoderiert. Das sehe ich nicht ganz. ‚Gehilfe von Fahri‘ trifft es eher. Ich sitze auch ganz gerne da und höre ihm einfach zu.

Fahri Yardim: Er ist mein Elton. Ich kenne diese Windschatten-Rolle aus meinem Zusammenspiel mit Til Schweiger oder Christian Ulmen. Da war ich immer Trittbrettfahrer. Jonas nehme ich aber mehr mit. Das ist auch ein Charity-Projekt für gefallene Fußballhelden.

Hectors Elfmeter-Treffer gegen Italien

Fahri Yardim: Das war so ein Orgasmus-Moment. Ich habe das Spiel in einer Heavy-Metal-Kneipe geschaut. Als Jonas zum Ball ging, habe ich geschrien: ‚Nein, nicht Jonas‘. Ich hätte als Fan jeden anderen bevorzugt. Er wusste selbst, dass er nicht der geeignete Schütze ist. Dann rutscht der Ball unter Buffon durch und Jonas hatte einen der größten Welttorhüter traumatisiert, mit einem verunglückten Schuss. Die Leute in der Kneipe hatten Sabber im Bart. Da wurde ein Moment geboren, so etwas kann man nicht planen und kontrollieren.

Prognose für das deutsche Team

Jonas Hector: Das Spiel gegen Schottland fand ich wirklich langweilig, weil es dahingeplätschert ist. Es war aber ein überragender Auftakt ins Turnier. Für die Jungs gibt es kein besseres Gefühl, als mit solch einem Sieg zu starten und die Euphorie im Land mitzunehmen. Die nächsten zwei Spiele werden sicher ein anderes Kaliber.

Fahri Yardim (l.) und Jonas Hector mit Gast Frederick Lau.

Fahri Yardim (l.) und Jonas Hector runden bei der MagentaTV-Show „Studio Pille-Palle“ die EM-Spieltage ab. Bei der ersten Sendung war Schauspieler Frederick Lau (M.) zu Gast.

Fahri Yardim: Die Mannschaft hat zum Start nicht gezittert, sondern einfach gespielt. Für mich war es die schönste Langeweile, die ich kenne. Das 5:1 hat mich fast in Schockstarre versetzt. Wie kann es sein, dass wir so gut sind? Das Ungarn-Spiel wird eine Weiche sein. Die müssen was liefern, wir gehen vielleicht etwas zu selbstsicher in die Begegnung. Da wird sich entscheiden, ob das wirklich ein Sommermärchen wird oder ein Albtraum.

Die Atmosphäre im Stadion

Fahri Yardim: Vielleicht heilen wir das im Moment so etwas misstrauische Land ein wenig. Deutschland brauchte fünf Tore, bis die Fans angefangen haben zu singen. Da ist noch viel Unruhe. Dabei habe ich das Gefühl, dass das Bedürfnis nach Lockerheit nach einer angespannten Zeit sehr groß ist. Märchen auf Abruf gibt es aber nicht. Man muss einfach loslassen. Das ist wie beim Stuhlgang. Wir müssen als Gesellschaft die anale Phase nachholen. Selbst beim 3:0 herrschte in München ein skeptisches Gemurmel. In anderen Stadien war es wahnsinnig laut.

Jonas Hector: Stimmung muss einfach entstehen. Das kommt automatisch, wenn die Spieler enger sind und mehr Spannung herrscht. Beim Spiel zwischen Österreich und Frankreich gab es auch kein Chancen-Feuerwerk. Aber der Spielverlauf gab viel mehr Momente her, die die Fans mitgehen ließen. Das wird sich auch bei Deutschland-Spielen immer weiter steigern.

Deutschlands Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt

Jonas Hector: Er hat eine überragende Runde beim VfB Stuttgart gespielt und macht es auch bei der Nationalmannschaft gut. Es ist nie so einfach in ein Turnier zu starten. Ich kenne es noch von mir. Das war schon etwas anderes als ein normales Länderspiel. Der Sieg gibt jetzt Selbstvertrauen und die Jungs können die Angst vor dem Heim-Turnier etwas ablegen.

Die EM-Favoriten nach dem Auftakt

Jonas Hector: Erst einmal ist es wichtig, die Gruppenphase zu überstehen, dann geht es in die Crunch-Time. Da gilt es nicht mehr groß nachzudenken oder zu taktieren. Natürlich gibt es einem ein gutes Gefühl, wenn man wie Deutschland zur Halbzeit 3:0 führt. Aber auch England und Frankreich haben drei Punkte wie wir. Darauf kommt es an. Die Belgier haben verloren, die haben nun zwei Endspiele.