Der russische Fußball steht wegen der harten Sanktionen gegen das Land nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine vor ungewissen Zeiten. Zwei deutsche Trainer sind bereits weg, ein letzter Coach bleibt vorerst.
Flucht aus RusslandZwei deutsche Trainer werfen hin – aber ein Ex-Bundesliga-Coach bleibt
Mit seinem groß angelegten militärischen Angriff auf die Ukraine hat Wladimir Putin (69) auch sein eigenes Land in große Schwierigkeiten gebracht. Die weltweit beispiellosen Sanktionen in Politik, Wirtschaft und Sport haben Russland ins Mark getroffen. Im heimischen Fußball sind die Konsequenzen ebenfalls deutlich zu spüren.
Die Zukunft vieler Stars der bislang noch extrem finanzstarken russischen Premier Liga hängt in der Luft, mit Markus Gisdol (52) und Daniel Farke (45) suchten jetzt auch zwei deutsche Trainer binnen 24 Stunden das Weite. Ein Coach mit Bundesliga-Erfahrung hält an seinem Engagement in Moskau bislang allerdings fest.
Sandro Schwarz plant weiter mit Verbleib in Russland
Der frühere Mainzer Trainer Sandro Schwarz (43) saß beim Rückrunden-Auftakt von Dynamo Moskau am Samstag (26. Februar) bei FK Khimki (3:0) und am Dienstag (1. März) im Pokal-Achtelfinale gegen Nizhny Novgorod (3:0) noch auf der Trainerbank und plant derzeit nicht damit, seine Zelte in der Hauptstadt vorzeitig abzubrechen.
„Ich bin nicht derjenige, der sich ein Ticket kauft und davonfliegt. Es geht nicht um mich. Ich fühle mich verantwortlich und ich werde beim Klub bleiben“, sagte Schwarz auf Dynamos Vereins-Homepage am Wochenende: „Ich liebe jeden einzelnen meiner Spieler, genau wie alle Klub-Angestellten, die seit langer Zeit alles geben.“
Zu dieser Haltung steht er weiterhin, obwohl sein ukrainischer Assistent Andrej Voronin (42) den Trainerstab wegen Russlands Angriff auf sein Heimatland inzwischen offiziell verlassen hat. „Ich konnte nicht in dem Land arbeiten, das meine Heimat bombardiert“, erklärte Voronin sein Aus gegenüber EXPRESS.de. Im Ligaspiel am Wochenende hatten die Dynamo-Fans ihren damals bereits nicht mehr in Russland weilenden Co-Trainer mit Sprechchören gefeiert.
Nach Ukraine-Krieg: Ungewisse Zukunft für Fußball in Russland
Im russischen Fußball blickt Sandro Schwarz (Vertrag bis 2024) derweil in eine unsichere Zukunft. International sind die Klubs des Landes bis auf Weiteres vollkommen isoliert und dürfen nicht am Europapokal teilnehmen. Sollten die wirtschaftlichen Sanktionen auch bei den Groß-Sponsoren der Vereine voll einschlagen, wäre das bisherige Niveau schon kurzfristig nicht zu halten – weder sportlich, noch finanziell.
Schließlich lockten russische Klubs bis zuletzt namhafte Profis mit lukrativen Verträgen in die Liga. Zu den Stars zählen viele Südamerikaner wie Zenits vom FC Barcelona verpflichteter Brasilianer Malcom (25), der frühere kolumbianische Bundesliga-Stürmer Jhon Córdoba (28) und der einstige HSV-Brasilianer Douglas Santos (27). Sobald die fürstlichen Millionen-Gehälter nicht mehr gezahlt werden können, droht den Vereinen der große Legionärs-Exodus. Schon jetzt bemüht sich die internationale Spielervereinigung Fifpro um eine Kündigungsoption, mit der ausländische Profis ihre russischen Klubs ablösefrei verlassen können.
Nachdem Gisdol und Farke hingeworfen haben, sind Schwarz, der Italiener Paolo Vanoli (49, Spartak Moskau) und der Montenegriner Miodrag Bozovic (53, Arsenal Tula) die einzigen verbliebenen ausländischen Trainer der Premier Liga. Kaum vorstellbar, dass weitere internationale Übungsleiter das Trio in absehbarer Zeit aufstocken. (bc)