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TV-Experte bei der EMSchiedsrichter wünscht sich Regeländerung in der Bundesliga

Schiedsrichter Patrick Ittrich in Aktion.

Patrick Ittrich (hier am 10. Mai 2024) pfeift in der Bundesliga und ist während der EM als Experte bei MagentaTV im Einsatz.

Zum Vorrunden-Ende hat Schiedsrichter Patrick Ittrich eine Zwischenbilanz aus Sicht der Unparteiischen gezogen. Es gibt Entwicklungen, die er sich auch in der Bundesliga wünscht.

von Marcel Schwamborn (msw)

Das Ende der EM-Vorrunde ist ein guter Anlass, um auch bei den Unparteiischen eine Zwischenbilanz zu ziehen. „Im Zusammenspiel mit dem VAR ist es bisher eine gute EM für die Schiedsrichter. Es ist doch positiv, dass sie kein großes Thema sind“, sagt Patrick Ittrich (45).

Der Bundesliga-Referee ist beim Turnier als Experte bei MagentaTV im Einsatz. Er sagte aber auch: „Es liegt auch daran, dass uns oft die Emotionalität fehlt. Wenn man Slowenien gegen Serbien schaut, dann ist das was anderes als Dortmund gegen Bayern. Da nimmt man die Dinge einfach hin und regt sich nicht auf.“

Patrick Ittrich: „Ich möchte nicht draufhauen, ich sitze im Glashaus“

Während viele TV-Sender Schiedsrichter engagiert haben, die nicht mehr aktiv sind, bereitet sich Ittrich parallel zur EM auf die nächste Bundesliga-Saison vor. „Ich möchte nicht draufhauen, denn ich sitze im Glashaus. Man macht die Fehler nicht mit Absicht. Man kann auch oft nicht sagen, ob ein Pfiff richtig oder falsch war, denn so einfach ist das bei den Entscheidungen nicht“, sagt er.

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Dennoch hält er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Die Beschwerden von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) über die verhängnisvolle Gelbe Karte für Jonathan Tah (28) kann er nicht nachvollziehen. „Das ist eine 1000-prozentige Gelbe Karte. Ich verstehe nicht, wieso man darüber diskutieren kann. Er springt mit dem Bein da oben in Kopfhöhe in Embolo rein. Wenn er ihn im Gesicht trifft, muss man sogar über Rot nachdenken.“

Breel Embolo (l) von der Schweiz und Deutschlands Jonathan Tah kämpfen um den Ball.

Dieses Zweikampfverhalten von Jonathan Tah gegen den Schweizer Breel Embolo war aus Ittrichs Sicht eine klare Gelbe Karte.

Wichtigste EM-Neuheit ist die Regel, dass nur noch die Kapitäne mit den Schiedsrichtern diskutieren dürfen, um Rudelbildungen zu verhindern. „Gefühlt hätte ich mir das schon vor 15 Jahren gewünscht. Ich hoffe, dass man sich darauf einigt, dass das auch in der Bundesliga eingeführt wird. Ich finde das gut, wenn alle eine klare Konsequenz ihres Verhaltens kennen“, sagt Ittrich.

Nach dem Ende der EM und dem Abschluss der Auswertung des Turniers will sich der DFB äußern, ob man diese Praxis auch übernimmt. Nationalspieler Joshua Kimmich (29) fürchtet, dass Spielern schneller eine Sperre drohe, wenn die Karten rascher gezückt werden.

„Wenn ein Spieler wie der Portugiese Rafael Leao meint, zwei Schwalben zu produzieren, dann hat er es zwingend verdient, gesperrt zu werden“, entgegnet Ittrich auf EXPRESS.de-Nachfrage. „Ich habe noch keine zweite Gelbe Karte gesehen, die durch diese Regel entstanden ist.“

Es gehe bei der neuen Marschroute auch nicht darum, allen Spielern den Mund zu verbieten. „Wenn ein Spieler gefoult wird, habe ich kein Problem damit, eine gewisse Emotion auszuhalten. Wenn alles sachlich zugeht, ist das im Rahmen. Es geht darum, dass da oft noch einer quer über den Platz gerannt kommt und mir was erzählen will. Wir wollen Rudelbildung und das sogenannte Schiedsrichter-Mobbing verhindern. Und das kann jeder kontrollieren.“

Patrick Ittrich am EM-Tisch.

Patrich Ittrich (r.) am Expertentisch von MagentaTV mit Johannes B. Kerner, Shkodran Mustafi und Owen Hargreaves (v.l.).

Während in der Bundesliga gern über den VAR-Einsatz geschimpft wird, haben bei der EM viele das Gefühl, dass die Video-Schiedsrichter schneller und besser entscheiden. „Wir hatten 17 Eingriffe nach 32 Spielen, das ist vom Schnitt her viel höher als in der Bundesliga. Aber alle sagen, es sei okay“, sagt der MagentaTV-Experte. „Es sitzen aber auch viel mehr Menschen bei den Spielen im Zentrum in Leipzig, dazu gibt es die halbautomatische Abseitserkennung, die wir in der Bundesliga noch nicht haben, weil es mit Kosten zu tun hat.“

Der Unparteiische wünscht sich sogar noch eine Ausweitung der VAR-Kompetenzen. „Damit hätte ich kein Problem. Die Frage ist nur, wo wir anfangen und wo wir aufhören. Es kann ja sein, dass ein Einwurf, der am eigenen Strafraum falsch ist, zum Tor führt. Ich pfeife auch ungern halbgare Freistöße rund um den Strafraum. Wenn die dann reingehen, bin ich der Doofmann der Nation. Daher: Wenn es schnell geht und man mir sagen könnte, ob es doch eine Ecke war oder ein Abstoß, wäre ich dafür.“

Ittrich wünscht sich auch VAR-Einsatz bei Eckbällen und Freistößen

Nur von einer Forderung, die er oft hört, hält Ittrich weniger, wie er EXPRESS.de erklärte. „Eigenständig raus an den Bildschirm zu gehen, auch wenn sich der VAR nicht meldet, das initiiert man, um Druck vom Kessel zu nehmen. Wenn in der 89. Minute die Bude brennt, kann ich mal rausgehen, damit sich alle beruhigen. Das kann man als Ausnahme machen, ist aber nicht vorgesehen.“

Der Grund: „Ich brauche draußen ja Bilder, die mir etwas beweisen, was völlig im Gegensatz zu meinem Eindruck steht, damit ich meine Entscheidung ändere. Daher wäre das Zeitverschwendung und es wird inflationär. Diese Diskussion habe ich oft mit Trainern und Spielern, die von mir verlangen, ich solle mir strittige Szenen anschauen. Ich entgegne dann: Wann soll ich rausgehen? Bei 70:30-Situationen, bei 60:40? Dann wird es willkürlich.“