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Schock-Nachricht für Fußball-FansKampf gegen den Krebs verloren: Christoph Daum ist tot

Christoph Daum galt als Sprücheklopfer und Lautsprecher, als Motivationskünstler und Messias. Hohen Hürden hat der einstige Meistertrainer sich nie widersetzt, seinen größten Kampf nun aber verloren.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Die Fußball-Europameisterschaft hatte er noch als Experte auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt. Zusammen mit seinen Freunden Reiner Calmund (75) und Wolfgang Bosbach (72) hatte Christoph Daum die Reise und die abendlichen Talkrunden auf dem Schiff sehr genossen.

Doch nach der Rückkehr nach Köln verschlechterte sich der Zustand des Meistertrainers zusehends. Es gab Nächte, in denen er kaum einschlafen konnte. Tage, an denen ihm die Kraft für die einfachsten Dinge fehlte. Die Chemotherapien saugten dem 70-Jährigen die letzte Energie aus dem Körper.

Familie bestätigt Tod von Christoph Daum

In den vergangenen Tagen sorgten sich Daums Freunde bereits um den Gesundheitszustand des großen Kämpfers. Am Samstag (24. August 2024) kam die bittere Nachricht. Der einstige Lautsprecher der Fußball-Bundesliga hat seinen schwersten Kampf verloren.

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„Christoph Daum ist am 24. August infolge seiner schweren Krebserkrankung friedlich im Kreise seiner Familie verstorben“, heißt es in einem Statement der Familie. Die vergangenen Tage hatte Daum bereits in seinem Kölner Wohnsitz im Hahnwald verbracht, öffentlich war er zuletzt nicht mehr aufgetreten.

Viele seiner Ex-Vereine, wie Fenerbahce, Besiktas oder Austria Wien, drückten noch in der Nacht in den sozialen Medien ihr Beileid und Mitgefühl für die Angehörigen aus.

Seit dem Herbst 2022 hatte der Coach gegen den Lungenkrebs gekämpft. Erst zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, kurz darauf kam der alte Daum wieder ans Licht: Er gab Interview um Interview, setzte sich in Talkshows oder tauchte in Podcasts auf. „Der Krebs hat sich den falschen Körper ausgesucht“, lautete seine Kernbotschaft. Mit seinem Kampfgeist wollte Daum anderen Menschen Mut machen.

Noch vor sieben Wochen, vor dem EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien, hatte er EXPRESS.de ein großes Interview gegeben. Darin lobte er die deutsche und die türkische Nationalmannschaft. Der Erfolgstrainer war in seinem Element, sprühte vor Lust. Nur bei der Frage, wie es ihm denn gesundheitlich gehe, räumte er ehrlich ein: „Manchmal nicht so gut“.

Die Auseinandersetzung mit dem Krebs stand sinnbildlich für sein ganzes Leben. Schon als Kind legte er sich mit Mitschülern an, die eigentlich viel größer und kräftiger als der schmächtige Junge aus Duisburg waren. Als junger und noch unbekannter Trainer des 1. FC Köln richtete er völlig überraschend eine Kampfansage an den großen FC Bayern und dessen Manager Uli Hoeneß – und stürzte den Bundesliga-Dominator fast sogar. Auch in seinem späteren Leben war Daum keine Herausforderung zu groß.

Doch je höher er strebte, desto tiefer stürzte er auch ab. Kurz nach seiner ersten Bundesliga-Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart 1992 verspielte er durch einen Wechselfehler die Qualifikation für die Champions League. Als bis heute einer der besten Trainer der Vereinsgeschichte von Bayer Leverkusen verhinderte die legendäre Kokain-Affäre 2000 sein eigentlich schon sicheres Engagement als Bundestrainer.

Proklamation des Kölner Dreigestirns, Christoph Daum mit Frau Angelica.

Mit seiner Frau Angelica besuchte Christoph Daum am 5. Januar 2024 noch die Proklamation des Kölner Dreigestirns.

Aber Daum kam zurück. Immer wieder. Er gewann weitere Titel in Österreich und der Türkei, führte den 1. FC Köln zurück in die Bundesliga und hielt ihn dort. Und immer wieder sagte er während seines bewegten Lebens diese Sätze: „Du kannst hinfallen. Es ist auch nicht entscheidend, wie oft du hinfällst. Du musst nur immer wieder aufstehen.“ Aber beim teuflischen Krebs war auch er machtlos.

Dabei hatten sich bis zuletzt seine Weggefährten beeindruckt von Daums Kampfgeist gezeigt. Noch im Oktober 2023 hatte Daum mit vielen von ihnen auf der Feier zu seinem 70. Geburtstag in einem Kölner Restaurant zur Musik der „Höhner“ geschunkelt. Mit dabei waren unter anderem der ehemalige Weltklassespieler Michael Ballack oder DFB-Sportdirektor Rudi Völler. Schon damals war Daums Körper vom Krebs gezeichnet. Gejammert hat er deswegen nie.

Gejammert hat Christoph Daum nie

Es sei „unglaublich, wie Christoph seine Popularität nutzt, um auf seine schwere Krankheit hinzuweisen und versucht, Menschen mit dem gleichen Schicksal ein bisschen Hoffnung zu geben“, sagte etwa Völler, der einst als Sportdirektor in Leverkusen mit dem Trainer Daum zusammengearbeitet hatte. Sein ehemaliger Spieler Ballack betonte, Daum sei „auch in dieser schweren Zeit ein Vorbild für viele Menschen“.

Der Krebs veränderte in den Augen vieler Menschen auch das Bild, das sie bis dahin von Daum hatten. Aufgrund seiner Biografie wurde Daum davor entweder verehrt oder verachtet, etwas dazwischen gab es kaum. Sein Umgang mit der Krankheit brachte ihm Sympathien über die Grenzen des Sports hinaus ein. Selbst sein einstiger Dauerfeind Hoeneß versöhnte sich öffentlich mit Daum und zeigte sich im Rahmen einer TV-Dokumentation gemeinsam mit ihm vor der Kamera.

Und egal, wie man Daum nun in Erinnerung behält: Als Sprücheklopfer, Provokateur, Motivationskünstler, Messias, Fast-Bundestrainer oder Dauer-Vizemeister mit Leverkusen – langweilig wurde es mit ihm nie. „Andere erziehen ihre Kinder zweisprachig, ich beidfüßig“, sagte er mal. Oder: „Der Unterschied zwischen gut und spitze ist oft nur eine Fußspitze.“ Es sind nicht nur solche Sätze, die dem deutschen Fußball in Zukunft fehlen werden. (mit dpa)